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Kanton Aargau
Die Gewerkschaft Unia fordert, dass Baustellen mit direkter Sonneneinstrahlung, zum Beispiel auf Autobahnen, und auf Baustellen mit Teerflächen, bei Temperaturen über 35 Grad geschlossen werden. Und so reagieren Aargauer Unternehmen auf die Unia-Forderung.
In den letzten Tagen stiegen die Temperaturen im Aargau über 35 Grad – die Hitzewelle hat den Kanton fest im Griff. Gearbeitet werden muss trotzdem, doch nicht alle sitzen im klimatisierten Büro. Besonders hart ist die Hitze für Bauarbeiter.
Wie Tele M1 berichtete, herrschen teilweise 70 Grad auf den Baustellen. Alleine der Teer, mit dem die Bauarbeiter arbeiten, ist 180 Grad heiss. «Fast wie eine Sauna ist es hier», sagte ein Arbeiter im Bericht.
Auch für die Gewerkschaft Unia ist die Hitze ein Thema. Sie fordert, dass Baustellen mit direkter Sonneneinstrahlung, zum Beispiel auf Autobahnen, und auf Baustellen mit Teerflächen, bei Temperaturen über 35 Grad geschlossen werden.
Ab 30 Grad sollten grundsätzlich nur noch Arbeiten im Schatten ausgeführt werden. «Zu den grössten Gefahren bei Anstrengung unter prallster Hitzesonne gehören Dehydrierung, Sonnenstich oder Hitzeschlag. Das kann zu schweren gesundheitlichen Problemen oder gar zum Tod führen», so die Gewerkschaft.
Die AZ hat bei einigen Bauunternehmen, darunter Implenia, Cellere, Zehnder Bau, Grundmann Bau und Erne Bau, nachgefragt, ob sie den Forderungen der Unia nachkommen. Alle Unternehmen betonten, dass die Gesundheit der Arbeiter oberste Priorität habe. Doch eine Einstellung der Arbeit auf den Baustellen bei Hitze ist nicht für alle Unternehmen eine Option.
So plant die Grundmann Bau AG aus Suhr keinen Betriebsunterbruch wegen des Wetters: «Es werden aber zusätzliche Abkühlpausen im Schatten eingelegt und das Führungspersonal ist sensibilisiert, auf Anzeichen von Mitarbeitern zu achten, die Mühe mit der Hitze zeigen», sagt Geschäftsführer Patrik Grundmann.
Weiter stelle das Unternehmen den Arbeitern gratis Sonnenschutzmittel und Wasser zur Verfügung. Laut Grundmann liege der aktuelle Trinkwasserverbrauch auf seinen Baustellen bei 350 Litern pro Tag.
Es bleibt am Wochenende heiss im Aargau, für Teile des Kantons gelten die Warnstufe 3 (erheb-liche Gefahr) bis Warnstufe 4 (grosse Gefahr). Dies betrifft die Warnregionen Frick-Leibstadt und Rheinfelden. In einer Mitteilung mahnen der kantonale Führungsstab sowie das Departement Gesundheit und Soziales ältere Menschen zur Vorsicht. Sie sind besonders anfällig für Hitzestress und Probleme des Herz-Kreislauf-Systems.
Dank der Feuchtigkeit in der Luft und im Boden besteht derzeit keine Brandgefahr im Freien, hält der Kanton weiter fest. Die Lage werde jedoch durch den Kantonalen Führungsstab, die Abteilung Wald und die Aargauische Gebäudeversicherung wöchentlich neu beurteilt. Dank des aktuellen Grundwasservorrats kann laut Kanton unmittelbar ein Engpass bei der Trinkwasserversorgung im Aargau ausgeschlossen werden. (fh)
Gratis Wasser gibt es auch bei der Bau AG aus Möriken. Laut Inhaber Walter Zehnder bekommen die Arbeiter Sonnenbrillen gestellt, Sonnencreme liege jedoch in ihrer Eigenverantwortung. «Es ist ein harter Job auf dem Bau», sagt Zehnder. Um den Angestellten entgegenzukommen, habe man die Arbeitszeit während der Hitzewelle verkürzt. «Wir machen früher Feierabend, aber die Zeit muss bei schlechtem Wetter nachgeholt werden», so Zehnder.
Auch die Arbeiter von Erne Bau aus Laufenburg fangen wegen der Hitze schon früh morgens an. Die Entscheidung, wann die Arbeit auf der Baustelle beginnt, werde individuell festgelegt, teilt das Unternehmen mit. Damit vertritt Erne Bau dieselbe Herangehensweise wie Implenia und Cellere. Bei Cellere heisst es: «Jeder Bauführer entscheidet täglich mit seinem Team, ob gewisse Arbeiten nicht oder nur reduziert durchgeführt werden.» Man gehe nur jene Arbeiten an, die technisch und wirtschaftlich sinnvoll seien und bei denen die Gesundheit der Mitarbeitenden berücksichtigen werde.
Für die Suhrer Grundmann Bau AG ist ein früherer Arbeitsbeginn schwieriger umzusetzen. Man müsse wegen des Baulärms Rücksicht auf Nachbarn nehmen. Patrik Grundmann sagt: «Unser Kerngeschäft findet draussen statt.» Man müsse sich täglich mit der aktuellen Wetterlage auseinandersetzten und sich auch entsprechend vorbereiten. «Unsere Mitarbeitenden sind sich dessen bewusst und wissen, wie sie damit umzugehen haben», so Grundmann.
Die Gewerkschaft Unia teilt mit, dass sie während der Hitzewelle auf Baustellen in der ganzen Schweiz präsent sein wird. «Auf den meisten kontrollierten Baustellen werden Wasser und Sonnencreme bereitgestellt», sagt Sprecherin Silja Kohler. «Es kommt selten vor, dass die Unia intervenieren muss, weil Wasser und Creme fehlen.» Weiter sagt sie, dass sich einige Bauunternehmen von selbst entschieden hätten, ihre Arbeitszeiten der Hitze anzupassen. «Manche machen das aber auch erst nach Intervention unserer Sekretäre und Sekretärinnen», sagt sie. Es gebe auch Fälle, bei denen die Suva, die Arbeitsinspek-tion oder die Polizei eingreifen müssten. Kohler appelliert an die Bauleiter: «Sie spielen eine wichtige Rolle dabei, welche Massnahmen auf der Baustelle tatsächlich ergriffen werden.»