Startseite Aargau Kanton
Das Leserwandern bindet ein treues Publikum. 266 Wanderer marschierten von Turgi nach Birmenstorf. Und dabei war die jüngste Teilnehmerin 75 Tage alt, die ältesten Teilnehmer waren 87 Jahre alt. Eine Wanderung in Zahlen.
Vielleicht ist es so etwas wie der neue Normalzustand beim Leserwandern: Konstant hohe Teilnehmerzahlen (bis zu 314 Wanderer), Rekord auf Rekord (der Vorjahresrekord wurde nach sechs Etappen schon dreimal geknackt), staunende Passanten (bei Brücken oder schmalen Wegen müssen sie auch mal einen Stau erdulden). Nun dürfte der angekündigte Wetterumbruch dieser Serie zwar vorerst ein Ende setzen.
Bei der sechsten Etappe allerdings marschierten nochmals 266 Wanderer von Turgi nach Birmenstorf – keiner war wie der andere. Oder doch? Wir haben eine Stichprobe gemacht, bei 150 Wanderern genau nachgefragt und dann hochgerechnet:
An dieser Zahl zeigt sich eindrücklich: Das Leserwandern bindet ein treues Publikum. Es gibt gute Gründe dafür, dass fast zwei Drittel der Teilnehmer schon mehrmals dabei waren: Sie betrachten die Wanderungen als eine Art Kränzchen. Man trifft sich und man tut das Gleiche – das schweisst zusammen. «So entstehen Freundschaften », sagte Max Lüscher aus Wohlen schon 2015. Ein Wanderer, den er auf einer der Etappen kennen lernte, hatte ihn sogar zu seiner Hochzeit eingeladen.
Gerade wenn es bergab geht, wissen Wanderer einen oder zwei Stöcke zu schätzen. Egal, ob Wanderstöcke mit verstellbarer Länge, Trekkingstöcke oder Gehstöcke aus Holz: Sie nehmen einen Teil des Gewichts auf und geben Stabilität – da können andere noch so lange monieren, die Stock-Wanderer würden nur ihren Gleichgewichtssinn verkümmern lassen.
Auch wenn die Wanderung pünktlich zur Mittagszeit zu Ende war: Proviant ist immer gut. Besonders hoch im Kurs sind Käsesandwiches – wie bereits im vergangenen Jahr.
Die kleine Tara verbrachte die sechste Etappe schlafend im Tragetuch auf dem Bauch ihrer Mama. Ein Schirm schützte sie vor Sonneneinstrahlung.
Jakob Ender aus Solothurn und Robert Weber aus Brugg sind nicht nur gleich alt: Die beiden wandern schon seit Jahrzehnten. «Damit halte ich mich fit», sagt Ender, der als SAC-Mitglied selbst unzählige Wanderungen geleitet hat.
- Ein Megafon erfüllt seinen Zweck nur, wenn man es auch hört. Weil das bei der Begrüssung der 266 Leserwanderer – Wally Maxton führte sie kompetent von Turgi nach Birmenstorf – nur bedingt der Fall war, war für alt SP-Nationalrat und Gewerkschafter Max Chopard klar: «Da muss ich Hand anlegen. Als Gewerkschafter weiss ich, wie man diese Dinger laut einstellt.»
- «Du musst nicht jeden kennen»: Das war ein deutliches Wort, gerichtet an einen Teilnehmer der Wanderung. Gerichtet war das Wort an einen Vierbeiner. Er schnupperte an jedem Bein, bei so vielen Leuten eine Geduldübung. Bis eben die Herrin sagte: «Weiter! Du musst nicht jeden kennen!» Eine Feststellung für alle.
- Zumindest für ihn war die gestrige Etappe ein Klacks: Morten Hannesbo, CEO des Autoimporteurs Amag. Der leidenschaftliche Automann ist ein ebenso begeisterter Sportler. Zum Beweis: Allein mit dem Rad hat er im vergangenen Jahr deutlich über 7000 Kilometer abgespult.
- Als prominenter Mitwanderer wurde der Badener Stadtammann Geri Müller angekündigt. Beim Bahnhof Turgi fehlte von ihm allerdings jede Spur. Aufmerksame Wanderinnen berichteten dann, dass sie Müller um halb neun am Bahnhof Brugg gesehen hatten. In einer Hand hielt er ein Karton mit zwei Take-away-Kaffees und in der anderen trug er einen Rollkoffer. Ob er vielleicht von Baden kommend einfach vergass, in Turgi auszusteigen, konnte bis zum Schluss der Wanderung nicht geklärt werden. Jedenfalls hätte er die einfache Wanderung durchaus auch mit Rollkoffer bestreiten können.
- Liebe auf den ersten Blick sei es gewesen, als sie ihren heutigen Ehemann Martin vor vielen Jahren auf einer Schlauchboot-Fahrt nach Unterwindisch kennen lernte, erzählte Verena Meier aus Brugg. Zwar seien sie nicht im gleichen Boot unterwegs gewesen, aber ein schockierendes Erlebnis habe sie zusammengeschweisst. Martin hatte nämlich unbeschreiblich grosses Glück, als sein Boot verbotenerweise über das Wehr fuhr und er danach unbeschadet über die Treppe aus dem Fluss steigen konnte. Seit jenem Tag haben sie sich nicht mehr aus den Augen verloren. (cm/mru/mad./sva)
Das Leserwandern ist der ideale Ort, um Geschichten über die Region zu erfahren. Aber auch, um Geschichten zu erzählen. Schildern Sie uns Ihre besten Leserwandern-Erlebnisse per E-Mail (leserwandern@azmedien.ch). Damit wir Ihre besten Fotos und Videos teilen können, taggen Sie diese bei Facebook, Twitter und Instagram mit dem Hashtag #leserwandern.