Startseite
Aargau
Kanton Aargau
Seit dem letzten Freitag erkrankten in dem Vordemwaldner Alters- und Pflegheim Sennhof 13 Personen an Covid-19. Sollte es so weitergehen, wird irgendwann das Personal knapp.
Es ist aktuell wohl der Worst-Case für ein Alters- und Pflegheim: Coronainfektionen innerhalb des Betriebs. So geschehen etwa im «Blumenheim» im Frühling oder aktuell im «Brunnenhof» in Zofingen. Letzten Freitagmorgen passierte es auch im Alters- und Pflegheim Sennhof in Vordemwald. Innerhalb des geschützten Wohnbereichs und eines weiteren Wohnbereiches gab es bestätigte, positive Covid-19 Tests.
Schnell wiesen weitere Bewohner Symptome auf. «In einem ersten Schritt unterteilten wir die 29 Bewohner der Demenzabteilung in eine 15er und eine 14er Gruppe», so Schenker. Die beiden Gruppen wurden dann isoliert. Jene Bewohner mit Symptomen wurden zusätzlich, falls möglich, in ihrem Zimmer isoliert. «Das erste Ziel war es – und ist es immer noch – die Ausbreitung der Infektionen innerhalb des Heims zu verhindern», so Heimleiter Urs Schenker.
Gerade die Demenzabteilung stellt die Angestellten des Alters- und Pflegheims während der Coronakrise vor eine Herausforderung: Aufgrund der Erkrankung der Bewohner ist das Durchsetzen der Massnahmen und Hygienerichtlinien schwierig. «Kooperation können die Pflegenden eigentlich nicht erwarten», erklärt Schenker. Glücklicherweise sei die Abteilung weitläufig. Zusammen mit dem grosszügigen Erlebnisgarten, können die Bewohner der geschützten Abteilung immerhin ihren Bewegungsdrang ausleben.
«Den ganzen Freitag durch informierten wir die Angehörigen unserer Bewohner, dass es uns jetzt getroffen hat.» Grossmehrheitlich sei die Rückmeldung positiv gewesen. Das deckt sich auch mit einer Umfrage, die das Heim vor kurzem durch die Firma Evolex durchführen liess. Auch da zeigten sich die Angehörigen mit dem Handling der Krise äusserst zufrieden. Nicht zufrieden ist Urs Schenker allerdings mit dem Kantonsärztlichen Dienst, beziehungsweise dessen Hotline.
Am Freitagmorgen suchte der «Sennhof» erfolglos das Gespräch mit der Stelle. Ein Rückruf blieb aus. «Glücklicherweise verfügen wir dank dem Werdegang unserer Mitarbeitenden über ein grosses Wissen», so Urs Schenker. «Dennoch hätten wir uns gerne mit den Verantwortlichen vom DGS abgesprochen.» Der Rückruf seitens des Kantons kam erst am Montag, nachdem am Wochenende nur der Anrufbeantworter erreichbar war. «Gelinde gesagt bin ich stinkhässig», so Schenker.
Im Verlauf des Wochenendes zeigten weitere Bewohner Symptome. «Wir entschieden uns dann, den Speisesaal aufzulösen und alle Abteilungen voneinander zu trennen», so Schenker. Der Aussenbereich wurde in fünf Sektoren unterteilt. Da jede Abteilung ihren eigenen Ausgang hat, können nach wie vor alle Bewohner nach draussen. «Gerade jetzt ist frische Luft extrem wichtig», sagt Urs Schenker.
Wichtig ist in dieser Zeit auch die enge Betreuung der Mitarbeitenden aller Bereiche. Heim- und Pflegedienstleitung machen regelmässig die Runde und sprechen mit den Angestellten. Einige hätten Angst, sagt Schenker. «Verständlicherweise, schliesslich sind wir alle vernetzt, haben Familie zu Hause, die wir nicht anstecken möchten.»
Auf welchem Weg das Virus den Weg trotz rigoroser Hygienemassnahmen in das Alters- und Pflegheim gefunden hat, weiss Schenker nicht. Wichtig ist für ihn, dass sich niemand Vorwürfe macht, das Virus eingeschleppt zu haben. «Davor hatten viele Angst. Nun ist es soweit.» Jetzt soll der «Sennhof» erst einmal eine Woche mit den neuen Massnahmen betrieben werden. Dann wird evaluiert, ob es noch mehr Zeit braucht.
Stand Mittwochnachmittag erkrankten sieben Angestellte und sechs Bewohner an dem Virus. Sollte es so weitergehen, wird irgendwann das Personal knapp. Auch der Kantönligeist spielt dabei eine Rolle. Laut Schenker dürfen quaräntierte – aber symptomfreie – Personen im Kanton Aargau trotzdem zur Arbeit. Im Kanton Solothurn sei dies nicht der Fall. «Ich denke, dass eine einheitliche Lösung Klarheit schaffen würde», sagt Schenker.
Um einem allfälligen Personalnotstand vorzugreifen, beantragte der «Sennhof» beim Kanton Unterstützung durch den Zivilschutz. Nachdem Urs Lehmann, Kommandant der Zivilschutzorganisation Region Zofingen, am Mittwochmorgen Kontakt mit dem Heim aufgenommen hat, sollen die ersten Zivilschützer bereits am Freitag anrücken.
Nun gilt es abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt. «Die Weihnachtsfeiern der fünf Wohnbereiche finden in diesem Jahr leider ohne Angehörige statt, weil der Abstand nicht eingehalten werden kann», so Schenker. An einigen Abend in der Weihnachtszeit soll, sofern es die Situation erlaubt, das Schloss-Café öffnen und Abendessen für die Bewohnenden mit ihren Angehörigen stattfinden. «Jetzt hoffen wir natürlich alle, dass bis dann Covid-19 verbannt ist und sich der «Weihnachts-Virus» im Sennhof breitmachen kann»», sagt Schenker hoffnungsvoll.