«Frauenstimmen»
Sozialpädagogin Renate Arnold: «Ich kann auch ungemütlich werden»

Serie zu 50 Jahre Frauenstimmrecht – heute mit Renate Arnold, Sozialpädagogin aus Abtwil im Oberfreiamt.

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Renate Arnold aus Abtwil begleitet Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen im Arbeitsalltag.

Renate Arnold aus Abtwil begleitet Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen im Arbeitsalltag.

Iris Krebs

Wer sind Sie?

Mein Name ist Renate Arnold, ich lebe gerne und schon fast mein ganzes Leben in Abtwil. Ich arbeite als Sozialpädagogin und begleite Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen im Arbeitsalltag. Ehrenamtlich präsidiere ich den Verwaltungsrat der KISS Genossenschaft Oberfreiamt und die Kulturkommission «Abtwiler Dorfläbe». Diese Aufgaben machen mir Spass, fördern und fordern mich.

Wofür erheben Sie Ihre Stimme?

Ich werde aktiv, wenn jemand ungerecht oder ungleich behandelt wird, wenn etwas nicht mit «rechten Dingen» zugeht. Dann kann ich ungemütlich werden. Es ist mir aber auch wichtig, das Positive zu sehen, auf Dinge hinzuweisen, die gut laufen, und dies auch zu sagen. Das geschieht viel zu wenig.

Was haben Sie im Jahr 1971 gemacht?

Da war ich in der 1. Klasse. Wahrscheinlich habe ich meine Geschwister geärgert, versucht, die ersten Buchstaben zu schreiben und meine Hausaufgaben schnell zu erledigen, damit ich spielen konnte. Ich war gerne draussen mit meinen Geschwistern und den Nachbarskindern.

Was braucht es für Chancengleichheit?

Zuerst einmal die Einsicht, dass Chancengleichheit alle betrifft. Alle sollen die gleichen Voraussetzungen haben für die persönliche, schulische und berufliche Entwicklung. Darauf müssen wir hinarbeiten. So kann das Potenzial jedes Einzelnen entwickelt und individuell gefördert werden. Was die Person daraus macht, liegt in ihrem Ermessen und Lebensplan. Doch es braucht den guten Willen und weniger die Ich-Bezogenheit jedes Einzelnen, um Chancengleichheit zu ermöglichen und umzusetzen.

Wovon träumen Sie?

Träume habe ich nur im Schlaf. Doch an das Leben habe ich einige Wünsche. Ich wünsche mir, dass alle Menschen gleich behandelt werden, aber nicht gleich sein müssen; dass zur Natur Sorge getragen wird; dass jede Person mit der anderen Person so umgeht, wie sie selber gerne behandelt werden möchte. Persönlich wünsche ich mir Gesundheit und Zufriedenheit, sodass ich mein Leben nach meinen Bedürfnissen und Wünschen gestalten kann. Und eine längere Reise nach Argentinien, Island oder Afrika wäre auch mal wieder schön.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Nicht stolz, aber zufrieden bin ich, dass mir vieles, was ich angepackt habe oder was an mich herangetragen wurde, gelungen ist. Ich hatte auch viel Glück. Darum bin ich froh, dass ich in meinem Leben die Chancen gepackt habe, die sich mir boten, und denjenigen, die ich nicht gesehen und oder gepackt habe, nicht nachtrauere.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass jeder Mensch in seinem nächsten Umfeld Verantwortung übernimmt für das Wohl aller. So könnten alle zufrieden leben, würden Sorge tragen zur Umwelt und respektvoll und nett miteinander umgehen.

Wie lautet Ihr Leitsatz?

Geht nicht, gibt es nicht!

Vor 50 Jahren wurde das Frauenstimmrecht eingeführt. Aus diesem Anlass stellt die AZ unter dem Titel «Frauenstimmen» jede Woche eine Frau aus dem Kanton Aargau vor.