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«Unsere Gäste sind wirklich Gäste und keine Nummern», sagt Annerös Rickenbach. Seit 50 Jahren wirtet sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Ruedi Rickenbach im Gasthof Adler. Doch damit nicht genug: Im Jahr 2017 fällt gleich ein doppeltes Jubiläum an.
1967 heiratete Elvis Presley in Las Vegas seine Priscilla Beaulieu und kam der Disney-Zeichentrickfilm «Das Dschungelbuch» in die US-Kinos. Genau 50 Jahre ist all das her, mehr als ein halbes Leben. Und genau so lange wirten Annerös und Ruedi Rickenbach-Aebi im Gasthof Adler in Gipf-Oberfrick. Am 12. August 1967 haben die beiden Wirtsleute geheiratet und neun Tage später den Gasthof von Ruedis Vater Adolf übernommen.
Das Ehepaar Rickenbach führt den «Adler» in dritter Generation. Anfangs waren sie noch Pächter, nach einigen Jahren kauften sie den «Adler» dann definitiv. 22 und 20 Jahre alt waren Ruedi und Annerös, als sie Wirte wurden. Hätten sie sich damals vorstellen können, 50 Jahre zu bleiben? Ruedi zuckt mit den Schultern und lächelt. «Wir haben uns das nicht überlegt, sondern einfach gemacht.»
Zu Beginn war der «Adler» noch eine richtige «Buure-Wirtschaft». Neben dem Restaurant gab es einen Landwirtschafts-Betrieb mit Vieh. Erst nach und nach hat das Ehepaar den Gasthof ausgebaut. 1975 etwa wich einer der beiden Viehställe einem Saal. Später verkauften Rickenbachs das Vieh und konzentrierten sich ganz auf den Gasthof. 1990 kamen einige Gästezimmer und die Gartenwirtschaft dazu. «Wir haben immer nur das gemacht, was wir finanziell vermochten und was es wirklich gebraucht hat», sagt Annerös Rickenbach. Heute bietet der «Adler» Platz für 150 Gäste. Neben Annerös und Ruedi Rickenbach arbeiten zwei Fest- und acht Teilzeitangestellte im Gasthof, die meisten von ihnen schon seit vielen Jahren.
Geblieben ist über all die Jahre auch das Konzept im «Adler»: Gutbürgerliche Küche, saisonale Spezialitäten und vor allem – Gastfreundschaft. «Unsere Gäste sind wirklich Gäste und keine Nummern», sagt die Wirtin. So setzen sich Ruedi und Annerös Rickenbach gerne auch mal für einen Schwatz dazu oder springen ein, wenn beim Jassen ein Mitspieler fehlt.
Regelmässig finden im Gasthof Preisjassen und Mittagstische mit Spiel und Spass statt. Der «Adler» ist ein beliebtes Ziel von Carfahrten. Auch die Dorfvereine kehren ein. Immer am 5., 15. und 25. eines Monats servieren die Wirte ausserdem «Hörnli mit Ghacktem und Apfelmus» für fünf Franken – wer ohne Reservation kommt, findet kaum einen Platz. Für den Gasthof ist dies Werbung. Für viele Stammgäste ein regelmässiges Treffen mit Bekannten. «Diese Anlässe haben einen gesellschaftlichen Wert. So wie es in einem Gasthof sein sollte», sagt Ruedi Rickenbach.
So haben der Gasthof und sein Wirtepaar einen festen Platz im Leben der Gipf-Oberfrickerinnen und Gipf-Oberfricker gefunden – und in ihren Herzen. «Mit vielen Stammgästen pflegen wir ein fast familiäres Verhältnis», sagt Annerös Rickenbach. Die Wirte sind für die Gäste da und umgekehrt. «Wir schätzen das sehr.»
Geht es nach Ruedi und Annerös Rickenbach, so bleibt das auch noch eine Weile so. Die beiden haben drei Kinder, von ihnen werde den Gasthof aber keines übernehmen, sagt Annerös Rickenbach. Sollten die Wirte also einst Abschied vom «Adler» nehmen, müsste ein externer Nachfolger gesucht werden. Ans Aufhören denken Rickenbachs allerdings noch nicht. «Solange es die Gesundheit zulässt und die Gäste uns mögen, machen wir weiter», sagt Ruedi. Und so werden die Gäste, wenn sie sich auf den Weg zum Umtrunk machen, weiterhin nicht vom «Adler» sprechen – sondern sagen: «Wir gehen zu Annerös und Ruedi.»