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Der Schweizer Tierschutz (STS) klagte kürzlich verschiedene Zoohändler an wegen Würgeleinen oder -halsbändern. Der Verkauf ist legal, das Verwenden nicht. Zwei erfahrene Experten sehen andere Möglichkeiten, um Hunde zu erziehen.
Das Herrchen ruft, doch Bello will nicht hören. Der Geduldsfaden ist gerissen: Ein neues Hundegeschirr muss her. Auf dem Spaziergang prescht Bello wieder einmal ungestüm auf eine Krähenschar zu. Ein stechender Schmerz durchzuckt ihn, die Luft bleibt weg. Das Würgehalsband lehrt Bello eine Lektion, die er so schnell nicht vergisst.
Der Schweizer Tierschutz (STS) klagte kürzlich verschiedene Zoohändler an: Im Sortiment befänden sich nicht tiergerechte Artikel wie Würgeleinen oder -halsbänder, die darauf abzielen, den Hund mittels zugefügten Schmerzen gefügig zu machen. Die Anwendung solcher Hundegeschirre ist zwar verboten, doch der Verkauf nach wie vor legal. Der STS verlangt, dass solche Artikel aus dem Sortiment gestrichen werden müssen. Die az hat sich bei zwei regionalen Verkaufstellen für Tierbedarf über die unsanfte Methode erkundigt.
«Man muss hinter den Produkten stehen können, die man verkauft», meint René Picard vom Hundesalon Vanessa in Frick. Hier gibt es neben Frisuren für die Vierbeiner verschiedenste Bedarfsartikel für den besten Freund des Menschen. Würgehalsbänder sucht man im Salon aber vergebens. «Wir haben grundsätzlich etwas gegen Gewalt an Hunden», erklärt der ausgebildete Hundetrainer.
Von den erzieherischen Absichten dieser Artikel hält er gar nichts und meint: «Wir müssen endlich aufhören, die Hunde mit Gewalt erziehen zu wollen. Damit erreicht man höchstens das Gegenteil von dem, was man beabsichtigt und der Hund wird immer böser.»
Ihm ist bewusst, dass der Umgang mit Hunden eine klare Linie der Halter verlangt und man zuweilen auch streng sein muss, aber die Anwendung solch rabiater Mittel überschreitet eine Grenze. Ein generelles Verkaufsverbot würde er zwar begrüssen, doch an die Wirksamkeit solcher Massnahmen hegt er Zweifel: «Das Problem ist, dass bei diesen Verboten sofort Ausnahmebewilligungen erteilt werden und somit die Umgehung der Bestimmung gegeben ist.»
«Ich habe schon allerhand gesehen, gemeine und traurige Sachen im Umgang mit Hunden», seufzt Charlotte Schwager vom Haustierbedarfsladen Amigo in Frick. Seit über 40 Jahre hat sie professionell mit Hunden zu tun und nie Vorrichtungen, die dem Hund wehtun, verkauft.
Kürzlich kam tatsächlich ein Kunde, der mit seinem Hund nicht mehr weiter wusste und ein Würgehalsband verlangte. Im Gespräch riet sie ihm entschieden davon ab und empfahl stattdessen eine Halterung, die über die Brust führt.
Zusätzlich gabs Tipps, wie mit dem Hund umgegangen werden muss. Hier sieht sie den Ansatzpunkt: «Man muss die Leute gut beraten und in Verkaufsgesprächen Aufklärungsarbeit leisten.» Für sie ist klar, dass im richtigen Umgang mit Hunden die Verantwortung beim Herrchen liegt und erklärt: «Man sollte nicht nur die Hunde schulen, sondern eben auch die Halter.»
Angesprochen auf ein Verkaufsverbot winkt sie ab: « Das bringt nicht viel, vor allem hier im grenznahen Raum.» In deutschen Tierhandlungen findet man besagte Produkte «und sonst besorgt man sie schwarz», meint sie weiter.