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Seit Anfang März ist Markus Manfred Jung in Laufenburg als Burgschreiber tätig. Bald ist seine Zeit in Laufenburg um. Hier erzählt er wie er seine Zeit und auch die Menschen erlebt hat.
«I bi richtig wunderfitzig», sagte Markus Manfred Jung in einem Interview in der AZ, kurz bevor im März sein dreimonatiges grenzüberschreitendes Burgschreiber-Stipendium in Laufenburg begann. Seine «Wunderfitzigkeit» beweist er auch, als er mit dem Journalisten auf den Laufenburger Schlossberg spaziert. Hier wirft er einen Blick auf sich sonnende Eidechsen, dort bemerkt er Feuerwanzen am Wegrand.
Mit genauso wachem Blick hat er seit Anfang März die beiden Laufenburg und deren Bewohner betrachtet. War an der Fasnacht unterwegs, hat kulturelle Veranstaltungen besucht, war an der Einweihung eines Kindergartens dabei, war für Workshops an den Schulen oder ging im Rhein schwimmen. Und manchmal hat er sich auch einfach in ein Restaurant gesetzt. «Insgesamt war ich positiv überrascht über die Freundlichkeit der Laufenburger. Ich wurde stets gegrüsst und oft angesprochen. Auch von Leuten, die nicht wussten, wer ich bin», sagt Jung.
Die diesjährige Premiere des Burgschreiber-Stipendiums steht unter dem Motto «Ankommen». Für Jung, den ehemaligen Gymnasiallehrer aus dem Wiesental, war es kein Ankommen in der Fremde. «Ich hatte schon Freunde in Laufenburg aus der Literatur- und Tangoszene», sagt er. Er kannte auch die beiden Städte bereits – wenn auch eher den «Postkarten-Blick». Nun, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit als Burgschreiber, habe er ein viel differenzierteres Bild gewonnen, so Jung. Er hat festgestellt, dass die Altstädte weniger lebhaft sind, als er sie in Erinnerung hatte. «Die Städte ringen um ihre Zukunft und suchen neue Perspektiven», beschreibt er seine Beobachtungen. Im Gespräch mit Menschen mit Migrationshintergrund habe er aber auch gemerkt, dass sie sich in Laufenburg wohlfühlen und sich mit der Gemeinde identifizieren. «In der Integration ist sicherlich vieles gelungen.»
Seine literarische Arbeit in seiner Zeit in Laufenburg gliederte sich in zwei Hauptstränge. Auf einer Wanderung durch die Schweiz nach Italien hatte er vor der Burgschreiber-Zeit Tagebuch geführt. «Dieses habe ich nun literarisiert und mit philosophischen Betrachtungen angereichert», so Jung. Mit diesem Projekt sei er ein gutes Stück vorwärtsgekommen.
Und – mottogetreu – hat er sich dem Ankommen gewidmet. In einem längeren Prosatext schreibt er über die verschiedenen Möglichkeiten, in Laufenburg anzukommen. Daneben sind auch kurze Prosatexte über Begebenheiten und Erlebnisse sowie einige Gedichte entstanden. Während Jung die längeren Texte auf Hochdeutsch verfasst hat, gibt es bei den kürzeren auch solche in alemannischer Mundart.
Am 25. Mai um 19 Uhr wird der Burgschreiber in der Bibliothek auf badischer Seite seine Abschiedslesung halten und dabei «exemplarische Stellen aus den längeren Texten» präsentieren. Es ist dies bereits die siebte Lesung in seiner Laufenburger Zeit. «Mein Ziel ist es dabei, jedes Mal etwas Neues zu lesen.» Ob die Laufenburger Texte von Markus Manfred Jung auch in Buchform erscheinen, ist noch offen. Laut Jung gibt es entsprechende Überlegungen. «Dies liegt aber in der Hand der Organisatoren des Burgschreiber-Stipendiums.»
Er hofft, dass das Stipendium fortgeführt wird. «Es ist eine tolle Idee», sagt er. «Es ist zwar keine Geschichtsschreibung, aber es sind Momentaufnahmen des gesellschaftlichen Lebens, die auch für künftige Generationen wertvoll sein könnten.»