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Der Abstimmungskampf um das Museum Schiff wird hart geführt. Die Gegner werfen dem Verein Überalterung vor. Dieser kontert.
Die Diskussion um die Nachfolgeplanung beim Museumsverein Schiff in Laufenburg erinnert etwas an die Frage, ob nun das Huhn zuerst war oder das Ei. Während die Gegner der beiden Kreditvorlagen, über welche die Laufenburger am 9.Februar abstimmen, bezweifeln, dass sich für ein neues, grösseres Museum automatisch neue Vorstandspersonen finden lassen, ist der Museumsverein gerade davon überzeugt.
Der unabhängige Prüfbericht zum Projekt, den Architekt Walter Tschudin verfasst hat und das Bauprojekt für realisierbar hält, nimmt zur Vereinsführung zwar keine Stellung, hält aber generell fest: «Ohne das weitere ehrenamtliche Engagement der Vereinsmitglieder ist das Museum nicht zu betreiben.»
Es seien alle Massnahmen zu ergreifen, um die Attraktivität des Museums auch nach der Erneuerung aufrechtzuerhalten und allenfalls zu steigern, um den Fortbestand zu sichern, hält Tschudin fest. «Die Zeit der Bewährung erfolgt erst einige Zeit nach der Eröffnung des neuen Museums.» Was auf das Ausbauprojekt gemünzt ist, gilt auch personell.
Einig sind sich Projektbefürworter und -gegner: Es braucht junge Kräfte, um das Grossprojekt auf die Schiene zu bringen und das erweiterte, fast doppelt so grosse Museum zu führen. Tatsächlich sei das Durchschnittsalter der Vorstandsmitglieder «relativ hoch», räumen Ursula Jutzi, Dieter Deiss und Franz Koch gegenüber der AZ ein. Sie haben als Komitee «Pro Museum – Pro Kredit» das kommunikative Lead der Befürworter im Abstimmungskampf übernommen.
Der Vorstand sei sich «vollumfänglich bewusst», dass eine Verjüngungskur unerlässlich sei. «Er hat sich auch bereits verschiedentlich mit der Frage der Nachfolgeregelung befasst und Lösungen ins Auge gefasst», halten die drei in ihrer schriftlichen Antwort auf eine Anfrage der AZ fest.
Und eben: Der Verein hofft, dass ihm das Projekt auch personell Schub verleiht. «Wenn die Abstimmungen zu den Museumskrediten erfolgreich ausgehen, wird der Vorstand als eine der ersten Handlungen den verantwortlichen Projektausschuss mit Nachwuchsleuten bestücken», verspricht das Komitee. Dies könnten Personen aus dem Schulumfeld, aus den Vereinen, von anderen Museen, aber auch Baufachleute sein. «Darunter könnten durchaus Leute sein, die dem Museumsverein später als Vorstandsmitglieder zur Verfügung stehen», glaubt das Komitee.
Ein «könnte» reicht den Gegner der beiden Kreditvorlagen jedoch nicht. Dafür seien Investitionen von 500000 Franken (Einwohnergemeinde) und 850000 Franken (Ortsbürgergemeinde) sowie jährliche Betriebsbeiträge von je 20000 Franken einfach zu hoch.
«Wenn die Gegner befürchten, die heutige Vorstandsgeneration würde dann bis zum Greisenalter ihre Ämter versehen, so täuschen sie sich», kontern Jutzi, Deiss und Koch. Sie sind auch überzeugt, dass gerade die Umsetzung des Projektes möglich machen wird, Leute aus verschiedensten Kreisen für die Mitarbeit im Verein zu gewinnen. Auch hier entgegnen die Kreditgegner: Das ist Zukunftsmusik, von der niemand weiss, ob sie so eintritt.
Erfahrung sei nicht per se ein Manko, ist das Pro-Komitee überzeugt. Das aktuelle Gremium verfüge über einen reichen Erfahrungsschatz. «Diese Erfahrungen waren sehr wertvoll bei der Ausarbeitung des jetzt vorliegenden Museumsprojekts», so Jutzi, Deiss und Koch. Zudem: Mit Ausnahme der Kuratorin würden sämtliche Arbeiten unentgeltlich geleistet. «Dies ist halt eben auch ein Vorteil, wenn sich aktive Rentnerinnen und Rentner ehrenamtlich und im Interesse der Sache zur Verfügung stellen.»
Sauer stösst den Kreditgegnern aber auch noch etwas anders auf: Dass ein einzelner Verein derart viel Geld bekommt, andere jedoch leer ausgehen. Die geplante, «sehr hohe» jährliche Unterstützung durch die Einwohner- und die Ortsbürgergemeinde steht für das Referendumskomitee im Widerspruch zu den Beiträgen, mit denen die übrigen kulturellen, sozialen und sportlichen Organisationen der Gemeinde unterstützt werden. Das Referendum mache den Weg frei «für eine ausgewogene Verteilung der Gemeinde-Beiträge an soziale, kulturelle und sportliche Organisationen», schreibt das Komitee auf seiner Website.
Diese Aussage wiederum löst bei den Befürwortern ein mehrfaches Kopfschütteln aus. Zum einen habe der Museumsverein einen klaren Auftrag der Gemeinde, das Museum zu führen, halten sie fest. Deshalb sei ein Vergleich mit anderen Vereinen «nicht ohne weiteres möglich», halten Jutzi, Deiss und Koch fest.
Zum anderen stimme die Aussage auch inhaltlich nicht, entgegnen die Kreditbefürworter und verweisen auf die jährlichen fünfstelligen Beiträge an die KulturWerk-Stadt in Sulz, an das Rehmann-Museum und an den Kulturausschuss.
In die Rechnung müssten nach Ansicht des Pro-Komitees zudem auch Leistungen einfliessen, welche die Stadt jenseits von Geldwerten erbringt, wie etwa der Unterhalt des Fussballplatzes, der ebenfalls von den Vereinen genutzt werden könne. Die Förderung von Sport, Musik und Kultur seien äusserst wichtig, hält das Pro-Komitee fest. Dies dürfe auch etwas kosten, «sind dies doch wichtige Bestandteile unseres Zusammenlebens».
Für den Neid anderer Organisationen gebe es keinen Grund, finden die Kreditbefürworter. Ebenso wenig könne von einer Bevorteilung des Museumsvereins gesprochen werden. «Mit dem Argument der Bevorteilung des Museumsvereins versuchen die Gegner bei den Vereinen Stimmung zu machen gegen die Vorlage des Gemeinderates», ist das Pro-Komitee überzeugt und warnen: «Das Ausspielen gegeneinander ist ein gefährliches Spiel.»