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Hans Marthaler, Rektor des Berufsbildungszentrums Fricktal, äussert sich zur Zukunft «seiner» Schule
Der Grosse Rat hat am Dienstag beschlossen, nicht auf das vom Regierungsrat vorgeschlagene Standort- und Raumkonzept für die Berufs- und Mittelschulen einzutreten. Damit bleibt es vorläufig beim Status quo in Sachen Berufsschulstandorte und Berufszuteilungen. Hans Marthaler, Rektor des Berufsbildungszentrums Fricktal (BZF) in Rheinfelden, gehörte zu den Unterstützern des regierungsrätlichen Kompromiss-Vorschlags. Nun äussert er sich zum Nicht-Entscheid des Grossen Rats.
Hans Marthaler: Klar ist: Ich bedaure den Entscheid. Aus unserer Sicht war der regierungsrätliche Vorschlag gut. Auf eine Art sind wir aber auch froh, dass wir eine Verschnaufpause erhalten. Obwohl uns klar ist, dass die notwendige Reorganisation der aargauischen Berufsfachschulen damit nicht abgeschlossen ist.
Ja, wir sind sicher betroffen. In Rheinfelden haben wir relativ viele Berufe und relativ wenig Lernende. Aufgrund dieser Struktur sind wir zu vergleichsweise kleinen Abteilungsgrössen gezwungen. Grosse Schulen haben da entscheidende Vorteile. Deshalb wäre der regierungsrätliche Vorschlag zur regionalen Bildung von Kompetenzzentren für den ganzen Kanton und für unsere Lernenden von Vorteil gewesen.
Auch auf die knapp 30 Millionen Franken teure Sanierung und Erweiterung des Schulhauses Engerfeld hat der Entscheid des Grossen Rats Einfluss. Welchen genau, wird der Stadtrat in den nächsten Wochen analysieren. «Von Anfang an war klar, dass ein Verlust der Berufsschule zu einem Projektstopp geführt hätte, sagt Stadtschreiber Roger Erdin auf Anfrage. Die für die Oberstufe zusätzlich benötigten Schulräume hätten dann im BZF untergebracht werden können. Nachdem das BZF nun bestehen bleibe, brauche es im Engerfeld zusätzlichen Schulraum. Der Grossteil des Raumbedarfs komme allerdings von der Oberstufe der Kreisschule Unteres Fricktal.
Die Diskussion um das Standort- und Raumkonzept wird nach den Grossrats-Wahlen wohl fortgesetzt. Der Spardruck in der Bildung wird steigen.
Ich gehe davon aus, dass das BZF erhalten bleibt. Und wir werden sicher auch dafür kämpfen. Ich könnte mir vorstellen, dass die ursprüngliche Variante Beta, bei der das BZF KV-Standort geblieben wäre, ein guter Kompromiss wäre. Er nimmt den grossen Schulen nicht viel weg und stärkt die kleinen. Und er ist regionalpolitisch ausgewogen und spart jährlich gut sechs Millionen Franken.
Grundsätzlich herrschen unter den Schulen ein gutes Einvernehmen und eine gute Zusammenarbeit. Dennoch ist es nicht auszuschliessen, dass dieser Effekt auftritt. Ich würde dies allerdings sehr bedauern.
Selbstverständlich. Wir führen derzeit etwa das Konzept «Bring your own device» ein. Die Lernenden werden damit motiviert, vermehrt elektronische Endgeräte wie Tablets, Notebooks oder Smartphones für den Lernprozess einzusetzen. Dies ist für Lehrpersonen und für unsere IT-Infrastruktur eine grosse Herausforderung. Wir sind überzeugt, dass Lernen der Zukunft in diese Richtung gehen wird.