Die S-Bahn-Linien ins Fricktal waren nach der ICE-Entgleisung in Basel schneller offen als andere Strecken. Stärker betroffen waren dagegen die Fernverkehrszüge.
Pünktlich auf den Feierabend hin ging am Mittwochabend am Basler Bahnhof SBB nichts mehr. Der Grund: Drei Wagen eines ICE-Zugs aus Hamburg entgleisten bei der Einfahrt in den Bahnhof bei einer Weiche. Dabei wurde ein Signalmast touchiert und gegen eine Fahrleitung gedrückt, was zu einem Kurzschluss und einem fast zweistündigen Stromausfall führte. Die rund 500 Passagiere des ICE blieben unverletzt.
Betroffen von den zahlreichen Zugausfällen waren auch zahlreiche Pendler vom und ins Fricktal, die in Basel oder an Fricktaler Bahnhöfen strandeten. Zahlen zu den einzelnen Bahnhöfen hat die SBB nicht. «Darüber führen wir keine Statistik», sagt SBB-Mediensprecher Oli Dischoe. «Es waren aber viele Pendlerinnen und Pendler betroffen. Die SBB entschuldigt sich bei den Reisenden für die Unannehmlichkeiten.»
An den Bahnhöfen Frick und Rheinfelden orientierte die SBB die Reisenden mittels Lautsprecherdurchsagen und Monitore sowie über die digitalen Kanäle, also die SBB-Website und die SBB Mobile App. «Zudem half dort bei Bedarf das Zugpersonal auf den Fernverkehrszügen den Reisenden bei der Planung ihrer Weiterreise», so Dischoe. Sogenannte Kundenlenker wie in Pratteln oder Muttenz waren dagegen nicht im Einsatz.
Laut dem Mediensprecher gehörte das Fricktal zu den Regionen, das am raschesten wieder von Zügen bedient werden konnte. Denn ab zirka 18.40 Uhr konnten die Gleise 14 bis 17 am Bahnhof Basel SBB wieder in Betrieb genommen werden. «Das sind kurze Gleise für Regionalzüge», erklärt der SBB-Sprecher. «Der Verkehr der S-Bahn-Linien S1 und S3 wurde daraufhin wieder gestartet.»
Stärker betroffen waren dagegen die Fernverkehrszüge. Sie wurden in Rheinfelden und Pratteln vorzeitig gewendet oder fielen ganz aus. Diese Einschränkung bleibt auch morgen noch bestehen. Die Interregiozüge von Basel via Rheinfelden, Frick nach Brugg und Zürich fielen den ganzen Tag über aus. «Reisende wurden gebeten, ab Rheinfelden mit der S-Bahn nach Basel SBB zu fahren», so Dischoe. In der ersten Phase – vor der Wiederinbetriebnahme der S-Bahn-Linien – empfahl die SBB ihren Kunden, mit den «lokalen Nahverkehrsmitteln» nach Pratteln zu fahren.
Nicht aufgeboten wurden am Mittwoch Ersatzbusse der Postauto Schweiz AG. Wie Patrick Zingg, Leiter Nordschweiz, erklärte, «hat die SBB bei uns keine Bahnersatzleistungen bestellt». Bis nämlich genügend und vor allem genügend grosse Postautos im Feierabendverkehr in Basel angekommen wären, «hätte es überproportional lange gedauert», so Zingg. Zumal aufgrund der Zugentgleisung der Autoverkehr am Mittwoch grösser gewesen sei als an normalen Tagen. Allein für die rund 500 Passagiere, die sich im entgleisten ICE befanden, wären vier bis fünf Gelenkbusse nötig gewesen. Kurzum: «Wir waren nur insofern betroffen, dass unsere Chauffeure weniger Passagiere beförderten als sonst am Feierabend», sagt Zingg.
Anders, so Zingg, wäre die Sachlage bei einem Zwischenfall an einem kleineren Bahnhof wie Frick. «Hier würden wir nach einer Information durch die SBB die Koordination und die Disposition des Bahnersatzes übernehmen. Laut Zingg besteht bei Postauto für einen solchen Fall eine Pikett-Organisation. «Wir könnten dafür neben eigenen Mitarbeitern auch auf Car-Unternehmer in der Region zurückgreifen, die uns mit Fahrzeugen und Chauffeuren unterstützen können.» Auch die Information an die Kunden könnte im Bedarfsfall von der Postauto Schweiz AG gewährleistet werden: Die Mitarbeiter, die normalerweise als Fahrausweiskontrolleure unterwegs sind, würden kurzfristig zu Kundenlenkern umfunktioniert.
Bei einem Zwischenfall oder einer Störung an einem Bahnhof wie Frick «hätten wir also genügend Kapazitäten, um das Passagieraufkommen in vernünftiger Zeit bewältigen und weiterbefördern zu können», so Zingg.