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Seit vielen Jahren behauptet sich Franziska Bircher in leitenden Positionen, so seit letztem Jahr auch bei Brogle AG.
«Zeit ist ein sehr wertvolles Gut.» Franziska Bircher lehnt sich einen Augenblick zurück, streicht mit der Hand über die glatte Oberfläche des Küchentischs. Es ist nicht ihre Küche. Nicht jener Ort, an dem sie – sofern es der Terminkalender zulässt – gerne selbst am Kochherd steht, in den Töpfen rührt und ebenso gerne Gäste bewirtet.
Sie sitzt am Tisch einer der Ausstellungsküchen der Brogle AG - Schreinerei und Küchen in Wittnau. Im Juli 2014 hat sie gemeinsam mit ihrem Partner Urs Schmid die Geschäftsführung des Traditionsunternehmens übernommen, einige Monate später beteiligten sie sich auch finanziell an der Firma.
«Wie sehr ich mich für ein Unternehmen engagiere, hängt für mich nicht davon ab, ob ich angestellt bin oder ob ich Mitinhaberin bin. Wichtig ist vielmehr die Begeisterung für den Job und dass man ihn mit viel Herzblut ausführt», so Franziska Bircher.
Und das ist sie, liebt den Umgang mit Zahlen und Formen ebenso wie den Kontakt zur Kundschaft. Sie lächelt, während sie von ihren vielfältigen Aufgaben erzählt. Das strahlende, einvernehmende Lächeln täuscht aber nicht darüber hinweg, dass hier eine Führungskraft sitzt, die ganz genau weiss, was sie will. Jemand, der mit Fachwissen und falls nötig auch mit der gebotenen Hartnäckigkeit zum Ziel kommt.
Ist es als Frau schwer, sich in einer Führungsposition zu behaupten? Eine Klischeefrage. Franziska Bircher schmunzelt, sagt dann aber ernst: «Die Akzeptanz ist am Anfang sicher schwieriger.
Aber wenn man sie sich erarbeitet hat, gibt es auch wieder andere Vorteile.» Und diese würden gegenüber den Nachteilen überwiegen. «Ich bin nicht auf Quotenregelung aus. Jeder und jede hat das Recht, eine Führungsaufgabe zu erhalten und zu übernehmen, wenn er oder sie den Job gut macht.»
Führungsaufgaben hat die Fricktalerin nicht erst bei der Brogle AG übernommen. Nach ihrer kaufmännischen Lehre auf einer Bank hat sie eine Stelle bei einem Naturstein-Unternehmen im Tessin angenommen.
Schon bald übernahm sie dort die Kalkulationen und eignete sich parallel dazu ein Wissen über Natursteine an. Die Sprache bereitete ihr keine Mühe. Sie lacht: «Ich kann auf Italienisch schneller sagen was eine gefasste Kante heisst, als irgendein Lebensmittel zu benennen.»
Nach zwei Jahren im Tessin erfuhr sie, dass bei der Studer AG, Natursteine, in Frick, jemand gesucht wurde. Sie bewarb sich, wurde genommen.
Stolz schwingt in ihrer Stimme mit, als sie rückblickend erzählt, dass sie bei der Fricker Firma viel Aufbauarbeit habe leisten können. «Anfänglich hatten wir beispielsweise zwei Natursteinabdeckungen für Küchen pro Monat, heute sind es bei Vollauslast 20 pro Woche.»
Mit viel Einsatz, steter Aus- und Weiterbildung, Fachwissen und Kompetenz gehörte sie schon bald einmal zu den ersten, wenigen Frauen in Führungspositionen in der Natursteinbranche. Dann, nach 22 Jahren bei der Studer AG hat sie sich vor bald zwei Jahren dazu entschlossen, bei der Brogle AG ihr Wissen einzubringen.
Sich für den Beruf und gegen eine Familiengründung zu entscheiden, war mehr zufällig als bewusst geplant. «Der Wunsch nach Familie war schon da, es hat aber nicht gepasst», so Franziska Bircher. Das Leben hat letztlich den Weg vorgegeben.
Ihr planerisches und organisatorisches Können bringt die Wölflinswilerin schon seit vielen Jahren beim Gewerbeverein Region Frick-Laufenburg mit ein. Unter anderem hat sie gleich dreimal die grosse, nur alle drei Jahre stattfindende Gewerbeschau Expo präsidiert.
Dieses Amt hat sie nun abgegeben. Dafür aber ein neues angenommen. Seit März dieses Jahres steht sie dem Gewerbeverein Region Frick-Laufenburg als Präsidentin vor. Geht das denn neben dem eigenen, anspruchsvollen Arbeitsalltag? Franziska Bircher nickt: «Ich bin ein Kontaktmensch. Im Gewerbeverein tauschen wir uns aus. Es gibt Einblicke, andere Gesichtspunkte und es bringt Dich auch weiter.»
Bei der Übergabe des Amtes hat der ehemalige Vereinspräsident Christoph Vogel Henry Ford zitiert: «Alles kann immer noch besser gemacht werden, als es gemacht wird.» Eine Vorgabe?
«Nach Christoph Vogel etwas besser zu machen, ist schwer, sehr schwer. Er hat unendlich viel für den Verein geleistet», so Franziska Bircher. Unter Druck fühlt sie sich aber nicht, vielmehr will sie offen sein für Verbesserungen.
Gibt es neben Beruf und Ämter überhaupt Platz für den Privatmensch Franziska Bircher? Sie lacht, fröhlich, entspannt. Immer wieder für einige Tage im Tessin, sagt sie. Und dann auch die Musik. Seit rund 28 Jahren spielt sie in der Musikgesellschaft Wölfllinswil-Oberhof mit. Der Donnerstagabend ist für die Proben reserviert. Sie versteht, mit dem wertvollen Gut Zeit umzugehen.