Grossratswahlen 2020
Wer innerhalb des SP-Lagers im Bezirk Laufenburg weiter links steht und wer liberaler ist

Die SP hat im Bezirk Laufenburg vor vier Jahren eher überraschend einen zweiten Sitz geholt. Kann sie ihn halten? Wie ticken die einzelnen Kandidaten? Auskunft geben die Spider-Profile.

Thomas Wehrli
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Von links oben: Elisabeth Burgener, Rolf Schmid, Colette Basler, Fabio Haller und Daniela Leimgruber.

Von links oben: Elisabeth Burgener, Rolf Schmid, Colette Basler, Fabio Haller und Daniela Leimgruber.

ZVG/Montage_AZ

Es ist die spannendeste Frage bei den Grossratswahlen im Fricktal: Kann die SP ihren zweiten Sitz im Bezirk Laufenburg, den sie vor vier Jahren der CVP eher überraschend abgejagt hat, halten? Vor vier Jahren hatten die Sozialdemokraten Wahlglück; das Wahlsystem, der «doppelte Pukelsheim», verhalf ihr zum zweiten Sitz. Das wurmt die CVP bis heute – erst recht, weil sie 2016 einen klar höheren Wähleranteil hatte und doch mit einem Sitz ausging.

Die Frage ist also eine doppelte: Kann die SP ihren zweiten Sitz aus eigener Kraft halten, oder hat sie wieder Proporzglück? Beides ist möglich. Hält der Aufwärtstrend an – 2016 lag der Wähleranteil um 4,8 Prozent über dem von 2012 –, könnte sie den Sitz gegen den Angriff der CVP absichern.

Bisherige in der Pole-Position

Dafür spricht, dass die SP von der aktuellen Themenlage profitiert. Dagegen spricht das Ergebnis bei den Nationalratswahlen 2019. Die Ergebnisse der beiden Wahlen sind zwar nicht direkt miteinander vergleichbar, aber ein Indiz zumindest geben sie ab. Bei den Nationalratswahlen 2019 kam die SP im Bezirk Laufenburg auf 14,8 Prozent und lag damit knapp ein Prozent über ihrem Resultat von 2015.

Wenn die SP beide Sitze halten kann, dann sind die beiden Bisherigen, Elisabeth Burgener und Colette Basler, in der Pole-Position. Beide Frauen machen in Aarau einen guten Job. Basler hat sich in ihrer ersten Legislatur gut eingelebt und schon etliche Akzente, gerade in der Bildungspolitik, gesetzt. Burgener ist ein Politschwergewicht, sitzt seit 2007 im Grossen Rat, zeigte als Parteipräsidentin ein zumeist glückliches Händchen und wird 2022, als Höhepunkt ihrer Karriere, das Grossratspräsidium übernehmen.

Bei einem Sitzverlust hat Burgener die besten Karten

Verliert die SP einen Sitz, hat Burgener sicher die besseren Karten. Dabei bleibt offen, ob die 59-Jährige die ganze Legislatur bleibt oder irgendwann nach ihrem Grossratspräsidium den Sessel räumt. Dann würde wohl, holt die SP nur einen Sitz, Basler in den Rat zurückkehren – so sie das dann will.

Schaffen es Burgener und Basler am 18. Oktober, würde bei einem vorzeitigen Rücktritt von Burgener wohl die Stunde von Rolf Schmid schlagen. Der 27-Jährige gilt als Polittalent und dürfte als Dritter ins SP-Ziel einlaufen. Einige trauen ihm sogar mehr zu.

Wie aber unterscheiden sich die Profile der Kandidierenden? Beim Blick auf die Liste respektive die Spider von Vimentis, der Wahlplattform, mit der die Aargauer Zeitung zusammenarbeitet, fällt zweierlei auf den ersten Blick auf: Die SP tritt im Bezirk Laufenburg, erstens, mit einer starken, breit gefächerten und altersdurchmischten Liste an. Und zweitens: Die Mehrheit der Kandidierenden sind Frauen; vier von sieben Listenplätze sind in Frauenhand. Neben Elisabeth Burgener, Colette Basler und Daniela Leimgruber, die hier abgebildet sind, kandidiert auch Susanna Brogli; von ihr waren aber bis am Dienstagmittag auf vimentis.ch keine Daten abrufbar.

Spider-Profile sind sehr homogen

Von Gunthard Niederbäumer, der ebenfalls antritt, ist zwar ein Spider verfügbar; dieser basiert allerdings auf dem Fragebogen von 2016 und ist daher nicht mit den aktuellen Spidern vergleichbar. Deshalb fehlt auch sein Spider im Überblick.

Das Zweite, das auffällt, ist die Homogenität der Spider. Beim schnellen Hinsehen sehen die fünf Spider sehr ähnlich aus. Fast maximal schlagen die Spider von Schmid und Burgener bei den Themen Umweltschutz und umfassender Sozialstaat aus, gefolgt von Basler, Fabio Haller und Leimgruber. Entsprechend beantworten die fünf auch viele Fragen zum Umweltschutz (fast) identisch. So unterstützen Haller, Schmid, Burgener und Basler ein Verbot von Einweg-Plastikprodukten an Grossveranstaltungen klar, Leimgruber sagt dazu «eher Ja».

Die Spider-Profile der Grossrats-Kandidaten der SP:

Colette Basler
5 Bilder
Rolf Schmid
Daniela Leimgruber
Elisabeth Burgener
Fabio Haller

Colette Basler

Screenshot vimentis.ch

Wenig halten die Sozialdemokraten hingegen davon, dass Personen, welche die Schweizer Sicherheit gefährden, auch dann ausgeschafft werden sollen, wenn ihre Sicherheit im Ausschaffungsland nicht garantiert werden kann. Ein klares Nein kommt hier von Burgener und Schmid, ein «eher Nein» von Leimgruber und Haller. Basler hat hier ein «neutral/weiss nicht» angeklickt. Nur Pluszeichen gibt es dagegen bei der Frage, ob für Arbeitnehmer über 55 ein verstärkter Kündigungsschutz eingeführt werden soll. Ein Doppel-Plus, also ein deutliches Ja, kommt von Burgener, Basler, Leimgruber und Schmid; ein einfaches Plus, also ein «ich bin eher dafür», von Haller.

Haller steht am weitesten auf der liberalen Achse

Die SP-Kandidierenden sind, wenig verwunderlich, auch keine Liberalisierungsturbos. Zur Idee, die Geschäftsöffnungszeiten im Aargau vollständig zu liberalisieren, sagen Schmid, Leimgruber, Basler, und Haller: sicher nicht; Burgener ist eher dagegen.

Beim Themenkomplex «liberale Gesellschaft» bewegen sich alle fünf Kandidierenden im Mittelfeld, von einer strikten Ausländerpolitik hält niemand etwas, und auch eine restriktive Finanzpolitik ist nicht das Ding der Kandidierenden.

Alle fünf Kandidierenden deutlich links

Unterschiede gibt es bei den 44 Fragen aber durchaus; so beantwortet beispielsweise Leimgruber die Frage, ob der Cannabiskonsum nach Vollendung des 18. Lebensjahres legal werden soll, mit «eher Nein», die anderen mit «eher Ja» oder «Ja».

Betrachtet man die Positionen auf der Links-Rechts-Achse, so positionieren sich alle fünf Kandidierenden deutlich links. Am nächsten bei der Mittelachse ist Leimguber, gefolgt von Haller, Basler, Schmid und Burgener, die schon weit im letzten linken Quadranten steht.

Recht nahe stehen die fünf Kandidierenden, bildet man ihr Profil auf der zweiten Achse ab, jener, die zwischen liberal und konservativ unterscheidet. Am nächsten bei der Mittelachse ist Basler. Es folgen Burgener, Leimgruber, Schmid und Haller. Nur die Quadrate von Schmid und Haller ragen in den zweiten von vier Quadranten auf der liberalen Seite.