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Die Grünen im Bezirk Laufenburg halten einen Sitz. Daran wird sich mit den Wahlen kaum etwas ändern – ein zweiter Sitz ist nicht in Reichweite.
Es waren die Wahlen der Grünen: Vor einem Jahr, bei den Nationalratswahlen, legte die Partei gehörig zu; im Aargau verzeichnete sie ein Plus von 4,3 Prozent, im Bezirk Laufenburg ein solches von gut 3,5 Prozent.
Die Frage ist nun: Hält dieser Trend bei den Grossratswahlen an? Gut möglich, denn der Klimawandel macht nach wie vor vielen Sorgen – auch wenn die Klimakrise in den letzten Monaten von der Coronakrise in den Hintergrund gedrängt wurde.
Doch auch wenn das Szenario «es grünt» eintritt, wird der Bezirk Laufenburg künftig kaum grüner vertreten sein: Von einem zweiten Sitz ist die Partei, die bei den letzten Grossratswahlen 7,5 Prozent der Stimmen geholt hat, weit entfernt. Umgekehrt betrachtet: Verlieren die Grünen markant Stimmen – 2016 mussten sie ein Minus von gut einem Prozent gegenüber 2012 verkraften –, wäre der grüne Sitz gefährdet. Doch auch davon ist nicht auszugehen.
Die Frage, wer auf dem grünen Sessel in Aarau Platz nehmen wird, scheint ebenfalls klar: Gertrud Häseli. Die Wittnauerin sitzt seit 2009 im Grossen Rat und setzt sich hier mit viel Herzblut und Verve für die Umwelt und die Anliegen der Frauen ein. Häseli, die zwischenzeitlich die Grünen Aargau präsidiert hat, gilt als Querdenkerin und eckt mit ihren Ideen und Einstellungen bisweilen auch gehörig an. Doch das macht sie, handkehrum, auch für Nicht-Grüne wählbar.
Doch wie unterscheiden sich die Grünen untereinander? Das zeigt ein Blick auf die Spider von Vimentis, der Wahlplattform, mit der die «Aargauer Zeitung» zusammenarbeitet. Zwar tauchen von allen sieben Kandidierenden Spider auf – doch beim genauen Hinsehen stellt man fest, dass Linda Schmutz nicht alle 44 Fragen ausgefüllt hat. Ihr Spider kann deshalb nicht herangezogen werden, denn er zeigt ein verfälschtes Bild.
Grosse Übereinstimmung herrscht bei den anderen sechs Kandidierenden – drei Frauen und drei Männer –, wenig verwunderlich, bei der Umweltpolitik. Hier erreichen alle einen Fast-Maximalausschlag, wobei der Spider von Ramon Reimann am Aussenfaden des Spinnennetzes kratzt. Den niedrigsten Ausschlag hat Ingo Anders, wenn auch niedrig hier relativ ist.
Schon grösser sind die Differenzen in der Frage, wie ausgeprägt der Sozialstaat sein soll. Ursula Kahi steht für einen sehr umfassenden Sozialstaat. Nahe bei ihrer Position liegen Häseli und Ruth Leimgruber. Anders und Fabio Tanner gehen weniger weit, den kleinsten Peak hat der Spider von Reimann.
Von einer strikten Ausländerpolitik halten alle sechs Kandidierenden wenig, von einer restriktiven Finanzpolitik ebenso. Bei der aussenpolitischen Öffnung haben Häseli, Reimann, Anders und Kahi ähnliche Vorstellungen. Tanner ist hier etwas zurückhaltender und Leimgruber geht bei der aussenpolitischen Öffnung am wenigsten weit. Eine freie Wirtschaft ist nicht das Kernanliegen der Grünen, das zeigen die Spider ebenfalls.
Die Heterogenität der Spider lässt derweil schon erahnen, dass die Antworten auf die einzelnen Fragen – dem Spider sind 44 Fragen grundgelegt – durchaus differieren. Dies gilt beispielsweise bei der Frage, ob das Betreiben von 5G-Netzantennen verboten werden soll. Klar Nein sagen Reimann und Tanner; eher Nein Anders und Kahi. Eher Ja sagt Leimgruber, während Häseli bei dieser Frage ein «neutral/weiss nicht» angeklickt hat.
Von dieser Variante macht Anders bei der Frage, ob der Cannabiskonsum ab 18 legalisieren soll, Gebrauch. Der Tenor der Grünen ist hier: liberalisieren. Reimann, Tanner, Kahi und Häseli geben ein Doppelplus, das heisst, sie sagen klar Ja. Ein «eher Ja» kommt von Leimgruber. Anderer Ansicht als seine Parteikollegen ist Tanner bei der Frage, ob Schweizer Angehörige unter UNO- oder OSZE-Mandaten im Ausland Einsätze leisten dürfen, in denen sie zur Verteidigung bewaffnet sind. Tanner ist eher dafür, die anderen eher oder klar dagegen.
Legt man die Antworten der sechs Kandidierenden auf die Links-rechts-Achse um, so stehen alle recht weit links. Kahi vertritt dabei die Position am weitesten links; ihr Quadrat lappt in den letzten der vier Linksquadranten im Schema. Ähnlich ist Häseli positioniert. Leimgruber ist etwa in der Mitte der linken Hälfte, Tanner und Anders ebenso. Die gemässigtste linke Position hat, zumindest nach der Auswertung der 44 Fragen, Reimann.
Zieht man die zweite Achse hinzu, jene, die zwischen liberalen und konservativen Positionen unterscheidet, so sind alle sechs Kandidierenden im liberalen Lager – oder zumindest auf der Mittelachse. Letzteres trifft für Leimgruber zu. Etwas weiter in die liberale Hälfte ragt Anders, gefolgt von Tanner, Reimann und Kahi. Den deutlichsten liberalen Touch hat Häseli, wobei auch sie noch in der unteren Hälfte der Liberalachse angesiedelt ist.