Startseite
Aargau
Fricktal
Corona hat die Menschen auf die eigenen vier Wände zurückgeworfen. Dort stechen ihnen dann die alten Platten ins Auge oder die fleckige Wand im Wohnzimmer. Und weil das Geld anderweitig kaum ausgegeben werden kann, wird es ins Daheim investiert.
«Alle sind zu Hause, nur ich nicht.» Das sagt Dominik Liechti, Inhaber von Liechti und Partner Frick. Er bietet Dienstleistungen im Bereich Heizung, Lüftung, Klima und Sanitär. Und er sagt weiter:
«Die Auftragsbücher sind bis August voll. Ich kann keine Neukunden mehr annehmen.»
Alle sind zu Hause – und das ist auch der Hauptgrund für die vollen Auftragsbücher, über die sich Liechti freut. Seine Kunden investieren in neue Badezimmer, weil sie viel mehr daheim sind als früher und ihnen jetzt die alten Platten mehr denn je ins Auge stechen und sie stören. Warum also nicht das durch Corona gesparte Reisebudget ins Eigenheim investieren? Wenn schon daheim, dann wenigstens schön – lautet die Devise. Handwerker, die ihre Dienstleistungen im Bereich Wohnen anbieten, sind die Nutzniesser. Küchenbauer, Maler, Plattenleger, Sanitärinstallateure – niemand in diesen Gewerken kann sich derzeit über zu wenige Aufträge beklagen – auch nicht im Fricktal.
«Reisen ist zwar schön, aber zu Hause muss es eben auch stimmen», sagt Irene Herzog von der Geschäftsleitung der Vinzenz Herzog AG in Frick. Plattenlegen ist deren Metier, aber auch die Installation von Kachelöfen und Cheminées. «Für beide Bereiche sind wir aktuell sehr zufrieden. Aber bei den Holzfeuerungen merken wir Corona noch stärker als bei den Platten», erzählt sie. Auch Wärme ist demnach Teil davon, es sich zu Hause behaglich zu machen.
Krise? Welche Krise? Für Malerbetriebe wie dem von Tobias Fleig mit Sitz in Rheinfelden und Hellikon ist Corona weit weg. Er beschäftigt Angestellte mit zusammen gut 1000 Stellenprozenten – und keiner davon dreht im Moment Däumchen. Früher, vor Corona, kamen Rolf Bohler, Maler in Rheinfelden, und sein Mitarbeiter gut nach, die Jobs der Kunden abzuarbeiten. Doch jetzt hat der Chef noch zusätzlich eine temporäre Kraft angestellt – kein Wunder bei einem rund 20 Prozent höheren Auftragsvolumen als noch 2019 – vor der Pandemie. Die führt dazu, dass es sich die Menschen in den eigenen vier Wänden schön machen möchten.
Und vielleicht auch dazu, dass sich Frust aufstaut und bei Jugendlichen in Form von Graffiti-Sprayereien entlädt. Denn die müssen Bohler und seine Leute im Moment verstärkt auch beseitigen. Und sind so bis Oktober ausgelastet.
Eine «sehr erfreuliche und positive Auftragslage» schildert auch Manuel Huber, Geschäftsführer der Schreinerei Huber in Gipf-Oberfrick. Er sagt:
«Ja, wir spüren den Corona-Effekt und ich bin auch für die Zukunft optimistisch.»
Die Menschen hätten Geld zur Verfügung, das sie in die Wohnung investieren möchten – gleich in eine ganz neue Küche, aber mehr noch in einen neuen Küchentisch, Stühle oder einen Schrank. Die Bereitschaft, dafür 8000 bis 10'000 Franken auszugeben, sei vorhanden. Aber eine Sorge haben vor allem die Küchenbauer und Sanitärinstallateure dann doch: Es sind die teils explodierenden Materialpreise und die Lieferengpässe. So müssen laut Huber für eine Küche aktuell sechs bis acht Wochen eingerechnet werden – etwa doppelt so lange wie noch vor der Pandemie.