Startseite
Aargau
Fricktal
Viele Tierarztpraxen verlangen aus gutem Grund Barzahlung von ihren Kunden. Knallhart ist man deswegen aber nicht, man kann immer miteinander reden, so die Geschäftsführerin der Klein- und Grosstierpraxis Felber.
Tierliebhaber kennen die Freude darüber, das neue Haustier zum ersten Mal in die Arme zu schliessen und zu wissen, dass einen ab sofort ein pelziger Vierbeiner oder ein putziger Nager durch das Leben begleiten wird.
Oder zumindest durch einen Teil davon. Diese Freude wird allerdings nicht selten beim ersten Tierarztbesuch schmerzlich verringert: Dann, wenn klar wird, wie teuer eine ärztliche Behandlung des Haustiers sein kann.
Die Kosten, die bei einem Tierarztbesuch anfallen, werden laut Isidor Bürgi, leitender Tierarzt der Gross- und Kleintierpraxis Trivet, gerade zu Anfang unterschätzt: «Vor allem Kleintiere bekommt man oft kostenlos oder für wenig Geld», so Bürgi.
Er denke da etwa an Katzenbabys auf Bauernhöfen oder das neu geborene Meerschweinchen, das man an das Nachbarskind abgibt. Wenn die Tiere dann behandelt werden müssen, seien viele Kunden von den Kosten überrascht: «Sie erwarten, dass ein Tier, das in der Beschaffung nichts oder nur wenig kostet, auch in der Pflege nicht teuer ist», sagt Bürgi.
Seit 2012 müssen alle Tierkliniken in der Schweiz ihre Tarife in der Kleintiermedizin offen kommunizieren. Laut Bürgi wissen die Kunden also eigentlich bereits zum vornherein, mit welchen Kosten sie rechnen müssen.
Auf der Website der Trivet ist eine Preisliste aufgeschaltet: Am teuersten schlägt die Kastration einer schweren Hündin mit 654 Franken zu Buche – Medikamente nicht eingerechnet.
In zahlreichen Praxen muss bar bezahlt werden, denn vielerorts gehört das Zahlen per Rechnung der Vergangenheit an. So auch in der Trivet in Frick. «Kunden aus der Landwirtschaft stellen wir nach wie vor Monatsrechnung aus. Ihre Tiere besuchen wir in einem intensiveren Rhythmus, sie sind quasi Stammkunden», erklärt Bürgi.
Warum bestehen immer mehr Tierärzte auf Barzahlung? Isidor Bürgi und Marion Kern, Geschäftsführerin der Klein- und Grosstierpraxis Felber in Rheinfelden, sind sich einig: Zu oft wurden offene Rechnungen schlicht gar nicht beglichen.
Welche Möglichkeit aber haben Kunden, deren tierische Begleiter dringend tierärztliche Behandlung brauchen, wenn das Budget knapp ist? Bürgi findet: «Man kann immer miteinander reden. Wir kommen unseren Kunden wenn möglich entgegen», sagt er.
Oft komme es zwar nicht vor, dass in seiner Praxis nicht sofort bezahlt werden kann. Wichtig sei für ihn aber, dass eine Bereitschaft seitens der Kundschaft besteht.
Offene Kommunikation mit ihren Kunden ist auch für Marion Kern ein wichtiges Thema. Seit etwa zehn Jahren hat die Tierpraxis Felber zwar die Zahlung per Rechnung abgeschafft, in Sonderfällen werden aber laut Kern auch hier Ausnahmen gemacht.
Stammkunden, die nach wie vor per Rechnung bezahlen wollen, können dies tun. Bei Neukunden wird schon am Telefon auf die Barzahlung aufmerksam gemacht. Grundsätzlich lautet der Tenor von Bürgi und Kern: So lange jemand zahlen will, aber im Moment einfach nicht kann, ist man offen für Kompromisse. Für Bürgi ist klar: «Das ist letztlich auch eine ethische Frage.»