Wegenstetten
Was macht ein einzelnes Klassenzimmer mitten auf dem Feld?

Für eine Werbekampagne fand gestern eine Schulstunde auf der Wiese statt – die Schüler freute es und für den Lehrer war es eine interessante Herausforderung um Bildungsstoff näher zu bringen.

Thomas Wehrli
Drucken

Diese Schulstunde werden die 17 Sechstklässler aus Brugg nicht so schnell vergessen: Mitten auf einer Wiese oberhalb von Wegenstetten baute die Suva gestern Nachmittag «ihr» Schulzimmer nach – für ein Fotoshooting der ganz besonderen Art: Mit dem Foto, das die Klasse beim Unterricht mit Lehrer Daniel Notter zeigt, wird die Suva die neue Werbekampagne «Falls Ihrer Gemeinde etwas fehlt: Wir helfen mit einem Darlehen» lancieren. In diesem Fall fehlt (neben dem Lehrer) das Wichtigste: Das Dach über dem Kopf.

«Die Suva bietet Gemeinden und kleineren Städten seit über 70 Jahren Darlehen an», erklärt Ralph Heidemann, Kommunikationsberater bei der Suva, den Hintergrund der Aktion. «Mit der Kampagne wollen wir diesen Geschäftsbereich bekannter machen.»

Den Schülern machte die Aktion, bei der ihr effektives Klassenzimmer nach Wegenstetten gezügelt wurde, sichtlich Spass. «Es ist das unbestrittene Highlight der letzten Wochen», erzählt Daniel Notter. Regelmässig sei er auf das Shooting angesprochen worden und die ganze Hinfahrt lang musste er die immer gleiche Frage beantworten: «Sind wir bald da?»

Endlich da, hiess es zuerst einmal: warten. Die Kinder, «freudig-nervös» (Notter), nutzten die Gunst des Wetters und vergnügten sich im Freien. Fotograf Michel Jaussi aus Linn und sein Team rückten derweil jeden Stuhl und jede Bank ins richtige Licht – oder besser: auf den richtigen Erdhügel. Jaussi, der zu den 200 weltbesten Fotografen zählt, war es auch, der den Standort ausgesucht hat. «Das Fricktal mit seinen hügeligen Landschaften ist prädestiniert für ein solches Foto», sagt er. «Hier kommen sofort Heimatgefühle auf.»

Die Kunst des Retuschierens

Zum vollkommenen Stillleben «Auf dem Land» fehlt noch eines: Kühe. «Die werden bei der Bearbeitung hineinkopiert», erklärt Jaussi. So wie eine dritte Bankreihe, was Heidemann schmunzelnd mit dem Spruch kommentierte: «Trau keinem Foto – ausser du hast es selbst gemacht.»

Genutzt hat Notter das Shooting, um mit den Schülern im Vorfeld Fragen wie «Was macht ein Schulzimmer aus?» oder «Was ist ein Fotograf?» zu diskutieren. Eine sechste Klasse unterrichtet Notter zum ersten Mal. «Ich kann nicht auf bestehende Materialien zurückgreifen, sondern muss alles neu entwickeln», sagt er. «Eine spannende Erfahrung.»

Spannend war auch die «Schulstunde», die Notter gestern unter freiem Himmel bot. Die Schüler waren trotz hoher Ablenkungsgefahr (für einmal hatte jeder einen Fensterplatz) bei der Sache, rechneten mit und diskutierten mit dem Lehrer über Musik. Auf ein «Hört ihr überhaupt etwas da hinten?» schallte ein langes und lautes «Jaaaaa» zurück. «Der Lehrer ist super», freute sich Jaussi. «Er legt einfach los. Perfekt.» Und so legte Jaussi los: Aus sieben Meter Höhe schoss er Foto um Foto.

Die Klasse wird, das sicherte ihnen Heidemann zu, einen Fotoabzug in Plakatgrösse erhalten. Bis dieser eintrifft, können sich die Schüler mit Giveaways trösten: Badetuch, Footbag und Bonbons. Da macht es Klick – zwischen den Zähnen.