Startseite
Aargau
Fricktal
Welcher Mann freut sich nicht, wenn er nach getaner Arbeit nach Hause kommt und ihm der Duft des schmackhaften Mahls in die Nase strömt, das seine Liebste zubereitet hat? Was sich heute doch eher nach einem antiquierten Geschlechterbild anhört, wurde im Jahr 1979 den angehenden Bäuerinnen in einem neunwöchigen Kurs an der landwirtschaftlichen Schule in Frick als Philosophie vermittelt. So titelte das «Aargauer Tagblatt» in einem Bericht vom 16. Juni 1979 «Haushalt kommt vor dem Melken».
Der Journalist, der damals die Schlussfeier des Bäuerinnenkurses besuchte – «15 Absolventinnen – elf ledig, vier verheiratet» nahmen teil –, stiess auf seinem Rundgang auf eine Umfrage, die in der Küche auslag. Beim Lesen erfuhr er, dass eine Bäuerin durchschnittlich 12,01 Stunden jeden Werktag arbeitet und davon 36 Prozent der Zeit für die Verpflegung der Familie aufwendet. «Es ist ihr Ziel, ihre Familie gesund zu ernähren», konstatierte die Umfrage, aus welcher der AT-Journalist in seinem Artikel zitierte. Dass die angehenden Bäuerinnen dieses Ziel erreichen würden, davon war der Journalist nach der Verköstigung «der vielen schmackhaften, gekonnt angerichteten Salate» überzeugt.
Bei der Schlussfeier umschrieb Karl Schib, Rektor der landwirtschaftlichen Schule, den Bäuerinnenkurs wie folgt: «Die Frauen und Töchter sollen hier nicht das Melken und Traktorfahrern lernen, sondern die saubere und geschmackvolle Führung eines Bauernhaushaltes.»
Die Schlussfeier eröffneten die Bäuerinnen mit einer Lektion über zweckmässigen, effizienten Gartenanbau. Dabei erfuhr der Journalist, dass «die gute Bäuerin» einen exakten Gartenplan führt. «In einem zweiten Teil zeigte man den Kursabsolventinnen in einer Theoriestunde über Stauden das richtige Anlegen eines Kräutergärtchens und die Weiterverarbeitung der Früchte zu leckeren Salaten», hält der Journalist im Bericht fest.
Neben der sauberen Führung des Haushalts hätten die Bäuerinnen auch die Aufgabe, ihre Ehemänner zurückzubinden und sie bei ihren Expansionsplänen ein wenig zu beraten, so Schib bei der Übergabe der Zeugnisse. Der Rektor betonte, dass es keine andere Berufsfrau gebe, welche die eigene Lebensqualität so gut bestimmen könne wie die Bäuerin. Sie trage eine grosse Verantwortung, was aber auch dazu führe, dass sie in ihrer Arbeit eine grosse Befriedigung erfahre.
Heutzutage übt die Bäuerin vielfältige Rollen im landwirtschaftlichen Unternehmen aus. Dementsprechend ist auch die Ausbildung breiter geworden. So wird etwa am Landwirtschaftlichem Zentrum Liebegg Wissen in Recht, Buchhaltung und Betriebslehre vermittelt.