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Ruedi Keller hätte nicht Künstler werden sollen – seine Eltern hatten etwas dagegen. Später wurde er es aber doch – jetzt zeigt er die neuesten Werke.
Eigentlich hätte er es seinem älteren Bruder gleichtun wollen. Dieser besuchte die Kunstakademie und Ruedi Keller wäre ihm nur zu gerne gefolgt. «Die Farben, die Formen und Kompositionen mit Schatten und Licht – das hat mich schon immer fasziniert», sagt er. Aber den Eltern reichte ein Künstler in der Familie und so musste der Bauernsohn «einen richtigen Beruf» lernen. Er wurde Kaminfeger.
Jahrzehntelang arbeitete er, zunächst als Kaminfeger, dann im Büro. Er heiratete, gründete eine Familie. Und die Kunst liess ihn nie los. «Ich verdiente mir nebenher im Atelier meine Sporen ab», sagt Keller. Will heissen: Er probierte aus, brachte sich selber verschiedenste Maltechniken bei, absolvierte Kurse an der Volkshochschule in Aarau, probierte noch mehr aus. Seine Werke lassen sich nicht einer Kategorie zuteilen – weder was die Motive noch was die Technik betrifft. In seinem Atelier in Möhlin hängen Acrylbilder von Landschaften in der Toskana neben Auftragsmalereien von Sportszenen oder Tuschwerken.
Ruedi Keller ist mittlerweile 62 Jahre alt. Nachdem seine Söhne auf eigenen Beinen standen, machte er sich 1996 selbstständig. Er eröffnete in Birsfelden (BL) ein Atelier, zog um die Jahrtausendwende nach Möhlin und machte hier weiter. Bekannt ist er nicht nur für seine Kunst, sondern auch als Kursleiter. Als solcher bietet er Malkurse in seinem Atelier, aber auch Malferien in der Toskana und im Tessin und Malwochenenden im Schwarzwald. Er will die Passion teilen, auch anderen weiterhelfen, ihr Hobby auszuüben. So veranstaltet er mehrmals im Jahr einen Bildermarkt, an dem Hobbykünstler ihre Werke verkaufen können.
Eines ist aber gleich geblieben: «Das Malen an sich ist noch immer meine grösste Passion», sagt Keller. Deshalb entschloss er sich, mit dem Umzug von der Bachstrasse an die Bahnhofstrasse eine etwas ruhigere Kugel zu schieben. Nur, so richtig ruhig ist die Kugel auch nicht, das zeigt ein Blick in seinen Terminkalender. Ab Freitag stellt er im ökumenischen Kirchenraum im Kaiseraugster Zentrum Liebrüti aus. Aber immerhin: «Einige Morgen in der Woche habe ich jetzt frei», sagt Keller. «Diese Zeit brauche ich, um zu malen.»
In Mumpf hat er sich ein zweites Atelier eingerichtet. Ein Atelier nur für ihn. Ein Atelier, das noch nicht einmal seine Frau von innen gesehen habe, wie Keller lachend erzählt. «Wenn ich mich neu definieren will, brauche ich einen Ort nur für mich», sagt Keller. Also widmet er sich in Mumpf zurzeit seinen neuesten Ideen. Bilder auf Gipshintergrund, Bilder mit Seidenpapier oder Alufolie, mit Schablonen gesprayte Bilder.
Die Werke werden in Kaiseraugst erstmals zu sehen sein. «Ich weiss, dass ich die Kunst nicht neu erfinden kann. Aber ich will persönlich einen Schritt weiter gehen. Deshalb brauche ich auch nicht jemanden, der kommt, das Bild anschaut und sagt ‹Wow!›», sagt Keller. Sollte es trotzdem so kommen, wäre der Kaminfeger, der zum Künstler wurde, bestimmt auch nicht böse.