Die Fricktaler Forstbetriebe kämpfen gegen den Borkenkäfer − und finden wegen Corona weniger Holzabnehmer.
«Der Wald leidet. Auch heuer herrscht eine immense Borkenkäferplage. Fachleute erwarten, dass wieder mindestens so viel – wenn nicht mehr – Schadholz anfallen wird wie vergangenes Jahr.» Das schreibt der Verband der Waldeigentümer, Wald Schweiz, auf seiner Website. Eine düstere Prognose, die sich im Fricktal bestätigt. Eine Umfrage bei mehreren Forstbetrieben zeigt, dass die Käferschäden gleich oder zumindest ähnlich schlimm ausfallen wie 2019. Beim Forstbetrieb Thiersteinberg etwa mussten dieses Jahr rund 4000 Kubikmeter Käferholz ausgeräumt werden. Das ist fast ein Drittel der jährlich vorgesehenen Holznutzung. Andere Forstbetriebe melden ähnliche Zahlen.
Das Problem dabei: Der Käfer befällt bevorzugt Fichten – und damit ausgerechnet jenen Baum, den die Forstbetriebe eigentlich noch gewinnbringend verkaufen könnten. Wegen ihrer langen Stämme und ihrer Holzeigenschaften sind Fichten, in der Schweiz auch Rottanne genannt, im Bauwesen beliebt. Sind sie aber mal vom Käfer befallen, sieht es rasch anders aus. «Die statischen Eigenschaften werden durch den Käfer zwar nicht beeinträchtigt», sagt Alfred Bühler vom Forstbetrieb Laufenburg-Gansingen. Aber: Die Käfer schleppen oft einen Pilz ein, der das Holz bläulich verfärbt. «Das schreckt die Kunden ab», so Bühler. Das Käferholz wird so meist energetisch genutzt, landet also irgendwo in einer Holzfeuerung. Ökonomisch ist das für die Waldbesitzer allerdings wenig attraktiv.
Verschärft wird die Situation in diesem Jahr durch die Coronakrise. «Dadurch wurde auch die Sägereilogistik geschwächt, was sich nochmals negativ auf den Absatz auswirkte», sagt Urs Steck, Leiter des Forstbetriebs Region Möhlin. Die ohnehin schon tiefen Holzpreise sind weiter gesunken. Nur gesundes, grünes Holz konnte den Preis halten. Es sei «fast zur Mangelware» geworden, «weil alle Forstbetriebe mit dem Aufrüsten von Käferholz beschäftigt waren», erklärt Steck.
Weil die Abnehmer fehlten, mussten Forstbetriebe das Käferholz aus der Not heraus sogar stehen lassen − auf die Gefahr hin, dass sich der Borkenkäfer von dort aus weiter ausbreitet. «Wenn die Rüstkosten nicht mit dem Holzerlös gedeckt werden können, muss das Defizit aus den Reserven ausgeglichen werden und nicht alle Gemeinden verfügen noch über solche Reserven», sagt Steck.
Im Fricktal versuchten die Forstbetriebe hingegen, das befallene Holz aus dem Wald zu schaffen und so die umliegenden Bäume zu schützen. Sie legten grosse Lager dafür an. Über die Wintermonate sollen diese nun abgebaut werden. Im Forstbetrieb Thiersteinberg etwa wird dafür der normale Holzschlag zurückgefahren. Die Mitarbeitenden des Forstbetriebs widmen sich stattdessen anderen Aufgaben. «Wir haben mehrere Naturschutzprojekte, die wir jetzt angehen», sagt Förster Philipp Küng. In der Hoffnung, dass sich die Situation auf dem Holzmarkt irgendwann stabilisiert − und die Borkenkäferpopulation wieder abnimmt.