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Der Plan, Kindern bis zwölf Jahren das Velofahren auf Gehwegen zu erlauben, stösst im Fricktal auf Kritik.
In den nächsten Wochen will der Bundesrat ein Massnahmenpaket verabschieden, das den Verkehrsfluss und die Verkehrssicherheit verbessern soll. Einer der Vorschläge dabei: Kindern bis zum zwölften Lebensjahr soll das Velofahren auf den Trottoirs erlaubt werden.
«Dieser Systemwechsel wird 2020 aller Voraussicht nach umgesetzt», sagte Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen (Astra) am Wochenende gegenüber dem Tagesanzeiger.
Die Meinungen zum bundesrätlichen Plan sind gespalten. Der Verband Fussverkehr Schweiz kritisiert sie deutlich und auch Agile.ch – der Dachverband vertritt die Interessen von 41 Behindertenorganisationen in der Schweiz – ist dagegen.
Beide Verbände fordern, die Alterslimite bei acht statt zwölf Jahren anzusetzen, wie es in der Sonntagspresse heisst. Auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung plädiert eher für die Grenze von acht Jahren. Pro Velo begrüsst dagegen die Pläne des Bundesrats.
Auch im Fricktal sind die Reaktionen der Politiker gespalten. Die Grossrätin Colette Basler (SP) etwa sagt: «Ich verstehe die Argumente von beiden Seiten.» Basler war selber lange als Lehrerin tätig und kennt die Situationen rund um Schulhäuser.
«Einerseits könnte es zu gefährlichen Situationen auf den Trottoirs führen, wenn sich Schüler auf den Velos und beispielsweise ältere Menschen oder Personen mit einem Handicap das Trottoir teilen müssen», so Basler. Andererseits gebe es aber auch Strassen auf Schulwegen, auf denen Lastwagen unterwegs seien und es für Schüler auf Velos deshalb gefährlich sei.
Auch Grossrat Andreas Fischer (Grüne) ist in der Velo-aufs-Trottoir-Frage zwiegespalten, wie er gegenüber der AZ sagt. «Für die Sicherheit der Kinder ist dieser Plan nicht schlecht», sagt er. «Aber ich finde es nicht richtig, dass man die Velofahrer aufs Trottoir verdrängt.» Dieses sei für die Langsamsten im Langsamverkehr gedacht.
Für Fischer ist klar: «Besser wäre es, auf der Strasse mehr Raum für die Velofahrer zu schaffen. Autofahrer müssen sich daran gewöhnen, dass Strassenraum nicht nur Autoraum ist.» Dies wäre mit markierten Streifen und, wo nötig, mit verengten Fahrbahnen möglich, so der Grünen-Grossrat.
Fischer verweist darauf, dass es auf den Trottoirs nicht nur für Fussgänger zu gefährlichen Situationen kommen könne, sondern auch für die Velofahrer selber – etwa wenn Spaziergänger mit Hunden an der Leine unterwegs seien und die Leine sich über das Trottoir spanne.
SVP-Grossrätin Désirée Stutz kennt die Situation, mit Hunden zu spazieren. Sie sagt ganz klar: «Ich finde die Pläne des Bundesrats nicht gut.» Jedenfalls nicht, wenn das Velofahren auf Trottoirs generell erlaubt werde. «Man müsste die Situation jeweils vor Ort anschauen», so Stutz.
In der Nähe von Schulen oder auf Schulwegen könne es richtig sein, Kindern zu erlauben, auf dem Trottoir Velo zu fahren. Ansonsten gelte es aber, an die anderen Vertreter des Langsamverkehrs zu denken. Das Velo nähere sich ja meist lautlos, da könne es schon zu gefährlichen Situationen kommen.
Noch ist nicht fix, dass die Idee des Bundesrates wirklich umgesetzt wird. Darauf verweist auch der Fricker Gemeindeammann Daniel Suter. Er habe sich deshalb zur Thematik auch noch keine abschliessende Meinung gebildet.