Der Besuchdienst veranstaltete eine Weiterbildung mit dem Thema «Psychische Erkrankung und der Umgang damit».
Der Besuchsdienst Regio Laufenburg ist bei den regelmässigen Besuchen immer wieder mit psychischen Erkrankungen der Besuchten konfrontiert. Deswegen lud die Koordinationsstelle des Besuchsdienstes Regio Laufenburg zu einer Weiterbildung zum Thema «Psychische Erkrankung und der Umgang damit» ein.
24 Personen nahmen an der Weiterbildung teil. Auch Interessierte konnten dem Vortrag beiwohnen. Referentin war Judith Weiss, die seit einigen Jahren Leiterin des Wohnbereichs Rotonda im Reusspark in Niederwil ist. Zudem ist Weiss Pflegefachfrau und derzeit in Ausbildung zur klinischen Fachspezialistin.
Sie gestaltete ihren Vortrag interaktiv. Nach einer kurzen Vorstellung wurden die Teilnehmenden sofort einbezogen und somit zum Teil des Vortrages gemacht. In ihrer langjährigen Erfahrung bemängelt Weiss sehr, dass die psychisch erkrankten Menschen nur selten eine Lobby haben. Diesem Missstand entgegenzuwirken, macht sie sich mit ihrer Tätigkeit zur Aufgabe. «Psychische Erkrankungen sind sehr schwer zu diagnostizieren und verlaufen praktisch nie linear», sagt Weiss.
Weiss stellte diverse psychischen Erkrankungen vor, immer gespickt mit Beispielen aus der Praxis und unter Einbezug von Fragen der Teilnehmenden. Dazu gehörten die Schizophrenie, die Depression, die bipolare Störung oder die Persönlichkeitsstörung.
Den zweiten Teil widmete sie ganz dem Thema «Recovery». Dies ist ein Lösungsansatz und beschreibt den Weg zur Genesung. «Es ist ein sehr persönlicher, tiefgreifender, herausfordernder und mitunter langandauernder Prozess hin zu einem sinnerfüllten Leben – wobei wieder auftretende Krisen zu diesem Prozess dazugehören können», sagt Weiss.
Mit diesem Lösungsansatz arbeitet Weiss und ihr Team seit rund zwei Jahren. Dieser Weg benötigt Menschen, die unterstützen, sowie Fachleute und ehemalige Betroffene. Für diesen Lösungsansatz braucht es ein vorurteilsfreies Zuhören, die Fähigkeit, Rückschläge zu akzeptieren, die Bereitschaft, in Krisen da zu sein, Interesse am Wohlbefinden des Menschen und ein wertefreies Begleiten.
Diese Betreuung beginnt immer zuerst bei einem selbst und der eigenen persönlichen Grundhaltung. Weiss gab den Teilnehmenden noch folgende Aussage mit auf den Weg: Man muss «nicht Recht haben», denn das führt nur zu Verlierern – auf beiden Seiten. Zum Ende des Vortrages wurden noch einige Fragen von den Teilnehmenden gestellt, die Weiss mit viel Einfühlungsvermögen beantwortete. Beim anschliessenden Apéro fanden noch interessante Gespräche statt.
Dass der Besuchsdienst gefragt ist, zeigt sich derzeit an der Wartleiste von Menschen, die gerne besucht werden möchten. Aus diesem Grund sucht der Besuchsdienst Regio Laufenburg neue Besucher- und Besucherinnen, die bereit sind, sich auf etwas Neues einzulassen und mit regelmässigen Besuchen und Spaziergängen die Menschen zu erfreuen. (AZ)