Möhlin
Telefonterror gegen Handball-Coach Cordas – weil er Spieler freistellt

In der Nacht auf Sonntag wurde Zoltan Cordas, der neue Coach des TV Möhlin, von einigen Spielern telefonisch belästigt. Trotz anonymen Anrufen weiss er, wer es war und erwägt rechtliche Schritte.

Fabio Baranzini
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TV-Möhlin-Trainer Zoltan Cordas schmeisst den Spieler Michael Schröder raus – und erhält dann anonyme Anrufe.

TV-Möhlin-Trainer Zoltan Cordas schmeisst den Spieler Michael Schröder raus – und erhält dann anonyme Anrufe.

AZ

Für Zoltan Cordas war es ein ganz besonderes Spiel am Samstagabend in der Klingnauer Schützenmatthalle. Mit dem TV Möhlin traf der Mann an der Seitenlinie auf den TV Endingen. Den Verein also, den er in den letzten sieben Jahren gecoacht hat. So lange wie kein anderer Trainer zuvor.

Doch die Rückkehr an seinen früheren Arbeitsort, die der Österreicher als «emotional und deswegen nicht einfach» beschrieb, verkam zur Nebensache. Auch das Resultat – die Fricktaler verloren nach einem schwachen Start mit 20:26 – spielte für Cordas keine Rolle. Es war vielmehr «die dritte Halbzeit» wie er es nennt, die ihn auch am Tag nach dem Spiel nicht kalt lässt. Was war nach dem Derby passiert?

In der Nacht auf Sonntag wurde Zoltan Cordas zwischen halb zwölf und halb eins wiederholt per Telefon belästigt. Der Trainer spricht von «Telefonterror» und «Beleidigungen». Er ist überzeugt, dass diese Anrufe in direktem Zusammenhang mit dem Rauswurf von Spieler Michael Schröder stehen.

Der Verein hatte am Samstag auf der Homepage mitgeteilt, dass Schröder «per sofort von der Vereinsleitung aufgrund unüberwindbarer Differenzen mit dem Trainer vom Trainings- und Spielbetrieb ausgeschlossen» wird. Cordas erklärt die Gründe für den Rauswurf von Schröder genauer: «Ich habe ihm gesagt, dass er genau wie der Rest der Mannschaft auch am Dienstag trainieren muss. Doch er ist zweimal nicht gekommen. Das geht nicht und deshalb wollte ich ihn nicht mehr im Team haben. Damit war die Sache für mich erledigt.»

Nach den jüngsten Vorfällen kann Cordas die Sache nun aber doch nicht ad acta legen. Obwohl die Anrufer, die Cordas in der Nacht belästigt haben, sich jeweils mit unterdrückter Rufnummer gemeldet haben, weiss Cordas, um wen es sich handelt. Dies, weil den Anrufern ein verhängnisvoller Fehler unterlaufen war: «Sie haben mich zwar anonym angerufen, waren jedoch so betrunken, dass sie die Face-Time-Funktion eingeschaltet haben, so dass ich im Videoanruf sehen konnte, wer es war», sagt Cordas. Er möchte derzeit keine Namen nennen, sagt jedoch, dass es sich bei den Anrufern um einen ehemaligen TV-Möhlin-Spieler und einen früheren Akteur des RTV Basel handelt.

Zoltan Cordas ist enttäuscht vom Verhalten der Spieler. «Das hat nichts mehr mit Charakter zu tun. So etwas habe ich in meinen 19 Jahren als Trainer und 16 Saisons als Spieler noch nicht erlebt.» Er spielt nun mit dem Gedanken, Anzeige zu erstatten. «Ich kann diese Sache nicht einfach ruhen lassen. Diese Personen haben eine Grenze überschritten, die ich nicht akzeptieren kann.»

Verein unterstützt Trainer

Bei der Vereinsführung des TV Möhlin weiss man über die Vorfälle Bescheid. «Zoltan Cordas hat uns per Mail darüber in Kenntnis gesetzt und wir werden ihn so weit es geht unterstützen», sagt Michi Mahrer, der Kommunikationsverantwortliche des Vereins. «Da die beteiligten Spieler jedoch nicht beim TV Möhlin unter Vertrag stehen, werden wir als Verein hinsichtlich dieser Vorfälle nichts unternehmen, sondern überlassen es Zoltan Cordas, weitere Schritte einzuleiten.»