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Der Fachkräftemangel betrifft das Fricktal wie den Aargau. Beim Wirtschaftsapéro der Neuen Aargauer Bank (NAB) wurde die Problematik gründlich durchleuchtet.
Die Problematik des Fachkräftemangels in der Schweiz und speziell im Aargau stand im Zentrum des NAB-Wirtschaftsapéros. Die Gewerbevertreter aus der Region konnten mehr zum Thema und Antworten des Gesundheitszentrums Fricktal darauf erfahren. Die Neue Aargauer Bank richtete das Treffen in Kooperation mit dem Gewerbeverein Rheinfelden im Gesundheitszentrum (GZF) in Rheinfelden aus. Linus Lori, NAB Leiter Firmenkunden Fricktal, begrüsste 120 Gäste.
Lori führte aus, dass der Aargau den dritten Platz hinter Zug und Zürich im Standortranking der Kantone der NAB-Regionalstudie 2017 verteidigen konnte. Es gäbe aber zu wenig Fachkräfte und jedes vierte Unternehmen im Aargau sei davon betroffen, so Lori, der das Wort an Jan Schüpbach, Verfasser der NAB-Regionalstudie, übergab.
Alle Aargauer Regionen lägen im ersten Viertel der Standortqualität der 110 Wirtschaftsregionen. Das Fricktal erreicht dabei Rang 21 und zeichnet sich durch eine gute Erreichbarkeit für Beschäftigte und Bevölkerung sowie eine hohe Steuerattraktivität natürlicher und juristischer Personen aus. «Bei der Verfügbarkeit von Fachkräften schneidet der Kanton überdurchschnittlich ab», meinte Schüpbach. Im Vergleich zur Schweiz haben im Aargau deutlich mehr Menschen eine berufliche Grundbildung oder eine höhere Fach- und Berufsbildung genossen, während der Anteil an Hochschulabsolventen etwas unter dem Schweizer Durchschnitt liegt.
Schüpbach stellte dar, dass der Aargau 42 000 hochqualifizierte Arbeitskräfte durch interkantonale Pendelströme verliert. «Unterm Strich ist der Kanton ein Nettoexporteur von Arbeitskräften,» so Schüpbach. Bei den Hochqualifizierten ist der Nettoabfluss besonders drastisch: Rund 37 Prozent der Aargauer Erwerbstätigen mit tertiärem Abschluss verlassen den Kanton und stehen dem Aargauer Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung. Das Fricktal ist dabei stark nach Basel-Stadt und Basel-Landschaft ausgerichtet: Von den knapp 17 000 Aargauern, die nach Basel pendeln, wohnen fast 13 000 im Fricktal.
60 Prozent der Aargauer KMU hätten Mühe bei Stellenbesetzungen, davon führen es die Hälfte auf den Fachkräftemangel zurück. Industrie und Bau seien stärker betroffen als der Dienstleistungssektor. Da auch weiterhin der Bedarf an Fachkräften zunehmen werde, während gleichzeitig die Bevölkerung immer älter werde, steige die Bedeutung der Qualität von Bildung und Ausbildung. Schüpbach sagte, Bildungsgänge müssten noch stärker auf die sich verändernden Bedürfnisse ausgerichtet werden.
Reto Meier, Leiter Personal beim Gesundheitszentrum Fricktal, stellte in seinem Vortrag dar, dass sich auch im Gesundheitswesen längere Rekrutierungszeiten und steigende Kosten, vor allem durch Temporärpersonal, eingestellt hätten. Darauf habe das GZF mit Marktzulagen, Lohnerhöhungen und anderen Massnahmen der Personalentwicklung reagiert. «Ganz wichtig, wenn nicht zentral, ist es, in den Ausbau von Ausbildung zu investieren», so Meier. Das Gesundheitszentrum Fricktal bilde seinen Nachwuchs selbst aus und könne den Grossteil auch halten. Die Fluktuationsrate im Unternehmen läge bei niedrigen 4,5 Prozent. In seinem Schlusswort vor dem Apéro hob auch Raymond Keller, Präsident des Gewerbevereins, die Bedeutung eines guten Bildungs- und Ausbildungssystems hervor.