Ein Gesamtverkehrskonzept soll aufzeigen, wie ein Verkehrskollaps im und um das Sisslerfeld verhindert werden kann. Die Arbeiten dazu sind nun gestartet. Der Perimeter des Konzepts umfasst dabei nicht nur die direkt betroffenen Sisslerfeld-Gemeinden mit dem Stau-Hotspot Stein, sondern reicht bis Frick und Laufenburg – sowie in die deutsche Nachbarschaft.
Die Zahl überrascht: Nicht die Mitarbeitendenden der Industriebetriebe im Sisslerfeld sind es, die massgeblich für den Stau in Stein und am Grenzübergang nach Bad Säckingen verantwortlich sind. Rund 70 Prozent des motorisierten Individualverkehrs kommen tatsächlich aus anderen Regionen und durchfahren das Sisslerfeld lediglich. Das geht aus einer Mitteilung der Gemeinde Stein hervor.
Die Mobilitäts- und Verkehrssituation im und rund um das Sisslerfeld interessiert derzeit besonders – auch vor dem Hintergrund des Abstimmungsentscheids vom vergangenen Wochenende: Da wurde der Halbstundentakt auf der S1-Linie nach Laufenburg bachab geschickt. Umso grösser sind nun die Erwartungen im Fricktal an den Kanton, Lösungen aufzuzeigen, um das Verkehrsproblem zu entschärfen.
Die kantonale Abteilung Verkehr des Departements Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) hat – bereits vor dem S1-Entscheid – die Vorarbeiten für ein Gesamtverkehrskonzept gestartet.
Die Pendlerströme im und ums Sisslerfeld legen dabei nahe, «die Bewegungen der Motorfahrzeuge grossräumiger zu betrachten», heisst es in der Mitteilung der Gemeinde Stein. Entsprechend umfasst der Perimeter für das Konzept neben dem Sisslerfeld auch die Einzugsgebiete bis nach Frick und Laufenburg sowie auf deutscher Seite Bad Säckingen, Murg und badisch Laufenburg.
«Vergangene Woche fand an einer Startsitzung ein Austausch des Kantons mit den Vertreterinnen und Vertretern der involvierten Gemeinden statt», sagt der Steiner Gemeindeschreiber Sascha Roth. Neben der Ausgangslage und dem Vorgehen für die Erarbeitung eines Gesamtverkehrskonzepts seien dabei auch die Erwartungen und Anliegen aus den Städten und Dörfern aufgenommen worden.
«Wir erwarten vom Verkehrskonzept Lösungen. Einerseits, wie die heutige Situation entschärft werden kann und andererseits, um für die künftige Situation gewappnet zu sein», sagt der Steiner Gemeindeammann Beat Käser. Also auch dann, wenn sich im Sisslerfeld weitere Firmen mit vielen neuen Arbeitsplätzen angesiedelt haben. Für Käser ist dabei klar:
«Mit einer Massnahme ist es nicht getan – es braucht eine Kombination. Wir müssen in alle Richtungen denken.»
Das umfasse den Langsamverkehr und öffentlichen Verkehr ebenso wie die Ideen einer neuen Rheinbrücke bei Sisseln und einer möglichen Erschliessung mit einer Seil- oder Hochbahn. Und vor allem: «Der süddeutsche Raum muss mitziehen», sagt Käser. Überspitzt formuliert: Eine neue Brücke über den Rhein bringt nichts, wenn es keine Strasse gibt.
Der Kanton geht davon aus, dass die Erarbeitung des Konzepts für den Raum Frick-Stein-Laufenburg zwischen zwei und drei Jahre brauchen wird. Einige Schritte sind dabei angedacht: Für die Verkehrserhebungen sieht der Kanton an den wichtigsten Verkehrsknoten etwa den temporären Einsatz von Drohnen vor. Es ist zudem auch eine Partizipation der Bevölkerung vorgesehen. Dies dürfte voraussichtlich 2024 der Fall sein.
Unabhängig vom Gesamtverkehrskonzept wurde bereits eine Massnahme ergriffen: Der Kanton passt das Buskonzept auf den Fahrplanwechsel im Dezember in drei Punkten an. Erstens fahren die Busse in Stein künftig anders, um den Stau beim Grenzübergang zu umfahren. Zweitens wird eine neue, stündliche Buslinie von Frick über das Sisslerfeld nach Stein eingeführt. Drittens verkehrt neu künftig jede Stunde ein Schnellbus zwischen Laufenburg und Stein. Der Kurs von Laufenburg via Kaisten nach Stein fährt in den Hauptverkehrszeiten künftig zudem im Halbstundentakt.