Sisseln/Tokyo
Silbermedaille an der Karate-WM: Eric Timmer ist ein echtes Karatekid

Der 11-Jährige aus Sisseln holte an der Karate-Weltmeisterschaft in Tokyo die Silbermedaille - trotz Nervosität und Bauchweh

Miriam Suter
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Eric Timmer mit Trainer Murat Sahin in Tokyo. az

Eric Timmer mit Trainer Murat Sahin in Tokyo. az

Christian Wilhelm

Eine Medaille mit nach Hause nehmen, das hatte Eric Timmer sich zum Ziel gesetzt, bevor er nach Tokyo reiste. Vor seinem grossen Kampf habe er schlecht geschlafen und Bauchweh gehabt, erzählt sein Vater Edwin Timmer. Er hat seinen Sohn an die Shotokan-Weltmeisterschaft in Tokyo begleitet. Shotokan ist die am meisten verbreitete Form von Karate. Der 11-Jährige habe seinen Auftritt aber wunderbar gemeistert, erzählt der Vater stolz. Kurz vor dem Kampf habe er seinen Sohn nochmals kurz beiseitegenommen und ihm gesagt, dass niemand von ihm irgendetwas erwartet – und dass er jetzt schon stolz sei auf ihn.

Und das hat geholfen. Als Erster trat Eric im Wettbewerb an, kämpfte sich in vier Runden bis ins Finale gegen Venezuela durch – und holte schliesslich den zweiten Platz. «Da ist ein Riesendruck von ihm abgefallen», sagt Edwin Timmer. «Sein gestecktes Ziel hatte er damit mehr als erreicht. Nach dem Sieg sind natürlich einige Tränen geflossen. Nicht nur bei Eric, sondern im ganzen Team.»

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Kilometer reiste Eric Trimmer von Sisseln nach Tokyo an die Karate-Weltmeisterschaft

Hochhäuser und Stäbchen

Seit vier Jahren trainiert Eric drei bis vier Mal in der Woche im Karateclub Laufenburg, er trägt bereits den braunen Gürtel um die Hüfte. Das entspricht dem 1. «Kyu», dem höchsten Schülergrad. Eine Woche vor der Weltmeisterschaft reisten Eric und sein Vater in die Türkei, wo zweimal zwei Stunden am Tag in den Wettbewerbssparten «Kata», einer Art Einzelchoreografie im Karate, und im Zweikampf trainiert wurde. Danach stand Tokyo an: «Eric hat grosse Augen gemacht, als wir angekommen sind», sagt Timmer. «Die Hochhäuser, der Lärm, immer war etwas los. Er hat das aber gut aufgenommen und versucht, alles aufzusaugen.»

Seltsam fand Eric vor allem die Essgewohnheiten der Japaner: Bereits am Morgen etwas Warmes zu essen war für ihn eine Herausforderung. «Er konnte aber schnell mit Stäbchen essen – schneller als ich!» sagt der Vater amüsiert. Eric verpasste wegen der Weltmeisterschaft in Tokyo seinen Schulstart zu Hause in Sisseln um zwei Wochen. Das war aber kein Problem: Die Schule organisierte nach seiner Rückkehr sogar einen kleinen Empfang für ihn. Über die Sommerferien hat Eric Hausaufgaben bekommen, damit er den Stoff bereits bearbeiten konnte und nach seiner Rückkehr keine Wissenslücke hatte. Fest steht: Der Fokus liegt momentan voll auf der Schule, wo sich Eric zum Zeitpunkt des Gesprächs mit seinem Vater auch aufhielt. Ob Eric einmal Profi-Karatekämpfer werden wolle, ist noch nicht klar. Sein Vater sagt aber: «Die Familie würde ihn bei diesem Vorhaben unterstützen.»