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Die Holzbrücke zwischen Stein und Bad Säckingen gehört den Deutschen. Am Sonntag entfernte das Schweizer Militär Sprengsätze, die sie in zwei Brückenpfeilern eingebaut hatten. Die deutsche Behörde wusste nichts von dem Sprengstoff.
Jahrzehntelang barg die historische Holzbrücke, die Stein und Bad Säckingen verbindet, ein brisantes Geheimnis: In zweien ihrer steinernen Pfeiler befanden sich bis Sonntag funktionstüchtige Sprengladungen, möglicherweise TNT. Die Schweiz wollte sie im Falle eines militärischen Angriffs zünden, um den Übergang zu zerstören. Gleich dem historischen Bad Säckinger Bauwerk waren in der ganzen Schweiz und entlang ihrer Grenzen Hunderte Brücken und Tunnels mit Sprengfallen versehen, darunter auch die befahrbaren Brücken entlang der deutschen Grenze am Rhein. Die letzten Sprengsätze wurden erst jetzt abgebaut.
Im Falle der Bad Säckinger Holzbrücke wussten nicht einmal die örtlichen Behörden von dem hochexplosiven Geheimnis. «Ich habe erst im Radio davon gehört», sagte am Sonntag der Bad Säckinger Bürgermeister Alexander Guhl. Pikant: Die Stadt Bad Säckingen ist Eigentümerin des kompletten 203,7 Meter langen Bauwerks. Es verbindet die frühere Klosterstadt mit der gegenüberliegenden Schweizer Gemeinde Stein. Die längste gedeckte Holzbrücke Europas ist nicht nur ein Kulturdenkmal, sondern auch eine grosse Touristenattraktion. Täglich kommen zahlreiche Menschen hierher, um sie zu begehen und zu fotografieren. Nur eines ist strengstens verboten: Rauchen. 1993 löste wahrscheinlich eine weggeworfene Zigarettenkrippe jenen Brand aus, der die Luzerner Kapellbrücke zerstörte.
Dass ausgerechnet hier die Schweizer Armee Explosivstoffe zum Einsatz bereithielt, hat auch Guhls Amtskollege aus Stein, Gemeindeammann Hansueli Bühler, erst vor kurzem erfahren. Augenblicklich finden Sanierungsarbeiten auf der Brücke statt. «Bei einer Besprechung teilte mir ein Vertreter der Schweizer Armee mit, dass Reste von Sprengstoff, die sich in zwei Pfeilern befänden, entfernt würden», so Bühler. Mit den Arbeiten sei eine Schweizer Spezialfirma beauftragt worden. Bei der Besprechung vor rund einem Monat seien auch Handwerker und Behördenvertreter aus Deutschland anwesend gewesen, erinnert sich der Gemeindeammann.
Auch wo sich die Sprengkammern befinden, weiss Bühler: «Es sind die beiden Steinpfeiler mit den Klappen.» Es ist bekannt, dass die Schweiz Brücken, Tunnels und andere Bauwerke mit Sprengfallen versehen hat. Zuerst sollten sie im Zweiten Weltkrieg einen möglichen Einmarsch deutscher Truppen verzögern. Danach sollte eine Invasion von Truppen des Warschauer Pakts erschwert werden. Sogar noch 2006 soll auch in die neue Rheinfelder Autobahnbrücke eine Sprengladung eingemauert worden sein.