Magden
Schauspiel über ein verschollenes Dorf

Autor, Regisseur und Schauspieler Roland Graf bringt die Sage über das Dorf Deschliken auf die Bühne. Dafür hat er mehr als 500 Stunden Arbeit investiert.

Clara Rohr-Willers
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Roland Graf in der Rolle des Anselm für das Stück «Deschliken 1437».

Roland Graf in der Rolle des Anselm für das Stück «Deschliken 1437».

«Der Holzpreis steigt und steigt im Jahr 1437. Die Gier in der Bevölkerung wächst. Angeführt durch Hermann, will ein Grossteil des Dorfes den Halmet abholzen und das Holz zu einem guten Preis verkaufen.» So heisst es in der Inhaltsangabe von «Deschliken 1437 – Letzte Stunden eines Dorfes». Wer beim Besuch des Stücks von Mitte bis Ende August auf dem Magdener Hutgrundhof faktentreue Historie erwartet, der täuscht sich. «Geschichte erzählt Geschichten. Auf der Basis der Sage über das verschollene Dorf Deschliken hatte ich bei der Gestaltung der Geschichte die freie Wahl des Autors. Das Schöne am Theater ist es gerade, der Wahrheit nicht zu verpflichtet zu sein. Historikerinnen und Historiker vermuten, dass Deschliken nicht einem Murgang zum Opfer gefallen ist, sondern allmählich vom Berg verschlungen wurde. Die Bewohnerinnen und Bewohner hatten wahrscheinlich genug Zeit für den steten Abbau des Dorfes», sagt Roland Graf.

Professionelle Ausbildung

Seit 31 Jahren steht Graf auf der Bühne. «Meine erste Rolle vermittelte mir die Pfarrerin und Leiterin der Jugendtheatergruppe Windisch. Seither spiele ich in allen Genres von Komödien über Dramen bis zu Musicals auf verschiedenen Bühnen.» Der 46-Jährige, der durch seine Heirat mit Anita Graf-Emmenegger vor rund fünf Jahren nach Magden gezogen ist, wurde 1973 in Brugg geboren und machte eine professionelle Schauspielausbildung. «Die grösste Prägung erhielt ich durch Geoffrey John Cauley, den ehemaligen Artistic Director des Royal Opera Ballet. Die Freundschaft mit dem englischen Star animierten mich zu herausfordernden Leistungen in Musicals wie ‹Les Misérables›, ‹Jesus Christ Superstar› und der ‹West Side Story›. Es folgten verschiedene Engagements in Dramen und Komödien in Theatern im In- und Ausland», erzählt Graf.

Mehr und mehr übte sich Graf im Schreiben eigener Stücke, bearbeitete und übersetzte. Die Niederschrift des Freilichttheaters «Deschliken» ist nicht seine erste Auseinandersetzung mit dem Mittelalter im Fricktal. «Durch meine historischen Kenntnisse entwickelte ich die Figur des Grafen Hans IV. von Habsburg-Laufenburg weiter zu einem Drehbuch für Stadtführungen. Dabei schlüpfte ich zehn Jahre in das mittelalterliche Kostüm des Grafen und führte unzählige Touristen durch Laufenburg», sagt Graf. Für die Stadt Rheinfelden kreierte er vor drei Jahren auf Auftrag die historische Figur des Gegenkönigs Rudolf von Rheinfelden, den er bei Stadtführungen bis heute verkörpert.

Über 500 Stunden investiert

«Das Freilichttheater ‹Deschliken 1437 – Letzte Stunden eines Dorfes› basiert auf jahrelangen Recherchen und Schreibarbeit. Bis zur Premiere werde ich über 500 Stunden investiert haben», schildert Roland Graf, der nicht nur als Autor und Regisseur, sondern auch als Schauspieler mitwirkt. «Es ist schlichtweg grossartig, dass sich so viele verschiedene Menschen für dieses einmalige Theater engagieren. Von den engagierten Schauspielerinnen und Schauspielern, über das Bühnenbauer-Team rund um Walti Trummer, dem Grafikdesigner Dirk Koy bis zu unserem Organisationskomitee ist das Stück ein Gemeinschaftswerk», so Graf.

Premiere «Deschliken 1437» Freitag, 16. August , 20 Uhr, Hutgrundhof Magden.