Fricktal
Saisonarbeiter können nicht einreisen: Coronakrise bedroht die Spargel-Ernte

Landwirte sind im Ungewissen, ob ihre Saisonarbeiter kommen können. Im schlimmsten Fall wird das Stangengemüse verrotten.

Dennis Kalt
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Im April sollen die ersten Spargeln geerntet werden.

Im April sollen die ersten Spargeln geerntet werden.

KEYSTONE

Auf den landwirtschaftlichen Betrieben geht es in einigen Tagen mit der Arbeit so richtig los. Etwa wenn im April die ersten Spargeln geerntet werden. Die Landwirte setzen für die körperlich intensive Feldarbeit oftmals Saisonniers aus dem Ausland ein. Doch wegen der Coronakrise ist es für die Landwirte schwierig, Personal aus dem Ausland zu rekrutieren.

So hat etwa Roger Schmid vom Beerenhof in Wölflinswil eine Praktikantin aus Brasilien angeheuert, die per Ende April zum Spargelmesser greifen soll. «Aufgrund der dynamischen ­Situation wissen wir aber nicht, ob das mit der Einreise klappt», sagt Schmid.

Angewiesen auf Saisonarbeiter ist besonders Urs Bryner, der in Othmarsingen auf einer Fläche von vier Hektaren das Stangengemüse anbaut. Doch ob die fünf Saisonniers aus Polen per 1.April eintreffen, ist bisher noch ungewiss. So existiere aufgrund der dichten Grenzen die Busverbindung, welche die Erntehelfer in den Jahren zuvor nutzten, nicht mehr. Zudem: «Der eine oder andere macht sich auch Sorgen, dass in seiner Abwesenheit bei ihm zu Hause etwas in der Familie aufgrund der Pandemie passieren könnte», schiebt Bryner nach.

Auf Suche nach Ersatz in der Gastronomie-Branche?

Christine Amsler vom Söhrenhof in Bözen würde kurzfristig reagieren, um Ersatz zu finden, wenn aus dem geplanten 18-monatigen landwirtschaftlichen Praktikum für einen Südamerikaner auf ihrem Hof nichts wird. Einfach sei die Suche nach Ersatz aber nicht. «Das Spargelschneiden ist zwar nicht kompliziert, jedoch anstrengend», so Amsler. Zudem helfe er ja nicht nur bei der rund zehn Wochen andauernden Spargelernte mit, sondern auch etwa bei der Poulet-Mast oder Chriesi-Ernte.

Schmid weiss, dass die Arbeit auf dem Feld «ganz schön in den Rücken gehen kann». Möglichkeiten für die Suche nach Ersatz böten Branchen, die derzeit von Kurzarbeit oder einem Arbeitsverbot betroffen seien, wie etwa der Gastronomie-Bereich. «Das Gastro-Personal abreitet ja im Stehen und ist sich körperlich Arbeit gewohnt», so Schmid. Hier könne man durchaus mal anfragen, wenn man niemanden fände.

Auch Bryner weiss, dass nicht jeder für diese körperliche Arbeit gemacht ist. Zudem machten die polnischen Saisonarbeiter die Arbeit ja nicht zum ersten Mal. Bryner sagt, dass er die Spargeln auf dem Feld stehen liesse, wenn zu wenige der Saisonniers im April bei ihm aufschlagen. Dass ihm das wehtäte, kann Bryner nicht verhehlen, «aber ich brauch dann das Personal, das mir noch zur Verfügung steht, für Arbeiten, die eine grössere Gewinnspanne haben», sagt er. Und überhaupt: «Wer weiss, ob in einigen Wochen angesichts der Situation die Menschen überhaupt bereit sind, für das Kilo Spargel 18 Franken zu zahlen», so Bryner.