Jeweils an Heiligabend und an Silvester holen die zwölf Männer der Sebastianibruderschaft von Rheinfelden in der Stadtkirche St. Martin die Pestlaterne und ziehen durch die verdunkelte Altstadt. Ihre Lieder sollen den Segen bringen, der vor weiteren Pestausbrüchen schützt. Nach einem coronabedingten Unterbruch wird der Brauch dieses Jahr wieder durchgeführt.
Nachdem 2020 das traditionelle Brunnensingen der Rheinfelder Sebastianibruderschaft abgesagt werden musste, kann es dieses Jahr wieder stattfinden – traditionell an Heiligabend und heute Abend, an Silvester. Der Rundgang beginnt um 21 Uhr beim Storchenbrunnen.
Die stille, abgedunkelte Altstadt ist bei dem einstündigen Rundgang ein ganz besonderes Erlebnis. Das zeigte sich an Heiligabend. Die Nacht hing dunkel und feucht über der Altstadt. Viele Menschen erwarteten die Sebastianibrüder beim Storchenbrunnen an der Fröschweid, wo sich elf Brüder neben dem Brunnen rund um den Träger der Pestlaterne aufstellten und ihr vierstrophiges Weihnachtslied anstimmten.
Nach wiederholten Pestausbrüchen mit Opfern unter der Stadtbevölkerung gründete sich 1541 die Sebastianibruderschaft mit der Aufgabe der Pflege und der Bestattung von Pestkranken. In der Folge wurden auch der Brauch des Brunnensingens als jährliche Verpflichtung eingeführt. Aufgrund des Glaubens, die Pest verbreite sich über das Brunnenwasser, sollte das Singen Pestausbrüchen vorbeugen.
Während das Weihnachtslied von der Geburt Jesu kündet, wird beim Neujahrslied ein anderer Text gesungen. Das Neujahrslied hat zudem eine zusätzliche fünfte Strophe, in welcher der namensgebende Heilige Sebastian als Schutzpatron der Brunnen um Beistand in Kriegs-, Pest- und Todesgefahr gebeten wird.
Das Brunnensingen gilt als ein schweizweit einmaliger Brauch. Es wurde über die Jahrhunderte nahezu ohne Unterbruch durchgeführt.
Dieses Jahr gelten Schutzmassnahmen. Die Sebastianibrüder singen, unter Einhaltung der 2G-plus-Regel, ohne Masken. Besucherinnen und Besucher sind angehalten, eine Maske zu tragen und Abstand zu halten.
Sechs Brunnen werden aufgesucht. Der Zug führt vom Storchenbrunnen über den Kuttelbrunnen am Zähringerplatz, den Albrechtsbrunnen, den Theodorsbrunnen am Obertorplatz sowie den Kapuzinerbrunnen zum Brunnen vor der St. Martinskirche.
Mit dem Ausklingen des Liedes wechseln die zwölf in dunkle Mäntel gehüllte Brüder wieder in Marschformation. Es ist ein stiller Zug Andächtiger durch die abgedunkelte Gassen der Altstadt. Nur die Pestlaterne ist eine schwache, kaum auszumachende Lichtquelle ganz vorne am Anfang des Zuges.