Rheinfelden
7 Fragen an die 8 Stadtratskandidaten: Serieschluss mit Dominik Burkhardt und Thomas Steiner

In einer vierteiligen Serie stellt die AZ die zwei Kandidatinnen und sechs Kandidaten für die Stadtratswahlen in Rheinfelden vom 13. Juni vor. Was haben sie bisher für Rheinfelden geleistet? Und wo sehen sie künftig die grössten Herausforderungen der Zähringerstadt? Im letzten Teil antworten Dominik Burkhardt (GLP) und Thomas Steiner (SP).

Thomas Wehrli
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Am 13. Juni entscheidet sich, wer künftig im Rheinfelder Rathaus regiert.

Am 13. Juni entscheidet sich, wer künftig im Rheinfelder Rathaus regiert.

Sandra Ardizzone

Die Parteien haben in Rheinfelden, anders als in vielen ländlichen Gemeinden, eine grosse Bedeutung. Die stärkste Partei ist, nimmt man die Nationalratswahlen 2019 als Gradmesser, die SVP mit 28,8 Prozent Wähleranteil, gefolgt von der SP mit 18,7 und der FDP mit 12,7 Prozent. Die Parteistärken bei Legislativwahlen spiegeln sich, wie vielerorts, auch in Rheinfelden nur bedingt in der Exekutive. So konnte die SVP als stärkste Partei nur zwischen 1970 und 1977 mehr als einen Stadtrat stellen und so vertraute man das Amt des Stadtpräsidenten seit 1945 fast immer einem FDP-Politiker an. Einzige Ausnahme bildete der legendäre Hansruedi Schnyder (SVP), der die Stadt von 1990 bis 2001 führte.

Vor allem aber fällt beim Blick in die Geschichte auf: Die SP, die in Rheinfelden traditionell stark ist, war im Stadtrat seit 1945 stets mit einem oder zwei, von 1962 bis 1965 sogar mit drei Per- sonen vertreten. Bei den Wahlen 2017 kam es dann zum Knall: Die SP flog nach dem Rücktritt von Brigitte Rüedin aus der Stadtregierung. Diese Schmach will die SP am 13. Juni wieder gutmachen und tritt gleich mit zwei Kandidaten an: Grossrätin Claudia Rohrer und Thomas Steiner, der in der grossen AZ-Wahlserie heute zusammen mit Dominik Burkhardt den Abschluss macht.

Was motiviert Sie, als Stadtrat (erneut) zu kandidieren?

Dominik Burkhardt (GLP), Stadtrat Rheinfelden

Dominik Burkhardt (GLP), Stadtrat Rheinfelden

Zvg

Dominik Burkhardt: Vor vier Jahren kandidierte ich, um mich für die Gemeinschaft einzusetzen und um frischen Wind in den Stadtrat zu bringen. Das gilt unverändert. Ich arbeitete mich gründlich ein und engagierte mich in den dreieinhalb Jahren maximal. Die gewonnenen Kenntnisse, Erfahrungen und Kontakte bringe ich gerne weitere vier Jahre zum Wohle Rheinfeldens ein. Meine Motivation ist gar noch gestiegen, da ich gemeinsam mit zig Personen und Organisationen viel Positives bewirken konnte und mir die Arbeit richtig Freude macht.

Thomas Steiner: Ich arbeite in Forschungsprojekten mit vielen, ganz unterschiedlichen Städten und Gemeinden zu Fragen von Stadtentwicklung, Zusammenleben und Beteiligung. Ich möchte nun einerseits auch für meine eigene Stadt arbeiten und andererseits einmal auf der anderen Seite stehen. Als Stadtrat möchte ich die Zukunft meiner Stadt mitgestalten können, die notwendige Erfahrung dafür bringe ich mit. Mich reizt die Herausforderung, im politischen Spannungsfeld nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.

Welche zentralen Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren auf Rheinfelden zukommen?

Burkhardt: Wir müssen Stadt und Mobilität nachhaltig entwickeln. Die BNO-Revision soll beitragen, die Altstadt zu stärken, das Bahnhofsgebiet aufzuwerten, Aussenräume auf verschiedene Bedürfnisse auszurichten (Ältere, Familien, Junge…), bezahlbare Wohnungen zu begünstigen, die Ansiedlung moderner Arbeitsplätze zu fördern, ein sicheres Velonetz zu schaffen und Klima-/Naturschutz zu stärken. Zudem müssen wir die Corona-Folgen und den gesellschaftlichen Wandel (Individualisierung, Mobilität, Demografie) bewältigen.

Thomas «Tom» Steiner, SP, tritt bei den Stadtratswahlen 2021 für die SP an

Thomas «Tom» Steiner, SP, tritt bei den Stadtratswahlen 2021 für die SP an

Zvg

Steiner: Der Anteil an älteren Menschen steigt in Rheinfelden schneller als im schweizerischen Durchschnitt. Eine altersgerechte Stadt kommt allen Bevölkerungsgruppen zugute. Es braucht neue Alterswohn- und Betreuungsformen sowie Massnahmen gegen Alterseinsamkeit. Ich beobachte ein verbreitetes Misstrauen gegenüber der Stadt, welches eigentlich unbegründet ist. Menschen möchten aber heute in Fragen, die sie betreffen mitreden und mitgestalten. Dies bedingt eine neue, partizipative Haltung der Stadt.

Was haben Sie für Rheinfelden erreicht respektive wie haben Sie sich bislang für Rheinfelden engagiert?

Burkhardt: Erfahrungen aus meiner Berufspraxis erweisen sich als wertvoll. Im Ressort Soziales/Gesundheit steigerten wir nach einem Leitungswechsel Qualität und Effizienz. Seit Amtsantritt gingen die Sozialkosten 10 Prozent zurück. Personal und Prävention bauten wir aus. Ich lancierte und realisierte Projekte kooperativ zu Alter, Chancengleichheit, Engagement, Gesundheitsförderung und Integration. Dafür leiste ich viel, ohne Zusatzkosten für die Stadt. Erkenntnisse aus Rheinfelden bringe ich regional und kantonal ein.

Steiner: Begonnen hat mein Engagement mit zehn Jahren bei der Besetzung des AKW-Geländes in Kaiseraugst. Natur- und Umweltschutz waren mir schon immer ein Anliegen. In Rheinfelden bin ich seit 14 Jahren Präsident der Umwelt- und Landschaftskommission. Politisch aktiv bin ich in der SP. Ich war früher Vizepräsident der Kantorei, und heute bin ich Vizepräsident der Kirchenpflege der Reformierten Kirche Region Rheinfelden. Im Kulturbereich bin ich immer wieder in verschiedenen Funktionen tätig.

Für welche Bereiche wollen Sie sich als Stadtrat hauptsächlich einsetzen?

Burkhardt: Besondere Anliegen sind mir Offenheit für Neues, früher und wertschätzender Einbezug von Bevölkerung und Fach- und Anspruchsgruppen, wirkungsorientierte Lösungen, konstruktive gegebenenfalls regionale Zusammenarbeit und transparente Kommunikation. Mein Credo lautet: Gestalten, nicht Verwalten. Nebst Themen meines Ressorts Soziales/Gesundheit setze ich Schwerpunkte bei Bildung, Mobilität, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung und Wirtschaft und Gewerbe. In zielgerichteten vorsorglichen Massnahmen sehe ich viel Potenzial.

Steiner: Das hängt davon ab, welches Ressort ich zugeteilt bekäme. Aufgrund meines beruflichen Profils liegen mir Bau und Planung am Herzen, besonders die Verknüpfung mit Fragen des Zusammenlebens. Verkehrsplanung und Umweltschutz waren ebenfalls berufliche Schwerpunkte. Heute beschäftige ich mich an der Hochschule Luzern zudem mit sozialpolitischen Themen und Hochschulentwicklung. Ressortübergreifend ist für mich der frühzeitige Einbezug der Rheinfel­der­innen und Rheinfelder in Projekte, die sie direkt betreffen.

Wie ist Rheinfelden derzeit aufgestellt?

Burkhardt: Rheinfelden ist sehr gut aufgestellt. Die Bevölkerung lebt zu 99 Prozent gerne hier gemäss der Befragung von 2018. Viele Betriebe strahlen weit über Rheinfelden hinaus. Der Steuersatz ist vergleichsweise tief. Trotzdem ist die Finanzlage robust. Viele Institutionen sind am Bezirkshaupt ansässig. Die Stadtverwaltung ist professionell, das politische Leben lebendig. Mit dem Leitbild 2040 und dem räumlichen Entwicklungskonzept schufen wir in dieser Legislatur wertvolle Grundlagen für die Gestaltung der Zukunft.

Steiner: Rheinfelden hat viele Trümpfe in der Hand: Die gute Lage in der Agglomeration Basel, die vergleichsweise tiefen Steuern und Mieten, gute Schulen, die schöne Altstadt und gute Verkehrsanbindung. Finanziell geht es der Stadt blendend. Langfristig sind es aber auch Identität, ein funktionierendes Zusammenleben sowie ein spannendes Kultur- und Freizeitangebot, die eine attraktive Stadt ausmachen. Im Vergleich zu ähnlichen Gemeinden weist Rheinfelden eine auffällig schlanke Verwaltung auf.

Was macht die Stadt besonders?

Burkhardt: Einmalig sind die Lage, die historische Altstadt und der Grüngürtel. Hinzu kommen gute Erreichbarkeit, Zugehörigkeit zur Agglo Basel/Dreiland, grenzüberschreitende Zusammenarbeit, breite Gesundheits- und Schulangebote, attraktive Firmen, lebendige Anlässe und Kultur, Stadtparks sowie Touristik und Gastronomie. Das fühlt sich rasch mal an wie Ferien! Der Weitblick am Rhein und die badische Nachbarschaft scheinen die Rheinfelderinnen und Rheinfelder offener zu machen. Letztendlich gilt: Rheinfelden, das sind die Menschen!

Steiner: Rheinfelden ist die älteste Stadt des Kantons. Dies spiegelt sich auch in ihrem Selbstverständnis. Prägend sind zudem der Rhein als Tor zum Meer (hier endet die Grossschifffahrt), der viele Wald (rund die Hälfte des Gemeindegebietes) und die modellhafte, grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der Schwesterstadt Rheinfelden/Baden. Rheinfelden besitzt zwei grosse Flusskraftwerke und wohl eine der ersten Fussgängerzonen der Schweiz. Für mich ist sie zudem Heimat.

Bitte vervollständigen Sie folgenden Satz: Rheinfelden ist …

Burkhardt: … rasch meine Heimat geworden. Hier möchte ich mich weiter engagieren und den Rest meines Lebens verbringen. Die Kleinstadt ist eine Perle, ein wahres Kleinod an bester Lage am Rhein. Sie hat eine lange Geschichte und viel Tradition. Seit einigen Jahrzehnten wird Rheinfelden zunehmend urban und befindet sich auf dem Weg in eine spannende Zukunft. Wir haben die Chance, diese mitzugestalten – und Erhaltenswertes zu bewahren.

Steiner: ... für mich Lebensmittelpunkt.