Das Schicksal des Berufsbildungszentrums Fricktal (BZF) ist unklar. Rektor Hans Marthaler will um es kämpfen – die Fricktaler weiss er hinter sich.
Die Zukunft des Berufsbildungszentrums Fricktal (BZF) steht in den Sternen – oder besser: Sie liegt in den Händen der Politik. Der Regierungsrat will die Berufsschul-Standorte reduzieren und hat drei Varianten vorgelegt. Bei der Variante Alpha verschwindet das BZF von der Bildfläche, bei Gamma wird es zur Filiale der Berufsfachschule Gesundheit und Soziales. Nur bei Variante Beta bleibt das BZF eine eigenständige Schule. Ueli Meyer, Rektor der Berufsfachschule in Aarau, sprach sich am Samstag im az-Interview dezidiert für Variante Alpha aus. Es brauche ein solch mutiges Konzept in der Berufsbildung.
Hans Marthaler: Überhaupt nicht. Auch die Variante Beta, in der das BZF erhalten bleibt, ist ein mutiges Konzept. Es führt ebenfalls zu grösseren Umbauten im Berufsbildungswesen. Aber es übergeht die Regionen nicht, wie die Variante Alpha, und richtet keinen Kollateralschaden an.
Hans Marthaler, 50, ist seit 2014 Rektor am Berufsbildungszentrum Fricktal in Rheinfelden. Davor war er Lehrer und Schulleiter an Schulen in den Kantonen Bern und Luzern sowie Manager in der Medizintechnik. Er ist zudem Lehrmittel-Autor und Fluglehrer. Der studierte Physiker ist verheiratet, Vater eines Sohnes und wohnt in Jegenstorf (BE).
Aber sicher doch – mit Variante Beta. Ich gehe mit der Regierung einig, dass der Weg in der Berufsbildung über Kompetenzzentren führt. Es ist aus Kostengründen auch richtig, für eine bessere Raumauslastung zu sorgen. Allerdings brauchen wir für ein Wachstum eine moderate Raumreserve.
Ja, aber die leeren Räume haben wir nicht in Rheinfelden. Kommt Variante Beta, so können wir sie Plusminus mit dem bestehenden Raumangebot umsetzen.
Nein, wir bieten in Rheinfelden eine qualitativ hochstehende Berufsbildung. Wir sind zwar klein, aber fein. Wir können durchaus mithalten mit den grossen Schulen. Und: Gross heisst noch lange nicht, dass es auch besser ist. Als kleiner Standort können wir innovativ sein und schnell auf Veränderungen reagieren, da wir keinen trägen Apparat umlenken müssen.
Peripher ist immer eine Frage des Blickwinkels. Das Fricktal mag von Aarau aus gesehen peripher sein. Schaut man es von Basel aus an, sind wir alles andere als peripher. Wir sind heute schon für vier Berufe einziger Ausbildungsstandort im Kanton. Das hat sich bewährt.
Für die künftige Ausrichtung der Berufsbildung hat die Regierung im Juni drei Varianten in die Anhörung geschickt.
Bei Variante Alpha sinkt die Zahl der KV-Standorte von 7 auf 3 (Aarau, Baden, Wohlen). Brugg verliert zwar sein Berufsbildungszentrum, behält aber die Schule für Gesundheit und Soziales. Das Berufsbildungszentrum Fricktal (BZF) wird geschlossen.
Die Variante Beta ist ähnlich wie Alpha. Allerddings sieht das Konzept 4 statt 3 KV-Standorte vor. Das BZF bleibt erhalten.
Bei Variante Gamma verliert das BZF seine Eingeständigkeit und wird zur Filiale der Berufsfachschule Gesundheit und Soziales in Brugg.
Sind Sie sicher? Er hat vielleicht Freude daran, wenn er nicht in Baden eine halbe Stunde im Stau steckt. Bei uns kommt er in der Regel staulos an. Mit einer Konzentration der Berufsfachschulen auf den Speckgürtel würde man den Verkehrskollaps, der sich jeden Morgen im Raum Baden oder Aarau ohnehin schon abspielt, noch zusätzlich akzentuieren.
Wir haben keine Kantonsschule im Fricktal. Das BZF ist die einzige Schule mit einem Abschluss auf Sekundarstufe II. Das hat natürlich einen gewissen Symbolgehalt. Aber wohlverstanden: Wir kämpfen nicht deswegen für die Schule, sondern weil es starke Gründe gibt.
Wir bieten eine Ausbildung auf hohem Niveau. Wir sind flexibel und können so schnell auf die Entwicklung in einem Beruf reagieren – auf jeden Fall schneller, als es eine grosse Schule kann. Eine Schule kann auch zu gross werden. Sie wird so anonym und schwer führbar.
Der Wind hat an sich, dass er immer mal wieder dreht. Ich spüre aus dem Fricktal extrem viel Rückenwind. Das tut gut. Aber, zugegeben: Es gibt auch etwas Gegenwind – er bläst von Süden.
Wir stürmen zurück: Hinter der Variante Beta stehen auch drei Schulen: Neben uns sprechen sich Wohlen und Zofingen klar für die Variante Beta aus.
Überhaupt nicht. Die Unterstützung der Gemeindeammänner wie auch jene der Grossräte tut uns gut. Wir sind auf diesen Support angewiesen, denn der Entscheid wird ja nicht von den Rektoren gefällt, sondern von den Grossräten in Aarau.
Nein, das zeigt auch ein Blick auf die Nutzwertanalyse. Die Varianten Alpha und Beta schneiden darin fast gleich gut ab. Mit der Variante Alpha kann etwas mehr Geld eingespart werden; die Variante Beta übergeht dafür die Regionen deutlich weniger. Sie ist ein absolut guter schweizerischer Kompromiss.
In diesem Fall ist es ein gelungener Kompromiss, der auch gut umsetzbar ist. Beim Nutzwert ist es Hans was Heiri, ob Alpha oder Beta; in der in der Umsetzung ist Alpha viel schmerzhafter.
Der finanzielle Unterschied zwischen Alpha und Beta ist marginal.
Nein, denn bei der Variante Gamma existiert das BZF in der heutigen Form nicht weiter. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass diese Variante für den Kanton infrage kommt, weil man mit ihr zu wenig spart.
(Lacht.) Ich tue Ihnen jetzt sicher nicht den Gefallen und eröffne ein neues Konfliktfeld. Ich werde mich hüten, einen Namen zu nennen.
Sicher. Wir werden für das BZF kämpfen, wir geben die Schule nicht einfach auf.
Die Berufsfachschule Brugg hat bereits in den Kampfmodus gewechselt. Sie hat eine Homepage aufgeschaltet und Plakate aufgehängt. Das könnten wir auch. Nur: Im Moment ist es zu früh oder in der Jägersprache: Wir sehen das Reh noch nicht, auf das wir zielen könnten, deshalb warten wir noch ab.
Im Januar 2016, wenn der Regierungsrat dem Grossrat eine Vorlage unterbreitet.
Ich glaube fest daran.
BZF – jetzt erst recht.