Rheinfelden
Peter Scholer blickt mit Sorge auf das neue Autobahn-Regime

Peter Scholer ist ein selbstbewusster Mann. «Ich habe erfolgreich dagegen gekämpft, dass Rheinfelden Haupteinfallstor des Transitverkehrs zwischen Hamburg und Sizilien wird», sagt er. Seinen Erfolg sieht der Rheinfelder, der von 1986 bis 2005 im Stadtrat gesessen hat, aber jetzt in Gefahr. Was alarmiert ihn?

Hans Christof Wagner
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Peter Scholer fürchtet noch mehr Verkehr an der Grenze.

Peter Scholer fürchtet noch mehr Verkehr an der Grenze.

hcw

Das Bundesamt für Strassen (Astra) und das Regierungspräsidium Freiburg haben den grenzüberschreitenden Autobahnverkehr neu reguliert, wie die «Basler Zeitung» berichtet. Bisher nimmt der auf der deutschen Seite die A5 und auf der Schweizerischen die A2.

Weil die A2 auf Höhe der Osttangente Basel aber saniert wird und deshalb stauanfällig ist, haben beide Seiten eine Alternativroute ins Spiel gebracht – eben über Rheinfelden. Die Stadt nimmt darin eine Schlüsselstellung ein, weil seit 2006, seit dem Bau der neuen Zollbrücke, das Schnellstrassennetz von Deutschland und der Schweiz auch übers Fricktal miteinander verbunden ist, über die A98 an Lörrach vorbei auf deutscher und der A3/A2 auf Schweizer Seite.

Kernstück des grenzüberschreiten neuen Projekts sind digitale Anzeigetafeln. Sie informieren die Fahrer von Autos und Lastwagen darüber, wie lange sie auf welcher Route brauchen, um den Knotenpunkt Basel zu passieren. Sie haben die Wahl: entweder herkömmlich über A5 und A2 oder alternativ über A5, A98 und A3 bei Rheinfelden über die Grenze.

Laut der Astra-Medienstelle stehen die Tafeln an den Autobahnverzweigungen Weil am Rhein, Rheinfelden/West und Augst und werden aktiviert, sobald der Verkehr auf der Osttangente zähflüssig wird oder sich staut. Laut Astra bleiben die Anzeigetafeln dauerhaft stehen.

Ihre Routenempfehlungen seien aber «voraussichtlich» nur während der Sanierung der Osttangente aktiv, die wohl bis 2025 dauern wird. 33'000 Fahrzeuge passierten bisher täglich die Rheinfelder Autobahnbrücke. Wie viele durch das neue Regime dazu kommen, vermag das Astra nicht zu beziffern.

Unklar ist, ob das Astra den 12-Punkte-Katalog von 1991 kennt. Scholer aber kennt ihn. Hat ihn ja als Rheinfelder Stadtrat mit ausgehandelt. Darin steht in Punkt 1, dass die 2006 erbaute Autobahnbrücke Rheinfelden als regionaler Übergang vor allem der Entlastung der Altstadt-Brücke dienen sollte. Dass die Brücke jetzt dazu beitragen soll, für weniger Staus in Basel zu sorgen, entspreche nicht dem Katalog, so Scholer.

Stadt: Kein Verstoss gegen 12-Punkte-Katalog

Scholer ist kein strikter Gegner des neuen Leitsystems. Er sagt aber: «Man hätte das offener kommunizieren müssen, nicht klangheimlich umsetzen dürfen.» Bescheid wusste der Rheinfelder Stadtrat. «Eine Sanierung der Basler Osttangente ist auch im Interesse des Fricktals, damit diese auch langfristig als Hauptachse für den grenzüberschreitenden Verkehr zur Verfügung steht», sagt Vizeammann Walter Jucker.

Die Stadt sieht in der Massnahme keinen Verstoss gegen den 12-Punkte-­Katalog. Weil die Reisezeitanzeige ja keine fixe Ausschilderung und nur vorübergehender Natur sei. Jucker: «Man muss akzeptieren, dass sich die Rahmenbedingungen nach 30 Jahren verändert haben.» Und damit meint Rheinfeldens Vizeammann auch die inzwischen 70'000 Fahrzeuge täglich auf der Basler Osttangente. Es müssten eben «alle Seiten Konzessionen machen.»

Ob «nur» bis 2025 oder länger – das Astra will durch «flankierende Massnahmen» dazu beitragen, dass die Region Rheinfelden das zu erwartende Plus an Verkehr besser verkraften kann. Dazu zählt die Pannenstreifen-Umnutzung zwischen Rheinfelden West und der Verzweigung Augst in beiden Fahrtrichtungen.

Durch eine Einsprache blockiert, lässt das Astra offen, wann es dort losgehen könnte. Erst in der Projektierungsphase sei der Umbau der Kreiselan denA3-Anschlussstellen Rheinfelden Ost und West zu Kreuzungen mit Ampeln.