Mit dem «Fusions-Check» können Gemeinden sehen, wie sie aus der Sicht der Bevölkerung da stehen und wie sie sich im Benchmark mit anderen fusionierten Kommunen positionieren. Auch Böztal, seit Anfang Jahr fusioniert, startete die Umfrage. Bei der Zufriedenheit schneide sie gegenüber anderen Fusionsgemeinden gut ab, ging aus dem Check hervor. Bei der sozialen Integration weniger – der Gemeinderat kontert.
Nach der Fusion ist vor dem Zusammenwachsen: Formal sind Bözen, Hornussen, Effingen und Elfingen seit Anfang Jahr zur neuen Gemeinde Böztal zusammengeschlossen – nun gilt es, die Fusion im Inneren zu leben.
Einen Indikator, wie gut das gelingt, hat das Zentrum für Verwaltungsmanagement der Fachhochschule Graubünden entwickelt. Mit dem «Fusions-Check» können Gemeinden sehen, wie sie aus der Sicht der Bevölkerung da stehen und wie sie sich im Benchmark mit anderen fusionierten Kommunen positionieren.
Der erste Check erfolgt dabei im Jahr vor der Fusion, der zweite zwei Jahre nach dem Zusammenschluss. Insgesamt steht das Messinstrument bei 51 Fusionsgemeinden in fünf Kantonen im Einsatz. Für die ehemals vier Gemeinden im oberen Fricktal liegt seit dieser Woche die erste Auswertung vor.
Dabei fällt generell auf: Die Bevölkerung ist mit dem Leben in ihrer Gemeinde respektive heute in ihrem Ortsteil zufrieden, hält aber den Einfluss auf regionaler wie kantonaler Ebene für eher gering. Dies ist, das zeigt der Benchmark mit anderen kleinen Gemeinden, keine Seltenheit – und trifft auch für das Fricktal insgesamt zu. Immer wieder hört man (politische) Stimmen, die sich mehr Schlagkraft in Aarau erhoffen.
Diese hat sich in den letzten Jahren allerdings markant erhöht – auch weil die Politikerinnen und Politiker gelernt haben, zusammenzustehen und für die Fricktaler Anliegen einzustehen. Das hat sich unter anderem beim Überlebenskampf des Bildungszentrums Fricktal gezeigt, aber auch beim Halbstundentakt für die S1, die gegen den Willen der Regierung auf dem politischen Parkett blieb.
Wermutstropfen des ersten Fusions-Checks ist die doch recht tiefe Beteiligung. Nur gerade 3,2 bis 8,2 Prozent der Bevölkerung nahm an der Befragung teil. Dies bedauert auch der Gemeinderat. «denn als Gradmesser für die Arbeit der Verwaltung und der Behörden erachtet er solche Umfragen als sehr wertvoll».
Bei Bözen lag der Rücklauf der Fragebogen bei 6,3 Prozent. Am höchsten wird die Zufriedenheit mit dem Leben in der Gemeinde bewertet, gefolgt von der Professionalität der Behörden und der Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung; die Verwaltung war schon vor der Fusion für drei der vier Gemeinden und am Schluss für alle vier Kommunen zuständig.
Negativ fällt ins Gewicht, dass rund die Hälfte der Befragten der Meinung sind, die Anliegen auf kantonaler Ebene (eher)nicht durchsetzen zu können. Auffallend sind auch zwei sehr tiefe Werte bei der sozialen Integration und beim politischen Engagement.
Dies lässt der Gemeinderat so nicht gelten. Seine Kommentare hat er gleich in den Foliensatz, der auf der Website der Gemeinde abgerufen werden kann, geschrieben. Zum Vorhalt, das Vereinsleben sei in Bözen eher klein und die Ausgaben für kulturelle Zwecke seien zu tief, schreibt die Exekutive: «Der Gemeinderat ist der Ansicht, dass Bözen sehr wohl ein sehr aktives Vereins- und kulturelles Leben hat.»
Und zum finanziellen Engagement hält das Gremium fest: «Die Gemeinde Bözen stellt allen Vereinen kostenlose Trainingsplätze zur Verfügung. Die Turnhalle und die Bühne wurden eben saniert.» Ergo: «Der finanzielle Beitrag der Gemeinde ist in diesem Bereich gross.» Bewusst ist sich der Gemeinderat indes, dass beim politischen Engagement der Bevölkerung noch viel Luft nach oben ist.
«Die sinkenden Stimmbeteiligungen in allen Gemeinden und generell der schwache Publikumsaufmarsch an Gemeindeversammlungen sind bekannt und werden in der laufenden Legislatur angegangen.»
Da in allen vier Gemeinden keine politischen Parteien aktiv seien, sei die Meinungsbildung und aktive politische Auseinandersetzung sehr beschränkt. «Ob wenig Referenden ein schlechtes Zeichen sind, bleibe dahingestellt», kontert die Exekutive die Anmerkung im Fusions-Check, der unterdurchschnittliche Wert bei der politischen Beteiligung sei auch auf nicht ergriffene Initiativen und Referenden zurückzuführen.
In Effingen nahmen 42 Personen an der Befragung teil. Das entspricht einem Rücklauf von 8,2 Prozent. Wie in Bözen liegt die Identifikation mit der Gemeinde über dem Benchmark und ein Drittel der Befragten hat das Gefühl, die Aussenwirkung sei bescheiden. Punkten kann Effingen bei der Bürgernähe und auch bei der sozialen Integration liegt die Gemeinde klar über dem Benchmark.
Der Wert könnte noch besser sein, wenn nicht viele Treffpunkte in den letzten Jahren und Jahrzehnten verschwunden wären.
«Der Gemeinderat Effingen hat es immer sehr bedauert, dass sämtliche Dorftreffpunkte wie Restaurants, Dorfladen und Bank geschlossen wurden, konnte es letztlich aber nicht verhindern.»
Er habe sich bemüht mit Wochenmarkt, Vollmondtreffs oder der Eröffnung der Bachstube Gegensteuer zu geben.
16 Personen aus Elfingen haben sich an der Befragung beteiligt. Damit lag der Rücklauf bei 6,3 Prozent. Sehr hoch sind auch hier die Werte bei der Identifikation mit der Gemeinde und der Bürgernähe.
Auffallend tief, so bilanzieren die Studienautoren, sind dagegen die Werte beim politischen Engagement und der sozialen Integration. Auch dies lässt der Gemeinderat nicht unkommentiert stehen. Elfingen schneide bei der sozialen Integration aufgrund fehlender Vereine schlecht ab, schreibt die Exekutive. Und: «Der Dorfladen, welcher vom Gemeinderat Elfingen immer unterstützt wurde, als auch der ‹Sternen›, welcher ein beliebter Treffpunkt der Region ist, werden in dieser Beurteilung zu wenig berücksichtigt.»
Das gleiche gelte für den «immer gut besuchten 1. August-Anlass». Nachteilig habe sich, so der Gemeinderat, sicher auch die Schliessung der Schule ausgewirkt.
Mit einem Rücklauf von gerade einmal 3,2 Prozent war die Beteiligung in Hornussen am tiefsten. Nur gerade 26 Personen füllten den Fragebogen aus. Über 95 Prozent der Befragten gab dabei an, (eher) an der Gemeindepolitik interessiert zu sein.
Das Autorenteam folgert daraus, dass sich die politisch weniger interessierten Personen nicht oder kaum an der Bevölkerungsbefragung beteiligen. Der Gemeinderat sieht das etwas anders:
«Die Gemeinde Hornussen hat sich mit der Einführung des Bürgerforums bemüht, die Einwohner gut zu informieren und eine aktive politische Diskussion zu fördern. Dies wird offensichtlich honoriert.»
Die Ergebnisse fallen so anders nicht aus. Über dem Benchmark liegen die Werte bei der finanziellen Leistungsfähigkeit, der Bürgernähe und der Identifikation mit der Gemeinde. Beim Bereich «soziale Integration» fielen die kommunalen Kulturausgaben verhältnismässig tief aus.
Hornussen habe mit der Musikgesellschaft, den Schützen und dem «Füürwehrverein» ein vielfältiges Vereinsangebot, kontert der Gemeinderat. «Zudem waren bis vor kurzem noch zwei Restaurants offen. Daher erachtet der Gemeinderat in Hornussen eigene kulturelle Aktivitäten als nicht prioritär.»