Es gibt viele Gründe, statt zu neuer Kleidung zu Secondhandmode zu greifen: Sie ist nachhaltig, kostengünstig und trendy. Im Fricktal, aber auch im nahen Einzugsgebiet, steigt die Nachfrage. Das zeigt eine Umfrage bei Brockenstuben und Boutiquen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Die Rechnung ist einfach. Jedes Kleidungsstück, das nicht neu gekauft wird, muss auch nicht hergestellt und transportiert werden. Ergo: Der CO2 -Ausstoss sinkt. Hochgerechnet auf viele Kleidungsstücke macht das einen immensen Unterschied und wirkt sich positiv auf die Umwelt aus.
Diese Tatsache ist vor allem bei Umweltaktivistinnen- und aktivisten eine Argumentationsgrundlage für den Kauf von gebrauchten Waren – im speziellen auch für Secondhandmode.
Im Fricktal wird dieser Markt mehrheitlich durch Brockenstuben bedient, denn Boutiquen, die sich nur auf Mode aus zweiter Hand spezialisieren, sind rar. In Frick ist eine dieser Ausnahmen: «Ninas Second Hand & Outlet» gibt es zwar erst ein gutes halbes Jahr, aber Inhaberin Kristina Neuenschwander ist sehr zufrieden. Die gelernte Stylistin verkauft in ihrer Boutique ausgesuchte, hochwertige Secondhandkleidung. Sie sagt:
«Ein eigenes Secondhandlädeli war seit 30 Jahren mein Traum. Auch, weil ich selber gerne so einkaufe.»
Nun sitzt sie an der Quelle und schwärmt regelrecht von all den schönen Kleidern, die sie bekommt. Ihre Kundschaft bewegt sich altersmässig zwischen 30 und 70 Jahren. Junge Leute kämen bis jetzt eher weniger, sagt Neuenschwander, aber: «Was nicht ist, kann noch werden.» Taschen, Schuhe, Kleidung und Schmuck bietet der Laden und das in bester Qualität, was sich auch etwas auf den Preis auswirkt.
Etwas günstiger bekommt man gebrauchte Kleidung in Brockenstuben, deren Hauptgeschäft aber oft Möbel und Haushaltswaren sind. Dies könnte sich jedoch verlagern. Das Brockenhaus Brockoli in Frick hat schon seit Jahren eine grosse Fläche für Kleidung zur Verfügung. Seit ungefähr zwei Jahren hat Inhaberin Ruth Nondjock eine steigende Tendenz – auch bei jungen Leuten – festgestellt. Sie meint:
«Wo vor ein paar Jahren die Schülerinnen und Schüler fast alle das Gleiche trugen, ist heute der Trend zum ‹Anderssein› gefragt.»
Das können fantasievolle und spezielle Stücke aus der Brockenstube bedienen. Ähnlich tönt es auch bei anderen Brockenstuben. Die «Brocki» in Möhlin, unter der Leitung von Ulli Mühlebach, vermeldet ebenfalls steigende Kleiderverkäufe, mehrheitlich von Frauen.
Im Fricktal sehr bekannt und auch nicht weit entfernt ist die Brockenstube Hiob in Muttenz (BL), geleitet durch Remy Gasser. Er hat seinen Kleiderfundus in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt und sagt:
«Ohne Kleidungsangebot geht gar nichts mehr bei uns. Es ist mittlerweile der wichtigste Teil.»
Gasser sieht die Ursache auch in der Coronakrise. «Die Leute passen mehr auf ihr Geld auf.» Der Trend zur gebrauchten Kleidung sei bei ihnen sehr deutlich und stetig steigend.
Kein Wunder beschäftigt sich auch die diese Woche in Frick eröffnete Wanderausstellung «HappyLess» mit dem Thema. Neben Aktionen und Informationen zu Nachhaltigkeit und Genügsamkeit findet sich im Programm unter anderem eine Secondhandmodeschau am Mittwoch, 8. Juni.