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Ignaz Heim über den Kantersieg der IG «Pro Oberstufe Gipf-Oberfrick» und was er vom Gemeinderat erwartet.
Die Ansage ist klar: Gipf-Oberfrick will eine eigenständige Oberstufe behalten. Nur gerade 27 Stimmberechtigte votierten am Freitag für den Antrag des Gemeinderates, die Oberstufe mit jener von Frick zusammenzulegen. Die grosse Mehrheit sprach sich für die Selbstständigkeit aus – und beauftragte den Gemeinderat, mit Gemeinden Verhandlungen über die Entsendung von Schülern zu führen (az von gestern).
Der Erfolg geht vor allem auf das Konto der IG «Pro Oberstufe Gipf-Oberfrick». Ignaz Heim, einer der Wortführer, sagt im az-Interview, was der Entscheid bedeutet.
Ignaz Heim: Auf zweierlei: Die IG hat sich nicht nur von Annahmen und Emotionen oder Regionalpolitik leiten lassen, sondern hat rasch erkannt, dass es klare Fakten sind, die für einen Erhalt der regionalen Oberstufe sprechen. Wir haben diese Fakten erarbeitet und daraus die Schlüsse gezogen. Wir haben aber auch die Tatsache richtig eingeschätzt, dass die Einwohner in der selbstständig geführten Oberstufe einen hohen Wert sehen und diese erhalten wollen.
An der Gemeindeversammlung vor zwei Jahren, als das Thema nur mit der Überraschung unseres Überweisungsantrags besprochen wurde, waren 217 Stimmberechtigte anwesend. Letzten Freitag 237. Es war also kein simpler Mobilisierungserfolg. Deshalb: Ja, unser Antrag wäre auch an der Urne erfolgreich.
Nein, es geht nicht um unsere Kinder; diese haben grossmehrheitlich die Oberstufe in Gipf-Oberfrick verlassen. Es geht darum, dass die Mehrheit den Wert als Bildungsinfrastruktur erkannt hat, den die eigenständige und überschaubare regionale Oberstufe für die Attraktivität des Dorfes und die Grundausbildung geschaffen hat und diesen aus diffusen politischen Gründen nicht verlieren will.
Auf keinen Fall. Wir haben jetzt schon zweimal die Blockade für eine gute Lösung mit den Mitteln der direkten Demokratie überwunden. Und wir haben dem Gemeinderat und der Schulpflege unsere Unterstützung angeboten. In der IG hat es einige Personen mit Erfahrung in Schulpflege und Regionalpolitik. So oder so, wir bleiben am Ball.
Zunächst: Ein kurzes E-Mail an die Gemeinden erfüllt den Antrag nicht. Es müssen echte Gespräche geführt werden. Sollte der Gemeinderat wiederum unter Geheimhaltung agieren, wird die IG über ihre eigenen Kontakte darauf hinarbeiten, dass mit Fakten und konkreten Lösungsvorschlägen diese Gespräche geführt werden. Mal ehrlich: Ganz einfach ist es nun für den Gemeinderat nicht mehr; alle Regos-Gemeinderäte haben den Auftrag, konkret Lösungen zu erarbeiten, damit die regionale Oberstufe erhalten bleibt. Da muss schon «ein wenig» koordiniert, also miteinander gesprochen, werden. Die Zeit fürs Lavieren ist um; der Auftrag ist klar: Bis Ende Jahr soll die Lösung auf den Tisch, wie die eigenständige Oberstufe auf lange Sicht erhalten werden kann.
Ja; es sind kleinere Gemeinden, die einen neuen Sek-Real-Schulungsort suchen müssen. Unsere Oberstufe passt auf deren Bedürfnisse nicht zuletzt auch aus pädagogischen Gründen also bestens und die Kostenunterschiede zur Fricker Oberstufe sind ja vom Tisch.
Das Risiko besteht, ist aber verkraftbar und betrifft nur ein einzelnes Jahr, vielleicht zwei, weil sich die Schülerzahlen immer wieder ändern. Die Mehrkosten bei der Aufgabe der Oberstufe sind für immer.
Diese Schätzungen berücksichtigen Zuzüge, Stufenwechsel und Übertritte – zum Beispiel Zuweisungen aus pädagogischen Gründen – aus anderen Gemeinden nicht. Es kann gut sein, dass «dieser» Realschüler schon den Umzug in eine der Regos-Gemeinden vorbereitet. Die Grösse der Abteilungen kennt man erst, wenn die Schüler und Schülerinnen angemeldet sind.
Das ist übertrieben und falsch. Ein Reallehrer mit 20 Dienstjahren kostet inklusive Lohnnebenkosten sehr gut gerechnet 155 000 Franken bei einem 100-Prozent-Pensum. Bei einer zu kleinen Klasse ist das Pensum maximal 90 Prozent. Die Gemeinde trägt heute schon einen Drittel der Lohnkosten. Sie müsste gegebenenfalls also nur zwei Drittel zusätzlich übernehmen, also 93 000 Franken.
Wenn Gemeinderat und Schulpflege sich voll und konstruktiv engagieren in den Gesprächen mit den Gemeinden, wird es nicht so weit kommen.
Das Ziel ist, dass eine Ausnahmebewilligung in Zukunft gar kein Thema mehr ist.
Sie beteiligen sich an den Kosten über das Schulgeld, das sie für die Schülerinnen aus ihren Gemeinden zahlen. Das ist heute schon so.
Der Grund, weshalb dies zum Thema wurde, waren die Unterschiede der Schulgelder. Dieser Grund ist vom Tisch. Weshalb soll eine Gemeinde austreten wollen, wenn doch alle die hohe Qualität der regionalen Oberstufe heute loben? Sollten die Einwohner einem solchen widersprüchlichen Vorschlag zustimmen? Wohl kaum.