Wikipedia hat einen kleinen Bruder bekommen: «Wikimumpf». Das Online-Lexikon will alles Wissenswerte aus der Vergangenheit zusammentragen und es zugänglich machen. Mitwirken kann jede und jeder.
Nun hat Mumpf sein eigenes Online-Lexikon: Eine vierköpfige Redaktionsgruppe hat «Wikimumpf» lanciert und will damit das kulturelle Erbe des Dorfes bewahren.
«Es gibt heute andere Möglichkeiten, Zeitzeugnisse aufzubewahren, als in Kästen und in Museen», begründet Gerhard Trottmann das gewählte Format. Das digitale Format entspreche dem Bedürfnis der Menschen von heute.
Zusammen mit Barbara Bolliger, Doris Hänggi und Reto Hofer hat er sich in den letzten Monaten daran gemacht, die Zeugnisse vergangener Tage digital aufzubereiten und den Menschen auf wiki.mumpf.ch zugänglich zu machen. Zeigen will Wikimumpf die Geschichte von Menschen sowie von wichtigen Begebenheiten aus dem Dorf, die nicht vergessen werden sollen.
Dass es das Format «Wiki» wird, war für die Redaktionsgruppe schnell klar. Denn das Konzept ist auch an jenes von Wikipedia angelehnt. Die Menschen im Dorf sollen an Wikimumpf mitarbeiten.
Allerdings können die Artikel, anders als bei Wikipedia, nicht von jedem User aufgeschaltet werden, sondern werden von der Redaktionsgruppe koordiniert und auch publiziert. Trottmann sagt:
«Wir wollen so sicherstellen, dass die Informationen auch stimmen und dass keine Fake News den Weg aufs Portal finden.»
Ihm ist denn auch wichtig, dass die publizierten Artikel auf fundierte Quellen zugreifen können. Diese werden bei den Artikeln auch ausgeführt. «Alle, die wollen, können dann damit auch weiterforschen», so Trottmann.
Wenn jemand mitmachen will, kann er oder sie seinen Beitrag einfach per Online-Formular einreichen. Die Redaktionsgruppe prüft ihn dann und schaltet ihn frei. Der Wunsch von Trottmann:
«Dass möglichst viele mitwirken und wir so ein breites Erbe digital zugänglich machen können.»
Gleichzeitig mit Wikimumpf hat die Redaktionsgruppe die «Mumpfer Fähri» reaktiviert. Die Jahreschronik erschien zwischen 1999 und 2013 gedruckt, wurde dann aber eingestellt. Nun sammelt die Redaktionsgruppe Beiträge aus den Jahren 2014 bis 2021, um die Dorfchronik digital fortzuschreiben. Erste Einträge sind bereits online, so ein Beitrag zum «Unterhaltungsabend wie vor 100 Jahren» aus dem Jahre 2015.
Auf Wikimumpf finden sich auch mehrere Perlen, Zeitzeugnisse, von denen es nur noch wenige gibt. So etwa der Urteilsbrief der Kaiserin Maria Theresia von 1760, mit dem sie den Streit über ein Wegrecht beendete.
Oder die Teilabschrift der von Hand verfassten Biografie von Emilian Güntert. 208 Seiten umfassen Güntert's Aufzeichnungen, knapp 100 davon erinnern an seine ersten zwanzig Lebensjahre in Mumpf. Diese Seiten hat Trottmann transkribiert, was bei der Kurrentschrift von Güntert nicht immer ganz leicht war.
So erzählt Emilian Güntert, wie jedes Jahr unten an den Rebbergen kleine Gräben ausgehoben wurden. «Das so ausgeworfene Erdreich mussten meistens wir Kinder mit Hutten (Tragkörbe) und Körben zuoberst in das Grundstück tragen», schreibt Güntert. Und:
«Bis zum Herbst waren dann die Gräben doch wieder vom herunter geschwemmten Erdreich ausgefüllt.»
Es sei wichtig, solche Zeugnisse zu erhalten, ist Trottmann überzeugt. «Sie zeigen ein Leben, wie wir es uns heute nicht mehr vorstellen können.» Es sind Geschichten der Menschen von damals. Für die Menschen von heute. Und morgen.