Der Grossverteiler hat in Kaiseraugst eine Parzelle gekauft – die liegt aber (noch) in der falschen Bauzone.
In den vergangenen Jahren wurde in Kaiseraugst immer mal wieder darüber diskutiert, dass die Migros aus dem Liebrüti-Zentrum ausziehen und andernorts im Dorf eine neue Filiale eröffnen will.
Der damalige Verkaufsleiter der Verkaufsregion Migros Aare schrieb etwa in einer Mitarbeiterzeitung vom Juni 2010: Der Umsatz der Filiale sei seit der Eröffnung 1993 immer unter den Erwartungen geblieben.
«Im besten Jahr erreichte der Umsatz gerade mal zwei Drittel des Erhofften.» Das Unternehmen habe den Behörden gegenüber deshalb den Wunsch nach einem neuen Standort geäussert, «was aber nicht möglich scheint».
Nun aber könnte Bewegung in die Sache kommen: Die Migros hat eine Parzelle gekauft und plant dort einen Neubau. Andrea Bauer, Sprecherin von Migros Aare, bestätigt das Vorhaben: «Die Migros Aare möchte in Kaiseraugst den bestehenden Standort durch einen Ergänzungs-Standort stärken.»
Über die Dimension der neuen Filiale wird derzeit keine Auskunft gegeben. Die Parzelle misst aber fast 3000 Quadratmeter. Es dürfte sich also um einen grösseren Bau handeln. Allerdings: Die Parzelle an der Landstrasse – bis vor kurzem Standort des Pneuhauses Euromaster – liegt in der Wohnzone.
Laut der geltenden Bau- und Nutzungsordnung (BNO) dient diese – wie der Name schon sagt – in erster Linie dem Wohnen. Lediglich «nicht störendes Gewerbe» sei zugelassen. Die bestehenden Betriebe im Gebiet profitieren derzeit von der Besitzstandgarantie.
«Sie existierten, bevor das Gebiet umgezont wurde, und dürfen daher ihren Besitzstand wahren und angemessen erweitern», erklärt Gemeindeschreiber Roger Rehmann. Bei einem Projekt der Migros aber würde es sich um einen Neubau handeln – «und dieser muss zonenkonform sein.»
Fraglich ist, ob eine Migros-Filiale dies wäre. Deshalb ist klar: Bevor die Migros auf der Parzelle bauen kann, muss diese wohl umgezont werden.
Denkbar wäre daher eine Spezialzone, wie sie bereits beim Coop-Megastore gegenüber besteht. Dort sind laut BNO «auch Fachmärkte und Einkaufszentren zulässig».
Gelegen könnte dem Grossverteiler da kommen, dass in Kaiseraugst derzeit ohnehin an einer Revision der BNO gearbeitet wird. Im Sommer 2016 sprach die Gemeindeversammlung einen entsprechenden Kredit dafür, vor einem Jahr wurde ein erster Entwurf des Entwicklungsleitbilds vorgestellt.
Der Gemeinderat ist über das Vorhaben der Migros informiert. «Er ist bereit, im Rahmen der Revision eine Umzonung zu prüfen», sagt Rehmann.
Diese aber müsste zunächst das ordentliche Verfahren durchlaufen und unter anderem von der Gemeindeversammlung genehmigt werden. Die Migros rechnet denn auch mit einer Umsetzung «etwa im Jahre 2021», wie Andrea Bauer sagt.
Die Investitionssumme beläuft sich laut aktuellen Schätzungen auf rund zehn Millionen Franken. Die Planungen hätten aber erst begonnen, genaue Aussagen seien deshalb kaum möglich, so Bauer.
Auch ob der Neubau – sollte er denn realisiert werden können – dereinst das Ende der Liebrüti-Filiale bedeutet, ist derzeit offen. «Zum jetzigen Zeitpunkt hat das Vorhaben keinen Einfluss auf die anderen Filialen in der Region», sagt Bauer dazu lediglich.