Die Flederhaus-Eröffnung in Wegenstetten war ein Dorffest – das Highlight bildeten die Zirkusvorstellungen der Schüler.
Matthias Betsche, Präsident von Pro Natura Aargau, begrüsste die gut 100 anwesenden Gäste im naturnahen Garten hinter dem Flederhaus in Wegenstetten zur offiziellen Eröffnung. Es sei bemerkenswert, dass die äusserst seltene Grosse Hufeisennase genau hier geeignete Voraussetzungen als Lebensraum und ein Dach über dem Kopf finde. Mit dem umgesetzten Renovationsprojekt ergibt sich nun ein Miteinander von Mensch und Fledermaus. Beat Schwabe, Stiftungsratspräsident der Stiftung Ferien im Baudenkmal, freute sich, dass schon ab Juli erste Feriengäste die Ferienwohnung buchen können.
Im Folgenden übermittelte Regierungsrat Alex Hürzeler die Grussworte der Aargauer Regierung. Er habe schon etlichen Eröffnungen beiwohnen dürfen, aber ein Fleder(maus)haus sei nun wirklich etwas nicht Alltägliches, so Hürzeler. Das Zusammenwirken von Baukultur und Artenschutz finde die Unterstützung des Kantons. Gemeindeammann Willy Schmid zeigte sich erfreut ob der Mitwirkung sowohl der Schule als auch der Vereine, die die Verpflegung und das Rahmenprogramm ermöglichten. «Faszinierend, welch grossartige Zusammenarbeit die winzigen Fledermäuse auslösen können.»
Das Flederhaus sei ein Musterbeispiel, wie vernetzte Projekte funktionieren, erläuterte im Anschluss Christine Neff, Geschäftsleiterin des Jurapark Aargau. Neben dem Dach über dem Kopf sind die Grossen Hufeisennasen für die Jagd nach Insekten auf Lebensräume wie Hochstamm-Obstgärten angewiesen. Zu deren Förderung sollen die Kunden beim Verkauf von Hochstammprodukten wie «Fledermaus-Most» für den Zusammenhang sensibilisiert werden.
Während der Führung durch das Haus segnete Pfarrerin Ulrike Henkenmeier der christkatholischen Kirchgemeinde Hellikon die renovierten Räume mit Weihrauch. Kerstin Camenisch von der Stiftung Ferien im Baudenkmal betonte, dass die historische Bausubstanz bei der Restaurierung möglichst erhalten und nur sehr zurückhaltend mit neuen Elementen ergänzt werde, so beispielsweise mit modernen Küchen- und Sanitäreinrichtungen.
Einen Höhepunkt der Flederhaus-Einweihung bildeten die Zirkusvorstellungen. Gleich zu Beginn der Vorführung wurde klar, dass die Kinder hier im Zentrum stehen. Sie haben das Heft in der Hand – von der Direktorenansage bis zum Zirkusorchester. Und wie es sich für einen Zirkus gehört, war für jeden Geschmack etwas dabei. Mit einer Seiltanzeinlage begann es, danach folgte Akrobatik am Trapez, am Boden und an den Vertikaltüchern. Auch Jonglage und clowneske Einlagen fehlten nicht. Das Direktorentrio schliesslich verzauberte nicht nur das Publikum, sondern wurde auf eigenen Wunsch gleich selbst in Tiere verwandelt. Beide Vorstellungen waren mit je rund 300 Personen sehr gut besucht und das Publikum beeindruckt, was diese Truppe unter Anleitung des Zirkusteams innert Wochenfrist arrangiert hat.
68 Schülerinnen und Schüler konnten sich im Zirkusprogramm aktiv beteiligen. Die restlichen Kinder waren ebenfalls ins Zirkusleben integriert. Zudem betätigten sie sich kreativ im Rahmen der Ateliergruppen. Sie nähten Stoffbeutel für den Verkauf oder gestalteten spielerische Aktivitäten für diesen Tag. Die Oberstufenschüler halfen beim Aufbau der Stände und verkauften Esswaren. Für die Kreisschule Wegenstetten-Hellikon sowie alle Besucher war dieser Anlass mitsamt den intensiven Vorbereitungen ein unvergleichliches Erlebnis. Es ergab sich eine Form der Zusammenarbeit unter den Schüler, die anders ist als im Klassenzimmer.
Die im Jahr 1803 erbaute Alte Trotte in Wegenstetten, die nun offiziell als Flederhaus eingeweiht wurde, zählt zu den wertvollen Zeugen ihrer Zeit. Ursprünglich als Gasthaus erbaut, zwangen finanzielle Probleme den Bauherren dazu, das Gebäude kurz nach der Fertigstellung zu verkaufen. So wurde das Objekt von Beginn an als Bauernhaus und Trotte genutzt. Vor 15 Jahren verliessen die letzten Bewohner ihr in die Jahre gekommenes Zuhause und vermachten es der Christkatholischen Kirchgemeinde. Die historische Bausubstanz wurde wo möglich erhalten.
(AZ)