Möhlin
Lehrertheater Möhlin: Wie der arbeitslose Eric abkassiert

In «Und ewig rauschen die Gelder – cash on delivery» nimmt das Lehrertheater soziale Missstände aufs Korn. Das Stück stammt vom englischen Erfolgsautoren Michael Cooney.

Ingrid Arndt
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Sozialkomödie im Lehrertheater Möhlin: Mr. Jenkins (Jakob Heinz) von der Sozialbehörde muss Brenda (Anais Gysin) trösten.

Sozialkomödie im Lehrertheater Möhlin: Mr. Jenkins (Jakob Heinz) von der Sozialbehörde muss Brenda (Anais Gysin) trösten.

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Premiere-Atmosphäre pur, bissige Satire und ein köstliches Vergnügen boten die Akteure des Lehrertheaters Möhlin mit der Aufführung der Sozialkomödie «Und ewig rauschen die Gelder – cash on delivery» vom englischen Erfolgsautoren Michael Cooney. Die Regie lag in den Händen von Christine Thurnheer, die dem Lehrertheater schon seit mehr als 20 Jahren angehört.

Das herrliche Verwirrspiel in diesem Stück war von Anfang an komplett – die Zuschauer mussten alle Sinne schärfen, um den ziemlich schrägen Tricks und dem Roulette, welches Eric Swan (Max Häne) mit seinem Umfeld trieb, auseinanderhalten zu können.

Betrügerischer Arbeitsloser

Eigentlich steht Eric selbst mächtig unter Druck. Vor zwei Jahren arbeitslos geworden, schlitterte er eher zufällig in seine Betrügereien den Sozialämtern gegenüber hinein. Seiner attraktiven Eheliebsten Linda (Nadine Condor) wollte er seine jobmässige Misere nicht gestehen. Da kam es wie gerufen, dass sein Untermieter nach Kanada ausgewandert, die Unterstützung durch die Behörde aber nicht abgemeldet war. Eric machte erst einmal damit kleine Kasse, schnell merkte er, dass dieses System sehr ausbaufähig ist. Er erfand eine grosse Palette an fiktiven Hilfsbedürftigen, alle bei ihm einquartiert, mit Anrecht auf Unfall- oder Invalidenrente, Wohn- und Schlechtwettergeld, selbst für niemals vorhandene Kinder bezog er Schulmilchgeld. Alle diese Zahlungen bündelte er auf seinem Konto.

Doch allmählich wurde ihm der Boden zu heiss unter den Füssen. Aber just in dem Moment, wo er diese Fantasiewelt durch Tod oder sonstige Abgänge aus den Büchern der Sozialämter nehmen wollte, taucht Mr. Jenkins (Jakob Heinz) als Prüfer der Sozialbehörde auf. Nach langer Zeit sollte nun mal vor Ort ein Auge auf all die Armen und Geplagten geworfen werden.

Jetzt wird es eng für Eric, doch mit wenig Skrupel und sehr erfinderisch zieht er alle in seinem Umfeld in sein Roulette mit hinein. Norman (Benjamin Zingg) muss völlig gegen sein Gewissen und mit grossem Bauchweh mal Dicky Willy, mal Linda sein, der geschäftstüchtige Onkel George (Hans Nassi) muss sterben und wieder auferstehen. Seine Frau Linda hat ihre eigenen ehelichen Probleme mit ihm, die sie frustriert und energisch mithilfe von Partnerschaftsmoderator Dr. Chapman (Daniel Zingg) angehen will.

Und immer mittendrin der herrliche Mr. Jenkins, gutmütig, ein wenig begriffsstutzig, dennoch recht hartnäckig. Er ist sich nicht zu schade, den Dachboden zu inspizieren, nimmt Dreck und Staub in Kauf, besäuft sich ein wenig, tröstet mitfühlend Normans verzweifelte Verlobte Brenda (Anais Gysin), versucht, seine altjüngferliche, aufgepeppte Vorgesetzte Mistress Cowper (Karin Erni) etwas naiv auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen.

Kaum zu überbietende Verwirrung

Familienfürsorgerin Sally (Daria Frei) möchte sich um den angeblich vom Schicksal so gebeutelten Norman kümmern und gemeinsam mit Bestattungsunternehmerin Mrs. Forbright (Linda Schai) transportiert sie eine nicht ganz tote Leiche ab.

In atemberaubendem Tempo jagt ein Gag den anderen, Türen knallen, Eingesperrte randalieren. Das Verwirrspiel ist kaum noch zu überbieten, mit Worten wird jongliert gewürzt mit herzerfrischenden Dialogen. Skurrile Situationen, Witz und Ironie enden in einem verblüffenden Ende. Unverkrampft humorvoll werden ernste soziale Missstände aufs Korn genommen.