Der Gemeinderat will die Stellenprozente der grenzüberschreitenden Jugendarbeit reduzieren. Unklar ist, ob sich der Leiter darauf einlässt.
Ulrich Krieger, Bürgermeister von Laufenburg (D), bestätigt: «Ja, Laufenburg (CH) hat die Reduzierung der Stelle beantragt.» Im Raum steht eine Herabsetzung von einem 70-Prozent-Pensum auf eine halbe Stelle. Die deutsche politische Gemeinde entscheidet allein darüber, ist Jugendarbeiter Balder Wentzel doch bei ihr angestellt. Auch der grenzüberschreitende Jugendausschuss, in dem neben den Schwesternstädten Vertreter von Kirchgemeinden beiderseits des Rheins sitzen, hat hier Krieger zufolge keine Entscheidungsgewalt.
Der Laufenburger Bürgermeister will auf Nachfrage der az keine Details nennen, weder zum aktuellen Entscheidungsstand noch zum Datum, an dem die Reduzierung wirksam werden soll.
Die aktuellen Diskussionen sind nichts Neues. Mit Balder Wentzels Stelle ging es seit Einrichtung bergauf und bergab. 2001 war sie mit einem 60-Prozent-Pensum gestartet, wurde 2004 auf 80 Prozent aufgestockt, um dann auf 70 Prozent zu landen. Wentzel hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, dass selbst 80 Prozent nicht ausreichten. Lieber wäre ihm eine volle Stelle gewesen, besser noch eine zweite Stelle, mit dann insgesamt 120 Stellenprozenten.
Dabei war die Finanzierung auch so schon immer wieder unsicher. Einmal schlug die Schweizer Seite vor, den Kostenschlüssel auf 40 von 60 zulasten von Laufenburg (D) zu verschieben. Lücken hinterliess der Ausstieg der Gemeinden Kaisten und Frick. Aufgefangen wurde das durch einen höheren Zustupf seitens des Landkreises Waldshut.
Immer wieder Gegenstand der Diskussion, trotz aller Preise und Anerkennungen, war auch die Wirksamkeit von Wentzels Arbeit sowie deren Fixierung auf die Integration von Jugendlichen mit ausländischen Wurzeln. Gegenrechnungen wurden aufgemacht, Thesen vorgebracht wie: «Mit Vereinsförderung erreichen wir mehr Jugendliche und das auch zu deutlich geringeren Kosten.»
Auch Meinrad Schraner, seit 2013 Gemeinderat (SVP), Vizeammann von Laufenburg und Präsident des grenzüberschreitenden Jugendausschusses, äussert inhaltliche Kritik. Er spricht als Begründung für den aktuellen Vorstoss auf Stellenreduzierung von einer «eher rückläufigen Wirkung der grenzüberschreitenden Jugendarbeit.» Sein Fazit nach 13 Jahren Laufzeit: «Nachhaltige Kontakte zu Schulen, Vereinen und anderen Jugendorganisationen blieben aus.» Schraner verweist auf «Mit dabei Fricktal», einer Initiative, die vergleichbare Ziele verfolge wie die grenzüberschreitende Jugendarbeit. Laufenburg fördert gemeinsam mit Mumpf und Stein deren Aktivitäten.
Marc Siegrist hält nichts davon, beide Einrichtungen auf den gleichen Level zu stellen. Der Präsident der Kirchenpflege der reformierten Kirchgemeinde Laufenburg und Umgebung, in deren Räumen die grenzüberschreitende Jugendarbeit geboren wurde, hat schriftlich bei beiden politischen Gemeinden gegen die geplante Reduzierung protestiert.
Er spricht davon, von diesen vor vollendete Tatsachen gestellt worden zu sein: «Die Ausrichtung der grenzüberschreitenden Jugendarbeit zu überprüfen, wäre auch für uns in Ordnung gewesen, aber niemand hat das Gespräch mit Balder Wentzel gesucht.» Siegrist glaubt: Die Stadt nimmt mit ihrem Vorstoss in Kauf, dass Wentzel seine Tätigkeit beendet, dass er einen 50-Prozent-Arbeitsvertrag nicht unterschreibt. Wentzel will sich zum laufenden Verfahren indes nicht äussern.