Laufenburg
Floss statt Schiff: So will der «Löwe»-Kapitän Comedy-Stars nach Laufenburg holen

Hat der «Löwe von Laufenburg» bald ausgedient? Marcus van Nijenhoff, der Kapitän des Fahrgastschiffes, will es ab 2022 durch den «Laufenbummler» ersetzen – ein Floss, das jetzt über den Winter in einer Werft gebaut werden soll. Künftig sollen darauf Kulturanlässe stattfinden, etwa Comedyshows, Partys und Konzerte.

Hans Christof Wagner
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Marcus van Nijenhof ist der Kapitän des Fahrgastschiffes Löwe von Laufenburg.

Marcus van Nijenhof ist der Kapitän des Fahrgastschiffes Löwe von Laufenburg.

Martin Köpfer

21 Jahre nach der ersten Einwasserung des «Löwen von Laufenburg» scheint sich jetzt das Ende des Fahrgastschiffes am Hochrhein abzuzeichnen. Marcus van Nijenhoff, der das Schiff Ende Dezember 2020 dem Vorbesitzer Jürgen Schroff abgekauft hat, will es auf Beginn der kommenden Saison durch ein Floss ersetzen. «Mit dem neuen Schiff, dem ‹Laufenbummler›, soll ein neues Zeitalter beginnen.» Das gibt van Nijenhoff in einem aktuellen Eintrag auf seiner Facebook-Seite bekannt. Auf Nachfrage sagt er:

«Im Juni/Juli soll es einsatzbereit sein. Es wird mit Lastwagen befördert, in Bad Säckingen montiert und von dort aus über den Rhein nach Laufenburg gelangen.»

Indes muss das neue Schiff – oder besser: Floss – erst noch gebaut werden. Die Werft, die den «Laufenbummler» bauen soll, liegt in einer am Rhein gelegenen Gemeinde nahe Bonn in Deutschland. Laut ersten Kalkulationen betragen die Kosten dafür 2,4 Millionen Euro.

Deutlich mehr Platz

Das Floss wäre 27 Meter lang und 8,34 Meter breit und böte im Innenbereich Platz für 90 Passagiere und auf dem Freideck für weitere 120. Obwohl es damit doppelt so breit wie der «Löwe von Laufenburg» ist, würde das neue Schiff aber immer noch in die Schleuse am Kraftwerk Laufenburg passen und van Nijenhoff könnte auch in Zukunft die Schleusenfahrt anbieten. Vor allen aber hätte er gegenüber dem bisherigen Fahrgastschiff, das maximal 75 Personen mitnehmen kann und über kein Freideck verfügt, deutlich mehr Kapazität. Van Nijenhoff sagt:

«Künftig könnte ich Passagiere aus zwei Bussen auf einmal an Bord nehmen.»

Indes hat er die 2,4 Millionen Euro nicht auf der hohen Kante. Seinen Kalkulationen zu Folge müsste er sich rund eine Million Euro bei Banken leihen. Den grösseren Rest könnte er nach eigenen Angaben aus dem Erlös des Verkaufs seines am Niederrhein fahrenden Frachtschiffes sowie aus EU-Fördergeldern abdecken.

Eine neue Attraktion am Hochrhein

Van Nijenhoff ist sich der Höhe der Investitionen bewusst, verspricht sich von der neuen Attraktion am Hochrhein aber auch ein Alleinstellungsmerkmal: ein Floss, dank wetterfester Aufbauten ganzjährig nutzbar und mit solarbetriebenem Elektroantrieb auch umwelttechnisch ein neuer Standard. Er sagt:

«Ich bin mir sicher, dass das ein Erfolg wird. Ein Floss passt doch auch sehr gut zu Laufenburg als früherer Flösserstadt.»

Erfolgsverwöhnt war der Deutsche in seiner ersten Saison am Hochrhein eher nicht. Dank Corona konnte er zeitweise nur vom Schweizer Ufer ablegen. Er bekam die Zurückhaltung der Leute in der Pandemie zu spüren. Und im Sommer zwang ihn obendrein das Hochwasser für ganze fünf Wochen dazu, am Ufer festzumachen. Rund- und Gesellschaftsfahrten fielen für diese Zeit ins Wasser.

Kulturelle Anlässe an Bord

Dennoch will van Nijenhoff weitermachen und das im grossen Stil. Denn auf dem Floss sollen künftig auch kulturelle Anlässe stattfinden. «Wir werden den Ruhrpott nach Laufenburg holen», kündigt er auf Facebook an.

Gegenüber der AZ sagt er, mit namhaften deutschen Comedians wie Markus Krebs und Wolfgang Trepper – beide stammen aus Duisburg im Ruhrgebiet, der Heimatstadt van Nijenhoffs – in Verhandlungen über einen Auftritt auf seinem neuen Boot zu stehen. Der Vorverkauf solle noch dieses Jahr starten.

Personal als Unsicherheitsfaktor

Ob der Laufenburger Kapitän aber so viele Aktivitäten tatsächlich anbieten kann, ist noch unklar. Denn er bräuchte dafür auch vier bis fünf zusätzliche Mitarbeitende. Und das sollten nicht nur Servicekräfte sein, sondern bestenfalls auch Matrosen, deren Ausbildung 75 Tage dauert.

«Das könnte sich als echtes Manko erweisen», räumt van Nijenhoff selbst ein. Auch er selbst konnte Anfang noch nicht alleine am Steuer sitzen. Weil ihm das Hochrheinpatent gefehlt hatte, mussten die erste Zeit Vorbesitzer Jürgen Schroff auf der Brücke und dessen Frau Luzia als Matrosin aushelfen. Das Hochrheinpatent habe er inzwischen aber abgelegt, so van Nijenhoff.

In der Zwischenzeit plant er noch neue Events mit dem alten Schiff. Zu einer Halloween-Gruselfahrt soll der «Löwe von Laufenburg» in der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober ablegen.