Er war weder Tourist noch Einheimischer. Und doch war er an den Laufenburgern rechts und links des Rheins ganz nah dran: Markus Manfred Jung – 2019 der erste Burgschreiber der Stadt. Zwei Jahre danach sagt er: «Die damals geknüpften Kontakte sind bis heute Bestandteil meines Lebens.»
Es war ein Projekt, das es so noch nie gegeben hatte. Angestossen wurde es 2018 von den Autoren Martin Willi auf Schweizer und von Petra Gabriel auf deutscher Seite: Ein «Burgschreiber» sollte für drei Monate in den beiden Laufenburg leben, dort literarisch tätig sein und das Kulturleben grenzüberschreitend vernetzen.
Bei einem monatlichen Stipendium von 950 Euro sowie freier Unterkunft, je sechs Wochen in Deutschland und der Schweiz, sollte währenddessen der Lebensunterhalt annähernd gewährleistet sein.
Aus 16 Bewerbungen hatte die Jury auszuwählen. Und entschied sich mit Markus Manfred Jung für einen Bewerber aus der Region. Und für einen, der als arrivierter Mundartautor aus dem deutschen Wiesental im Grenzraum Fricktal/Südbaden schon einen Namen besass – unter anderem als Dramaturg für ein Laufenburger Historienstück aus der Zeit des Dreissigjährigen Krieges. Jung sagt in der Rückschau:
«Meine Nähe zu Laufenburg hätte mir sowohl zum Vor- wie auch zum Nachteil gereichen können. Ich danke der Jury noch heute, dass sie den Mut hatte, Unbekanntes im Bekannten einzuladen.»
Jung war von 1. März bis 31. Mai 2019 als Burgschreiber tätig. In Erinnerung geblieben ist ihm die «viele Schreibzeit», in der er ungestört und inspiriert von der Umgebung Texte schreiben konnte, die mit Unterstützung beider Gemeinden im Buch «Ankommen in Laufenburg» veröffentlicht wurden.
«Ankommen» hiess auch das Motto, unter dem das erste Burgschreiber-Stipendium 2019 stand. Jung war mit 64 Jahren gerade selbst in einem neuen Lebensabschnitt angekommen – nach dem Ende seiner Tätigkeit als Gymnasiallehrer und zurück von einer mehrmonatigen Schweiz-Durchwanderung.
In ein «Sprachbad» sei er während dieses Trips getaucht, sagt er heute. Darin konnte er auch die eigene Färbung ein Stück weit abwaschen. Er weiss noch:
«Schon 30 Kilometer von der Grenze entfernt, hielt man mich für einen Schweizer, für einen Basler oder Schaffhauser.»
Daran erinnert sich der Deutsche, der in der «Grosssprache Alemannisch» stets das Verbindende suche und erlebe, gerne zurück. Jungs Credo: Wie immer die Mundart auch heissen möge, für das gegenseitige Verstehen spielt das keine Rolle.
Jung hat seine Burgschreiber-Zeit auch dazu genutzt, den Wandertrip literarisch zu verarbeiten. Im Herbst werde das Buch mit dem Titel «NebelGischt – Vom Aufbrechen und Ankommen» erscheinen, kündigt er an.
Lange schon wieder zu Hause in der südbadischen Gemeinde Kleines Wiesental angekommen, ist Markus Manfred Jung von seiner Laufenburger Zeit die «pittoreske, romantische Fassade der Doppelstadt» haften geblieben.
Aber auch der Blick «in die Fenster» war ihm in den drei Monaten vergönnt. Und wenn sich dahinter auch mal Probleme zeigten, sagt Laufenburgs erster Burgschreiber doch:
«Meiner positiven Sicht auf die Doppelstadt hat das nur Tiefe verliehen. Das doppelte Laufenburg ist und bleibt ein Lieblingsort in meinem Leben.»