Möhlin
Keine Toilette für Chauffeure in Sicht – unschöne Hinterlassenschaften sorgen für Ärger

Weder Gemeinde noch ansässige Industrieunternehmen wollen ein WC für campierende Lastwagenfahrer stellen. Mit Folgen.

Dennis Kalt
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Die Bäumlimattstrasse in Möhlin soll im Sommer saniert werden. DKA/Archiv

Die Bäumlimattstrasse in Möhlin soll im Sommer saniert werden. DKA/Archiv

So manch ein 40-Tönner rollt werktags über den Asphalt der Bäumlimattstrasse, an der die grossen Logistik- und Transportunternehmen wie Louis Ditzler, Rodi Fructus und Galliker Transport ihre Waren lagern und umschlagen. Das Problem: Immer wieder parkieren Chauffeure von Speditionsunternehmen zumeist aus dem osteuropäischen Raum über das Wochenende auf der Bäumlimattstrasse. Dies, weil sie erst am Freitagabend ausserhalb der Betriebszeiten ankommen oder bis Montagmorgen warten müssen, um ihre Ladung entgegenzunehmen.

Anfang des Jahres machte die AZ publik, dass es durch die dort campierenden Lastwagenfahrer am nahegelegenen Waldrand zu «unschönen Hinterlassenschaften» kommt, welche die Gemeinde entfernen muss.

Rund fünf Monate später hat sich nicht viel an der Situation geändert. So sagt denn auch Gemeindeschreiber Marius Fricker: «Je nach Anzahl der wartenden Chauffeure vor den Industriebetrieben werden mehr oder weniger Hinterlassenschaften vorgefunden.»

Öffentliches WC wieder geöffnet

Ein Toilettenhäuschen aufstellen will die Gemeinde nicht. Dies, weil der Gemeinderat befürchtet, dass dieses nach kurzer Zeit einem Vandalenakt zum Opfer fiele und «weil wir nichts von den leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgaben erhalten», sagt Gemeinderat Tommy Freiermuth. Derweil wieder in Betrieb genommen hat die Gemeinde nach dem Vandalenakt Anfang des Jahres die öffentliche Toilettenanlage an der Storchenstation, die sich rund 15 Minuten zu Fuss von der Bäumlimattstrasse entfernt befindet. «Auch die Lastwagenchauffeure können die Toilette nutzen», sagt Freiermuth. Ob sie jedoch dahin laufen, sei eine andere Frage.

Die ansässigen Logistikunternehmer sind ebenfalls der Auffassung, dass sie nicht für die sanitären Anlagen der Lastwagenchauffeure aufkommen müssen. So heisst es vonseiten der Louis Ditzler AG, dass es nicht ihre Aufgabe sei, an einer öffentlichen Strasse Toiletten aufzustellen und zu bewirtschaften. Zudem könne man aufgrund interner Vorschriften ausserhalb der Betriebszeiten niemanden auf das Gelände lassen, damit er die Toilette benutzen kann. Ähnliches sagte bereits im Januar Peter Galliker, CEO der Galliker Transport AG, der die osteuropäischen Auftraggeber in die Pflicht nahm: «Sie müssen die Fahrer so losschicken, dass sie pünktlich ankommen.

Auch das Bundesamt für Strassen (Astra) sieht für das Erstellen eines Rastplatzes mit sanitären Anlagen in der Möhliner Peripherie keinen Anlass. «Die Untersuchungen gesamtschweizerischer Natur haben keinen zusätzlichen Bedarf im Fricktal ergeben», sagt Astra-Sprecherin Esther Widmer.

Problem hat sich verschoben

Vor etwa einem Jahr hat die Gemeinde die Bäumlimattstrasse als Parkverbotszone mit einer Beschilderung ausgewiesen und mit Feldern zum Kurzzeitparkieren versehen. «Die angrenzenden Industriebetriebe haben der Gemeinde im März mitgeteilt, dass sich die Situation mit dem Dauerparkieren stark verbessert hat», sagt Fricker. Jedoch werde nun vereinzelnd auf den angrenzenden Nebenstrassen parkiert, was ebenfalls verboten sei und von der Regionalpolizei sanktioniert werde. Dabei lasse man jedoch Fingerspitzengefühl walten, sagt Thomas Rohner von der Regionalpolizei Unteres Fricktal. «Wenn möglich, verwarnen wir zuerst, bevor wir büssen.» Dies auch, weil eine Busse bei dem relativ geringen Einkommen eines osteuropäischen Chauffeurs für ihn schwer ins Gewicht fiele.