Wegenstetten
Katastrophenübung statt Geburtstagskuchen

Ein Stromausfall mit anschliessendem Brand und enormer Brandgasentwicklung beendete die Gemeindeversammlung abrupt: Dieses happige Szenario beinhaltete die kantonale Einsatzübung am Freitagabend in Wegenstetten.

Paul Roppel
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Moulagierungen Samariter und Freiwillige aus der Region als Figuranten rekrutiert
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Atemschutztrupp in Aktion: Verstörter und nach Atem ringender Figurant geborgen.
Erläuterungen für Verletzungssymptome gegeben Auch Verhalten eingeübt
Uebungsleitung Ronnj Ackermann und Markus Dietwiler
Nicole Reiniger Präsidentin des jubilierenden Samaritervereins Wegenstetten
200 Feuerwehrleute und Samariter bewältigten in Wegenstetten ein Katastrophenszenario
Geforderte Feuerwehrleute 45 Figuranten stürmten auf Rettungskräfte ein
Kunstfertige Vorbereitungen Figuranten werden mit Verletzungen versehen
Verletztennest auf dem Schulhausplatz: Triage wird organisiert. Fotos: Paul Roppel
Bergung von Figurantin: Stark geforderter Atemschutztrupp.
Schrecklich zugerichtet Verzierter Figurant
Samariter in Rettungskette integriert: Kantonale und lokale Hilfskräfte im Zusammenspiel.
Gemeindeammann Willy Schmid Markiert als Opfer mit Rauchvergiftung
Samariter in Rettungskette integriert: Kantonale und lokale Hilfskräfte im Zusammenspiel.

Moulagierungen Samariter und Freiwillige aus der Region als Figuranten rekrutiert

Paul Roppel

«Wir wollten zum 40-Jahrjubiläum des Samaritervereins Wegenstetten etwas Spezielles anbieten und den Verein in der Oeffentlichkeit präsentieren», erzählte Präsidentin Nicole Reiniger. Auch sollten die Samaritervereine in der Umgebung an der ursprünglich vorgesehenen Feldübung integriert werden.

«Wir dachten anfänglich an einen Postautounfall, was aber nicht realisierbar war», meinte Uebungsleiter Ronnj Ackermann, Vizekommandant der Feuerwehr Wabrig, der zusammen mit Markus Dietwiler, Vizekommandant der Feuerwehr Oberes Fischingertal, für die Ideen und deren Realisation besorgt war.

So erhielt die Geschichte eine Dynamik mit immer grösseren Dimensionen bis zum horrenden Katastrophenszenario, in welches sogar kantonale Stellen involviert werden mussten. Anstelle von Kaffee und Kuchen oder eines schönen Jubiläumsfestes sahen sich sechs Samaritervereine mit der Einladung zur traditionellen Feldübung vorzeitig mit einem Alarmaufgebot konfrontiert.

Mitten im angelaufenen Geschehen

Die Vereine aus Wegenstetten, Zeiningen, Wallbach, Mumpf, Obermumpf und Schupfart wurden unerwartet ins Einsatzkonzept der 65 aufgebotenen SLF (kantonale Samariter Leiter Funktionäre) eingegliedert und befanden sich plötzlich Mitten im bereits angelaufenen turbulenten Geschehen.

«Rund 80 SLF aus dem ganzen Kanton sind im Kantonalen Katastrophen Einsatzelement integriert und sie wurden für diese Katastrophenübung aufgeboten», erklärte ihre Ausbildungsverantwortliche Barbara Steuri aus Habsburg. Zusätzlich waren drei Spezialisten vom Care Team im Einsatz.

Wie ein derart grosses Ereignis aus der anfänglichen Chaosphase in strukturierte und effiziente Handlungen übergehen, erfuhr der etwas perplexe Gemeindeammann Willy Schmid am eigenen Leibe, der mit drei weiteren Ratskollegen ohne Vorahnung im Geschehen eine Rolle erhalten hatte und die verschiedenen Stationen in der folgenden Rettungskette hautnah miterleben konnte.

Er war gebeten worden, eine «Gemeindeversammlung» in der Sporthalle durchzuspielen. Dort waren weitere 40 Figuranten anwesend, die sich gemäss Regiebuch mit einem Stromausfall mit anschliessendem Brand und starker Rauchentwicklung konfrontiert sahen. Während dem panikartigen Ansturm auf die Notausgänge gab es Stürze mit Bruchverletzungen.

Chaos in gelenkte Bahnen führen

Die um 18 Uhr alarmmässig aufgebotene Feuerwehr Wabrig mit Einsatzleiter David Schreiber hatte die total verrauchten Kellerräume mit Atemschutztrupps nach Opfern abzusuchen, fünf Schwerverletzte zu bergen und die grosse Gruppe traumatisierter und verletzter Patienten an die Samariter zu übergeben und zusätzlich den Brand zu bewältigen.

Im 150 Meter entfernten Schulhaus richteten die Samariter Verwundetennester ein. Nach einer Stunde hatten sich das Chaos und die wimmelnde Menschenmenge in bemerkenswert professionell ablaufende Strukturen formiert und die Sanitätshilfsstelle war funktionsfähig. Die Patienten in der Triagestelle wurden gezielt den eingerichteten Behandlungszelten oder dem Abtransport durch Rettungssanitäter zugeführt, was nebst 11 Uebungsbeobachtern auch von David Bürge, Kommandant des KKE, verfolgt wurde.

Beeindruckend war das vom Kantonalen Katastrophen Einsatzelement (KKE) eingesetzte mobile Material, das sogar einen Behandlungskontainer umfasst. Nach zwei Stunden war der turbulente Spuk beendet.