Am Kaiseraugster Campingplatz hat die Gemeinde die Pappeln zurückgeschnitten. Diese wurden jetzt von acht Storchenpaaren in Beschlag genommen. Der Kaiseraugster Storchenvater Urs Wullschleger freut das – überhaupt ist er zuversichtlich, dass es ein gutes Storchenjahr wird. Wenn denn das Wetter mitmacht.
Es ist ein besonderer Schnappschuss, der Urs Wullschleger diese Woche gelungen ist: Auf vielen der Pappeln beim Campingplatz in Kaiseraugst sitzt an diesem Morgen ein Storch. «Ein eindrückliches Bild», findet der Storchenvater.
Wer genau hinsieht und zählt, stellt zudem erstaunt fest: Da sind auf einmal acht Horste beim Campingplatz. Im letzten Jahr waren es erst drei. Die Gemeinde habe mehrere Pappeln zurückgeschnitten, erklärt Wullschleger – für die Störche ein gefundenes Fressen, oder treffender: ein idealer Nistplatz.
Ob sich die Wohnwagenbesitzer in der ersten Reihe am Zuwachs freuen, bezweifelt Wullschleger. Allfällige Beschwerden könne er aber nicht entgegennehmen. Denn er sagt:
«Ich kann ja schliesslich nichts dafür, wenn die Störche dort nisten.»
Freude hat der Kaiseraugster Storchenvater, dass auch dieses Jahr 19 Horste besetzt sind. Allerdings wird nicht in allen Horsten auch gebrütet. «Viele Störche kommen heute schon nach einem oder zwei Jahren zurück und da sind sie noch nicht geschlechtsreif.» Das hindert sie allerdings nicht daran, ein Nest zu bauen.
Für Nachwuchs ist trotzdem gesorgt: Bereits jetzt haben acht Paare Junge. Die ersten Jungtiere seien am letzten Wochenende geschlüpft, erzählt Wullschleger. Wie viele, kann er noch nicht abschätzen. «Das sieht man erst, wenn die Jungtiere etwas älter sind.»
Beim Storchenpärchen auf dem Schulhausplatz weiss er es hingegen genau: Es sind drei. Denn auf diesen Horst sieht der Storchenvater direkt von seiner Wohnung herunter – und kann so immer beobachten, was gerade abgeht. Mitfiebern können aber auch alle anderen Storchenfreunde, denn der Natur- und Vogelschutzverein Kaiseraugst hat eine Webcam eingerichtet. Über Youtube läuft ein Livestream, wo jeder und jede mitverfolgen kann, was in der Kinderstube gerade passiert:
Am Freitagmorgen, als dieser Artikel entsteht, ist wenig los im Schulhaus-Horst. Die Störchin sitzt unbeweglich im Nest und wärmt so ihre Jungtiere.
Die Störche auf dem Schulhausplatz kamen ebenso wie jene auf dem «Adler» und dem Kirchturm bereits im Februar zurück. «Das ist früh», weiss Wullschleger und fügt mit einem Schmunzeln an: «Sie wollten wohl einfach keine Rauferei um den Horst und sorgten deshalb frühzeitig für klare Verhältnisse.»
Inzwischen tut sich etwas auf der Webcam. Vater Storch kommt herangeflogen und bringt Material mit, um den Horst weiter auszustatten.
Die beiden Störche beim Schulhaus sind wie alle im Dorfzentrum Alteingesessene. Sie kommen seit Jahren zu ihrem Horst zurück. «Die Störche, die erstmals wieder in Kaiseraugst sind, nisten alle beim Campingplatz», sagt Wullschleger.
Er rechnet damit, dass am Schluss zwölf bis 15 Pärchen Junge haben werden. Ob alle Jungtiere überleben, hängt vom Wetter ab. Vor allem Dauerregen, verbunden mit Kälte, ist gefährlich für die Jungstörche. «Wenn es ein oder zwei Tage regnet, macht das nichts», sagt Wullschleger. «Wenn es aber eine Woche durchregnet, wird es kritisch.»
Einmal kurz nicht aufgepasst – und schon ist alles anders im Schulhaushorst. Denn beim nächsten Blick auf die Webcam herrscht plötzlich Unruhe im Horst. Die Störchin steht am Rande des Nestes und gibt so den Blick auf die drei wirklich putzigen Jungtiere frei. Sie werden von ihr gerade gefüttert, was ein Spektakel für sich ist. Bevor sich die Störchin wieder hinsetzt, um die Jungen zu wärmen, wird der Horst gesäubert und verfeinert. Ordnung muss schliesslich sein.