Oberhof
Das Baugesuch für den Windkraftpark Burg liegt in Kürze auf – Verein kündigt bereits Widerstand an

In Oberhof und Kienberg soll der Windpark Burg entstehen. Das Projekt soll gegen 25 Millionen Franken kosten und dereinst Strom liefern, der dem Bedarf aller Haushalte der Stadt Aarau entspricht. Der Gemeinderat in Oberhof hat gegenüber dem Projekt noch keine Parole gefasst – es dürfte aber Einsprachen geben.

Dennis Kalt
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Die Visualisierung – hier der Blick über das Gebiet ins Fricktal im Hintergrund – zeigt, wie die fünf Windenergieanlagen dereinst aussehen könnten.

Die Visualisierung – hier der Blick über das Gebiet ins Fricktal im Hintergrund – zeigt, wie die fünf Windenergieanlagen dereinst aussehen könnten.

Visualisierung: CSD Ingenieure Aarau

Die Planungsarbeiten für die Windkraftanlagen auf der Jurahöhe zwischen dem solothurnischen Kienberg und Oberhof laufen seit über zwölf Jahren. Nun wird es konkret: Ab kommender Woche liegt das Baugesuch der Windpark Burg in beiden Gemeinden öffentlich auf. Als Hauptaktionäre beteiligt an der Windpark Burg AG sind die vento ludens Suisse GmbH, Services Industriels de Genève, die AEW Energie AG und die Gemeinde Kienberg.

Gemäss Corinne von Wyl, Projektmanagerin bei der vento ludens Suisse GmbH, betragen die Baukosten für den Windpark Burg rund 25 Millionen Franken. Errichtet werden sollen fünf Windräder; vier davon auf dem Gemeindegebiet in Kienberg, eines in Oberhof. Die Gesamthöhe der Anlagen beträgt rund 150, die Durchmesser der Rotoren 92 Meter.

Die Windpark Burg AG rechnet mit einem Stromertrag von 21 Gigawattstunden pro Jahr. Von Wyl vergleicht:

«Dies entspricht in etwa dem Bedarf aller Haushalte der Stadt Aarau.»

Der Baubeginn ist für die Windpark Burg AG nur schwierig abschätzbar. Zwar habe man einen «Bestcase»-Zeitplan mit Baustart 2022. Aber: «Die Probabilität, dass dies so eintritt, ist leider gering, denn wir müssen mit Einsprachen rechnen», sagt von Wyl. Der Baustart hinge davon ab, bis zu welchen Instanzen diese weitergezogen und wie behandelt würden.

Starker Gegenwind für Projekt

Das Projekt ist nicht unumstritten: Starker Gegenwind bläst ihm durch den Verein «Pro Burg» entgegen, der durch das Projekt die Lebensqualität gefährdet sieht (siehe Infobox).

Von Wyl betont, dass man bei der Gestaltung und Planung des Windparks Wert auf Massnahmen gelegt habe, die dem Schutz der Flora und Fauna dienen. Zudem seien diverse ökologische Ausgleichsmassnahmen geplant, etwa Lebensraum für Fledermäuse und Vögel, ein Vernetzungsprojekt zur allgemeineren Förderung der Artenvielfalt und ein Projekt mit Hochstamm Suisse. Zudem hält von Wyl fest:

«Windenergie ist 100 Prozent erneuerbar, schont die Umwelt – es fallen keine Abgase oder Abfälle an.»

Ein Knackpunkt im Mitwirkungsverfahren seien etwa Fragen zum Thema Infraschall gewesen. «Hier galt es, technische Antworten zu liefern», sagt von Wyl. Dies sei nicht immer ganz einfach gewesen, besonders dort, wo die Fragen, Befürchtungen und Ängste eher subjektiv waren und nicht nur technisch erklärt werden konnten.

Der Kienberger Souverän gab an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung im Dezember 2018 bereits grünes Licht für den Bau der vier Windkraftanlagen. Damit in Oberhof eine weitere geplante Windkraftanlage realisiert werden kann, muss die Bau- und Nutzungsordnung (BNO) im Bereich Burgmatte geändert werden. Die entsprechende Teiländerung liegt ebenfalls ab nächster Woche öffentlich auf.

Gemeinderat in Oberhof verhält sich neutral

«Der Gemeinderat wird allfällige Einwendungen entgegennehmen, diese innert nützlicher Frist abhandeln und der Gemeindeversammlung die Teiländerung zur Abstimmung vorlegen», sagt Gemeindeammann Roger Fricker. Einen konkreten Termin für die Abstimmung könne er nicht sagen, da dieser abhängig von der Anzahl der Einwendungen sei.

Noch nicht entschieden sei auch die Position des Gemeinderats hinsichtlich des Baus der Windkraftanlage. Fricker sagt:

«Wir verhalten uns neutral, da wir im Gremium darüber noch nicht abgestimmt haben.»

Verein will Einsprache einlegen

Zu den erklärten Gegnern des Windpark-Projekts in Kienberg (SO) und Oberhof gehört der 2012 gegründete Verein Pro Burg. Vorstandsmitglied Kurt Aerni möchte sich zur nun beginnenden Auflage des Baugesuchs sowie den damit verbundenen Unterlagen inhaltlich nicht äussern. Er kündigt aber an: «Wir werden Einsicht nehmen und eine Einsprache einreichen.»

Das gehöre zur Zielsetzung des Vereins, der seinen Zweck auf der eigenen Website unter anderem so beschreibt: «Der Verein verhindert den Bau und den Betrieb einer Windkraftanlage oder eines Windparks auf dem Hügelzug Burg.» Bereits in der Vergangenheit war der Verein gegen das Vorhaben aktiv.

Sammeleinsprache geplant

Über die nun beginnende Auflage seien sie zwar nicht vorgängig informiert worden, sagt Aerni weiter. Aber: Der Verein ist vorbereitet. In den vergangenen Wochen hat er in Oberhof, Wölflinswil, Kienberg und den umliegenden Gemeinden über 150 Vollmachten für eine Sammeleinsprache zusammen getragen. «Diese werden wir einreichen», sagt Aerni.

Der Verein Pro Burg sieht die Wohn- und Lebensqualität im Benkental durch das Projekt gefährdet. Die Anlage beeinträchtige die Trinkwasser-Schutzzone der Burg-Quellen, produziere Lärm, Schall sowie Schattenwurf und störe das Wandergebiet, den Erholungsraum sowie Wild und Vögel stark. (nbo)