Mit den SBB-Tageskarten der Gemeinden fährt man um bis zu 66 Prozent günstiger. Doch in welcher Gemeinde gibt es überhaupt wie viele Karten? Und wie teuer sind diese? Und gibt es Erhöhungen für das nächstes Jahr?
Die Schüler jubeln: Hurra, morgen beginnen die Ferien! Und während die älteren unter ihnen hoffen, nein: beten, dass ihre Eltern sie nicht – wie im letzten Jahr – zu einer «Wir sind auch eine Wanderfamilie»-Woche nötigen, wenden sich die Jüngeren an Mama und Papa und fragen erwartungsvoll: Was machen wir, was ist geplant, wann geht es los? Vielleicht auch: Was geht ab?
Die Eltern derweil seufzen: Morgen beginnen die Ferien. Und an den Partner gewandt: Was machen wir – bloss?
Unsere vier Last-Minute-Tages-Tipps: Ein Besuch im Verkehrshaus Luzern; eine Reise in die Swissminiatur nach Melide; ein Abstecher auf den Ballenberg; und, das muss ja kommen: eine Fahrt in die Berge – zum Wandern. Am Wetter sollte es nicht scheitern; die Prognosen für die nächste Woche sind – sagen wir: wander-passabel.
Das «Wohin» ist die eine Frage; das «Wie dahin» die andere. Wer staulos ans Ziel kommen will, fährt am besten mit dem Zug. Nebenbei bemerkt: Für den (geschonten) Fahrer hat dies den nicht unerheblichen Vorteil, dass er nicht dauernd von allen Seiten mit Satzstücken wie «zu schnell», «zu langsam», «zu weit rechts», «ich muss mal ganz dringend» oder «wann sind wir endlich da?» beschallt wird.
Das SBB-Tageskarten-Angebot der Fricktaler Gemeinden im Überblick
Die Zugfahrt kann jedoch ganz schön ins Geld gehen: Eine SBB-Tageskarte kostet aktuell 73 Franken; das Halbtax ist dafür ein Muss. Ab 9 Uhr wird es einiges billiger, da kommt Mann oder Frau mit 58 Franken davon. Kinder bezahlen immer 16 Franken. Nur eben: Eine vierköpfige Familie, die zeitig auf den Zug will (die Kinder werden sagen: mitten in der Nacht!), blättert allein für die Billette 178 Franken hin. Viel Geld.
Da lohnt sich ein (virtueller) Gang auf die Gemeinden. Denn aktuell bieten 24 der 32 Gemeinden in den Bezirken Laufenburg und Rheinfelden SBB-Tageskarten an; zusammen bringen sie 53 Karten pro Tag in Umlauf. Eine Umfrage der az unter den Fricktaler Gemeinden zeigt: Die Preise liegen um bis zu 50 Prozent unter dem regulären Tages-Kartenpreis am SBB-Schalter.
Noch günstiger fährt, wer hoch pokert: Wer die Tageskarte erst am Tag vor der geplanten Reise oder gar am Reisetag selber bucht, zahlt nur noch rund einen Drittel des regulären Preises. Aktuell bieten Gansingen, Laufenburg, Münchwilen, Oeschgen, Ueken und Zeihen (dieses im Verbund mit Bözen, Effingen, Elfingen, Hornussen und Herznach) solche Last-Minute-Karten für 25 bis 28 Franken pro Karte an.
Allerdings geht der Reiselustige so ein hohes Risiko ein, dass er gar nicht fährt: Die Auslastung der Gemeinde-Tageskarten liegt im Schnitt bei 87,4 Prozent. Gerade für Fahrten in den Ferien oder an Wochenenden sind die Tageskarten oft Wochen im Voraus ausgebucht.
Bei den meisten Gemeinden gilt bei der Buchung: «De Schnäller isch de Gschwinder» – zumindest für die Einheimischen. Für Auswärtige ist der Verkauf oft limitiert. In Stein etwa können Auswärtige die Tageskarte maximal 14 Tage im Voraus beziehen, in Gipf-Oberfrick sogar erst fünf Tage vor der Reise. Beim Preis bevorteilen 8 der 27 die eigenen Einwohner: Der Fricker zahlt in der eigenen Gemeinde fünf Franken pro Tageskarte weniger als der Fremde, der Kaister vier Franken.
Unter der Woche, das ist ein Novum, fährt man in Laufenburg günstiger: Der Gemeinderat hat den Tageskartenpreis von Montag bis Freitag auf 37 Franken gesenkt; am Wochenende zahlt man 42 Franken pro Karte. Laut Gemeindeschreiber Walter Marbot soll mit dieser Massnahme die Auslastung verbessert werden. Diese lag 2014 zwar bei passablen 78 Prozent; im Jahr davor waren es allerdings 85 Prozent.
Generell fällt auf: Die Auslastungsquoten gingen im letzten Jahr tendenziell zurück; im Fricktaler Schnitt wurden 1,6 Prozent weniger Karten verkauft als 2013. Dies liegt zum einen am gesättigten Markt (seit drei Jahren stagniert die Zahl der Gemeinden im Fricktal, die eine oder mehrere Tageskarten anbietet); zum anderen dürfte der missliche Sommer 2014 ebenfalls seine Spuren im Tageskarten-Geschäft hinterlassen haben.
Die Gemeinden selber zahlen pro Jahres-Kartenset, das sie bei den SBB beziehen, 13 300 Franken. Oder, auf die einzelne Tageskarte umgerechnet: Die Gemeinden sind mit Fr. 36.40 dabei.
Verlangt eine Gemeinde 40 Franken pro Karte, muss sie 332 der 365 Karten verkaufen, um die Kosten zu decken. Das entspricht einer Auslastung von 91 Prozent. Bei einem Preis von 45 Franken pro Karte sind es 81 Prozent.
Mit anderen Worten: Die meisten Gemeinden fahren mit den Tageskarten keinen Gewinn ein. Das ist auch nicht das Ziel: Der Service wird angeboten, um den Einwohnern einen (kostenneutralen) Mehrwert zu bieten. Um das Budget nicht zu strapazieren, spannen kleinere Gemeinden oft zusammen: Zeiningen bietet gemeinsam mit Hellikon und Zuzgen drei Tageskarten an; Zeihen mit Bözen, Effingen, Elfingen, Hornussen und Herznach deren zwei.
Ob gemeinsam oder im Alleingang; für alle 24 Tageskarten-Gemeinden gilt: Der Kluge fährt im Gemeinde-Zuge.