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Es braucht schweizinterne Lösungen, wurde am diesjährigen Wirtschaftsforum Fricktal betont. Anwesend waren unter anderem die Regierungsrätin Susanne Hochuli.
Was die Wirtschaft benötigt, bringen die Menschen nicht immer mit. Aber die Unternehmen brauchen Fachkräfte. Sie zu gewinnen und zu halten, darum ging es beim Wirtschaftsforum Fricktal 2015.
Regula Ruetz, Direktorin des Think-Tanks Metrobasel, mit dem Fricktal Regio Planungsverband Veranstalter des Forums, sagte es in ihrem Eingangsstatement unmissverständlich: Der Fachkräftemangel wäre ohne Zuwanderung und Grenzgänger weitaus dramatischer.
Selbst wenn alle Schweizer Arbeitslose und Sozialhilfebezüger beschäftigt wären, gäbe es immer noch Fachkräftemangel und bräuchte es immer noch Grenzgänger.
Nicht neu: Am grössten ist der Bedarf in der Gesundheitsbranche, laut Ruetz für die gesamte Schweiz allein bis 2020 in einer Grössenordnung von 85 000 neuen Beschäftigten.
Woher sollen die kommen? Schon jetzt habe jede zweite Schweizer Firma Probleme bei der Besetzung von Stellen. Und: Die ewig sprudelnde Quelle Grenzgänger ist der Referentin zufolge in den kommenden fünf Jahren auch am Versiegen.
«Daher braucht es schweizinterne Lösungen», gerade vor dem Hintergrund der Masseneinwanderungsinitiative, gerade im Fricktal: mehr Frauen auf Vollzeitstellen, bessere Kinderbetreuung, flexiblere Arbeitsplätze, Mobilisierung der riesengrossen Ressource Flüchtlinge, mehr Studenten der Mint-Fächer: Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften.
Zu viele Geisteswissenschafter
Raphael Jehle, Geschäftsleiter der Jehle AG Etzgen, stiess ins gleiche Horn: «Wir haben heute eher zu viel als zu wenig Geisteswissenschafter.» Er stellte sein Unternehmen als KMU mit mehr als 80 Prozent Exportanteil und einem Anteil an Grenzgängern in der Belegschaft von 42 Prozent vor.
Mit der Frankenstärke stehe die Exportindustrie unter massivem Preisdruck. Automatisierung könne Kosten senken. Aber: «Es braucht hoch qualifiziertes Personal, um diese Maschinen zu bedienen.»
Daher müssten Unternehmen die Aus- und Weiterbildung künftig noch mehr selbst in die eigene Hand nehmen. Auch Regierungsrätin Susanne Hochuli sprach von der Notwendigkeit lebenslanger Aus- und Weiterbildung.
Hier in die Menschen zu investieren, ihnen ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben zu ermöglichen, sei für den Staat sinnvoller und billiger als sie über Jahre mit Sozialhilfe zu versorgen.
Die Runde in der von der früheren Fernsehjournalistin Mirjam Jauslin moderierten Podiumsdiskussion war sich einig: Den optimalen passgenauen Stellenbewerber gibt es ohnehin oft nicht. Unternehmen müssen auch selbst dazu beitragen, dass die Qualifikation stimmt.
Und: Es hänge auch immer vom Willen und der Entschlossenheit des Einzelnen ab, in einem Unternehmen aufzusteigen. Für Mathias Pohl, Novartis Stein, der die Diskussionsrunde ergänzte, bringen das längst nicht alle mit. Gerade Schweizern fehle oft der Biss. Sie seien zu satt, verspürten nicht den «Hunger nach Veränderung» – ganz im Unterschied zu Bewerbern aus anderen Nationen wie beispielsweise Spanien.