Startseite
Aargau
Fricktal
Wie stark die Aargauer Wirtschaft auf deutsche Grenzgänger angewiesen ist, zeigt das Bundesamt für Statistik auf. Im Aargau arbeiten so 13915 Grenzgänger, 1609 allein in Kaiseraugst. In deutschen Gemeinden beträgt der Grenzgängeranteil bis zu 38 Prozent. So arbeitete 2019 jeder fünfte Lörracher in der Schweiz.
Hurra, die Schweizer sind wieder da. So tönt es seit Montag in den Läden und Restaurants im süddeutschen Raum. Der Ansturm der Schweizer Kunden ist nach drei Monaten Zwangs-Einkaufs-Pause gross. Auch am dritten Tag.
Hurra, die Deutschen waren immer da. Das wird sich manch ein Unternehmer im Aargau während des Lockdowns gesagt haben. Denn nicht wenige Firmen sind auf Grenzgänger angewiesen. Ohne sie ständen etliche Betriebe still. Es war denn auch klar, dass die Grenze für Grenzgänger auch in Coronazeiten offen bleiben muss.
Wie wichtig die Grenzgänger für die Aargauer Wirtschaft sind, zeigt eine Auswertung der Daten des Bundesamtes für Statistik. Danach arbeiteten Ende Jahr 13915 Grenzgänger im Aargau. Das sind rund vier Prozent der Beschäftigten. Die meisten Grenzgänger wohnen in Deutschland: 11562 pendeln aus Deutschland in den Aargau, 2052 kommen aus Frankreich.
Der Frauenanteil bei den Grenzgängern liegt insgesamt bei 26,7Prozent. Er variiert allerdings stark und hängt von der Branchenstruktur in der jeweiligen Gemeinde ab. So sind in der AKW-Gemeinde Leibstadt nur 7,8 Prozent der Grenzgänger Frauen, während der Frauenanteil in Rheinfelden mit seinem Medizincluster bei nahezu 50P rozent liegt.
So viele Stellen werden durch Grenzgänger besetzt:
Mit Abstand die meisten Grenzgänger hat im Aargau die Pharmahochburg Kaiseraugst. Hier überqueren 1609 Personen auf ihrem Arbeitsweg die Landesgrenze. Auf Platz zwei folgt Rheinfelden (1160), auf Platz 3 Baden (1077). Die Metropole im Ostaargau verdrängt damit den zweiten Fricktaler Pharmacluster, Stein, vom Podest. Hier arbeiten 932 Grenzgänger.
Dafür hat die Gemeinde im mittleren Fricktal die Nase vorne, wenn es um die Zunahme der Grenzgänger im ersten Quartal 2020 geht. Mit einem Plus von 30 Personen führt sie die Liste der Gewinner gemeinsam mit Windisch an. Die Zahlen für 2020 sind laut Bundesamt für Statistik allerdings mit Vorsicht zu geniessen, da hier der Coronaeffekt hineinspielt und deshalb die ausgewiesene Zunahme höher als die effektive Entwicklung ausfallen dürfte.
Nicht in allen Aargauer Gemeinden hört man allerdings einen deutschen oder französischen Akzent: 36 der 210 Gemeinden – also 17 Prozent – sind grenzgängerfrei. Altersmässig sind die 50- bis 54-Jährigen mit 2308 Grenzgängern am stärksten vertreten, gefolgt von den 55- bis 59-Jährigen (1967) und den 35- bis 39-Jährigen (1786).
Gefragt sind die Grenzgänger besonders bei der Herstellung von chemischen Erzeugnissen/Mineralölverarbeitung; hier sind 1229 Grenzpendler beschäftigt. Im Pharmabereich sind es 1120, im Bauwesen 1059, im Gesundheitswesen 844 und im Grosshandel 783.
Wie stark die Abhängigkeit vieler süddeutscher Kommunen von den Arbeitsplätzen in der Schweiz sind, zeigt eine Erhebung der Wirtschaftsregion Südwest. Danach arbeitete 2019 jeder fünfte Deutsche aus den Landkreisen Lörrach und Waldshut in der Schweiz. Insgesamt waren es 35600 Personen. Die meisten Grenzgänger hat Lörrach (5286), gefolgt von Rheinfelden (3486).
Spitzenreiter ist Hohentengen bei Kaiserstuhl mit einem Grenzgängeranteil von 38,1 Prozent. Hohe Werte erreichen aber auch Laufenburg mit 26,8 Prozent, Rheinfelden mit 23,8 und Bad Säckingen mit 23,0 Prozent. Neben dem Aargau sind die beiden Basel sowie der Kanton Zürich die Hauptdestinationen der Grenzgänger aus den beiden süddeutschen Landkreisen.