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Der Verein Insieme Frick, der sich vor allem an Eltern von Kindern mit einer Behinderung gerichtet hat, gibt es nicht mehr – es fehlten neue Mitglieder.
Der Verein Insieme Frick, der sich vor allem an Eltern von Kindern mit einer Behinderung gerichtet hat, hat sich aufgelöst. Drei Vorstandsmitglieder traten nach zwölf Jahren Amtszeit zurück, der Vorstand konnte nicht neu besetzt werden. Sowohl eine Fusion mit Insieme Rheinfelden als auch eine Stilllegung lehnten die Mitglieder von Insieme Frick ab.
Bei Insieme Rheinfelden ist man vom abrupten Ende überrascht. Der Verein sei auf «die jahrelangen Zusammenarbeitsofferten von Insieme Rheinfelden» nicht eingegangen, heisst es im Bericht zur Generalversammlung. «Leider eine verpasste Chance mit absolut unglücklichem Ausgang.»
Diesen Vorwurf möchte Antonia Zumsteg, letzte Präsidentin von Insieme Frick, nicht auf sich sitzen lassen: «Wir haben es lange versucht, aber auch Rheinfelden war sehr skeptisch. Sie haben häufig Bedenken geäussert, dass man zu gross werden könnte bei einer Fusion. Wir haben uns nicht willkommen gefühlt.»
Heinz Meier kannte diese Bedenken einiger Aktivmitglieder von Rheinfelden. «Auf der anderen Seite hatten einige in Frick Angst, sie müssten zu viel machen.» Um die Differenzen zu bereinigen und einen gemeinsamen Weg zu prüfen, traf man sich vor etwa einem Jahr.
«Es war aber seltsam. Als wir zusammensassen, sagten die Fricker schlussendlich, das wäre gut und recht, aber sie wollten trotzdem alleine weitergehen», so Meier. Antonia Zumsteg hingegen hat das anders aufgefasst: «Wir sind einfach auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Das kann man nicht einer Seite in die Schuhe schieben.»
An der Generalversammlung von Insieme Frick kam es dann zur Abstimmung darüber, ob man den Verein bloss für zwei Jahre stilllegen wollte oder gleich auflöst. «Die Aktivmitglieder dachten, wir sind in zwei Jahren sonst wieder gleich weit.» Denn trotz enger Zusammenarbeit mit der Heilpädagogischen Sonderschule (HPS) in Frick kamen kaum Eltern nach.
«Der Aufwand ist vielen zu gross, um mitzuarbeiten», beobachtet Antonia Zumsteg. Vor allem ausländische Eltern seien nicht am Vereinswesen interessiert. Dieses Phänomen gibt es auch in Rheinfelden. «Wir haben zwar viele junge Mitglieder, aber kaum ausländische. Zum Teil ist es, als wollten sie ihre Kinder unter Verschluss halten», sagt Heinz Meier.
Vor zwölf Jahren stand auch in Rheinfelden eine Auflösung zur Diskussion. Die Frage «Braucht es so einen Verein noch?» wurde nur noch von zwei Mitgliedern bejaht. «Wir haben dann bei den Eltern nachgefragt, was ihre Bedürfnisse sind», so Meier. Daraus resultierte ein umfassendes Freizeitangebot mit Kursen, aber auch einige Elternweiterbildungen. So wurden aus 35 wieder über 70 Mitglieder. Für neue Ideen hat es in Frick vor allem an Engagement und Zeit gefehlt. Antonia Zumsteg sagt: «Ich hätte gerne als Aktivmitglied unterstützend mitgewirkt.» Um treibende Kraft zu sein, hätte es ihr aber an der Zeit gefehlt. «Wir im Vorstand sind alle arbeitstätig.»
Heinz Meier bedauert die Auflösung sehr: «Ich habe es bis zum Schluss nicht für möglich gehalten.» Nun hofft er, dass sich Interessierte bei Insieme Rheinfelden melden, vielleicht auch wieder eine neue Bewegung starten.
Heinz Meier sagt: «Ich habe Frick immer um die enge Zusammenarbeit mit der HPS in Frick beneidet. Wir versuchen das inzwischen auch mit der Schule in Rheinfelden.» Ausserdem werde Insieme Rheinfelden versuchen, Kontakt zu der HPS Frick herzustellen. Das wäre an der HPS sehr willkommen. Schulleiterin Susanne Anrig sagt: «Ich finde die Auflösung sehr schade, Insieme Frick war für uns wertvoll und wichtig.
Gerade heute, wo viele Kinder in die Regelschule integriert werden, ist der Austausch zwischen betroffenen Eltern nicht gleich automatisch gewährleistet.» Es stelle sich dann aber die Frage, ob die Eltern aus Frick sich in Rheinfelden zugehörig fühlen.
Auch Jean-Paul Schnegg, Geschäftsleiter der Stiftung MBF, bedauert die Auflösung. «Für uns war es wichtig, Informationen von den Vereinen zu bekommen, was die gesetzlichen Vertreter von uns erwarten. Der Informationsfluss aus dem oberen Fricktal wird nun deutlich schwieriger», erklärt er.
Die Stiftung MBF halte zwar gute Kontakte auch direkt zu Eltern, «aber die Meinung einer Einzelperson ist nie gleich repräsentativ wie die Info von einem Verein.» Deswegen habe man seit einigen Jahren eine enge Zusammenarbeit aufgebaut.